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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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gegenüber Platz. Die dunklen, halb zugezogenen Vorhänge ließen nur wenig Licht ins Innere der Kutsche.
    » Nun, vielleicht wollen Sie mir jetzt verraten, was so dringend ist, dass ich heute Morgen beim ersten Hahnenschrei geweckt wurde?« Sein Versuch, die Angelegenheit lässig anzugehen, lief ins Leere. Victoria schwieg, und in seinem Magen begann es unruhig zu rumoren.
    Dann seufzte sie, doch es hörte sich mehr nach einem Schluchzen an. Sie hielt den Kopf gesenkt, sodass er ihr Gesicht unter dem Schirm der Haube kaum erkennen konnte. Er sah nur, dass ihr Mund zitterte. Und eine Träne, die ihr langsam über die Wange rollte und auf den Rücken ihrer blauen Handschuhe tropfte. Noch vier Wochen zuvor hätte er es nie für möglich gehalten, dass Lady Victoria Spencer zu so etwas überhaupt fähig sein könnte. Sein Unbehagen wuchs.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich neben sie zu setzen. Er legte ihr den Finger unter das Kinn, hob ihr Gesicht. » Was ist los?«
    » Ich… ich bekomme ein Kind, und dieses Kind ist von Ihnen«, wisperte sie, während ihr neue Tränen über die Wangen kullerten.
    James riss unwillkürlich seine Hand zurück, und ihr Kopf sackte haltlos erneut nach unten. Als ob ihr schlanker Nacken nicht in der Lage sei, das Gewicht zu tragen. Er rückte zur Seite, lehnte sich mit offenem Mund in den Polstern zurück und erstarrte schweigend.
    Victoria beobachtete ihn mit zitternden Lippen und weit aufgerissenen, tränenfeuchten Augen. Ihre Hände nestelten unruhig an ihrem Rock herum, doch James nahm nichts von alldem wahr. Alles, was bis vor wenigen Sekunden noch Gültigkeit besaß, ergab jetzt keinen Sinn mehr.
    » In jener Nacht…, als ich in Ihr Anwesen kam, da haben wir… Ich wollte sagen, dass wir…« Sie hielt inne und atmete stockend ein, während sie um die Worte rang, die sie sich längst zurechtgelegt hatte. » Ich habe es nicht fertiggebracht, Ihnen einzugestehen, dass ich es erlaubt habe, mich kompromittieren zu lassen… Und ich wollte nicht, dass Sie sich verpflichtet fühlen– weil Sie nicht den geringsten Wunsch verspüren, mich zu heiraten.« Sie drehte das Gesicht zum Fenster und wandte ihm ihr zartes Profil zu. » Aber durch das Kind ändert sich alles. Ich könnte es nicht ertragen, meinem Vater einen Bastard als Enkel in die Arme zu legen, und meine Mutter… Nun, sie hat die Wahrheit bereits erraten.«
    James blieb weiterhin erstarrt sitzen, scheinbar unfähig, auch nur die geringste Bewegung zu machen. Sein Blut schien zu stocken, sein Gehirn nicht mehr zu versorgen und jedes Denkvermögen auszuschalten. Gab es überhaupt noch irgendeine Vernunft und Logik in diesem Albtraum? Er schüttelte den Kopf, als könne er durch diese kleine Geste aus der Welt schaffen, was er gerade gehört hatte.
    » Aber Sie haben mir doch versichert, dass nichts geschehen ist«, gab er leise und mit erstickter Stimme zu bedenken.
    Als sie sich wieder zu ihm drehte, wirkte ihr Gesichtsausdruck gequält. » Ich habe mich so sehr geschämt.«
    Sein Herz drohte zu zerspringen angesichts ihrer Behauptung, die er nicht widerlegen konnte, und die Reue wegen des gestrigen Vorfalls mit Missy verblasste angesichts der Empfindungen, die ihn jetzt durchfluteten.
    » Aber es gab doch gar kein Blut…« James fühlte sich wie ein gestrandeter Fisch, der verzweifelt nach Luft schnappte und ums nackte Überleben kämpfte.
    Ihre Antwort klang gleichermaßen beschämt wie beleidigt: » Ich versichere Ihnen, Mylord, ich war noch Jungfrau.«
    James schloss die Augen, als er an Missy denken musste. Hatte er sich nicht erst letzte Nacht für ein Leben mit ihr entschieden? Seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, und seine Welt schien in einen Abgrund zu stürzen. Er hatte nicht nur eine, sondern gleich zwei junge Ladys ruiniert, doch nur einer konnte er Ruf und Ehre retten.
    Wut stieg in ihm auf, und er verfluchte den Alkohol, der ihm die Erinnerung an jene Nacht geraubt hatte. Sonst wüsste er wenigstens selbst ganz genau, was passiert war. So aber? Du lieber Himmel, er hatte nicht einmal eine blasse Ahnung, wie es ihm überhaupt gelingen konnte, die Bibliothek noch zu verlassen. Wie zum Teufel sollte er sich da an andere Dinge erinnern? Die Nacht blieb so leer wie die Zukunft, die vor ihm lag.
    James strich sich zitternd durch das Haar und drückte die Finger fest an die Schläfen, fuhr unter sein Halstuch, denn er glaubte, in der engen Kutsche ersticken zu müssen. Er wollte sich bewegen, auf und ab

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