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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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marschieren, rennen. Und am liebsten weglaufen. Stattdessen verharrte er schweigend neben Victoria, atmete tief und langsam ein und aus, dachte darüber nach, welche Wahl ihm jetzt noch blieb– und wusste doch längst, dass er keine mehr hatte.
    » Haben Sie Ihren Zustand durch einen Arzt bestätigen lassen?«, fragte er ruhig.
    Eine tiefe Traurigkeit lag in ihren braunen Augen, als sie ihn anschaute und nickte. » Dr. Samuel Litchfield. Ich bin mir sicher, dass Sie es mit eigenen Ohren hören wollen«, sagte sie. Eine Vermutung, mit der sie völlig richtig lag. Wenn er schon auf eine solche Weise in die Ehe gezwungen wurde, dann wollte er sich die Korrektheit ihrer Behauptung zumindest garantieren lassen. Überdies war er ohnehin nicht allzu vertrauensselig, besonders nicht was Frauen anging.
    James antwortete mit einem kurzen Nicken. » Haben Sie Ihrer Mutter erzählt, dass ich der Vater sei?«
    Victoria nickte.
    » Und dem Marquess?«, fragte er und bemerkte ihren gesenkten Blick.
    Sie schüttelte heftig den Kopf. Eine Strähne ihres aschblonden Haares flog ihr um das Gesicht.
    Vermutlich musste er dankbar sein, wenn der einflussreiche Marquess Cornwall nicht in nächster Zukunft bei ihm auftauchte. Nein, wie die Dinge lagen, würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als den Mann aufzusuchen und um die Hand seiner Tochter zu bitten.
    » In ein oder zwei Tagen werde ich mit ihm in Verbindung treten«, kündigte James an.
    Eine Schwangerschaft bedeutete, dass die Heirat rasch über die Bühne gehen musste, was natürlich zu Klatsch und Tratsch in der Gesellschaft führte. Das würde ein gefundenes Fressen für die Londoner Gerüchteküche sein. Das Thema der Saison, zumal angesichts seiner stadtbekannten Abneigung gegen die Ehe. Die Spekulationen würden ins Kraut schießen und die Salons mit angehaltenem Atem auf die Ankündigung einer bevorstehenden Geburt warten, um dann genüsslich nachzurechnen und die verbleibenden Monate zu zählen.
    Er unterdrückte einen Seufzer und ergab sich in sein Schicksal, streckte praktisch die Waffen. Müde wischte er sich mit der Hand über das Gesicht. Ein einziger Tag, und sein Leben war auf den Kopf gestellt. Eine andere Braut als geplant, eine andere Zukunft. Seine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt, und ein brennender Schmerz flammte in seiner Brust auf, als er an Missy dachte. Mein Gott, wie würde sie reagieren, wenn seine Verlobung mit Victoria öffentlich gemacht wurde.
    Er schluckte schwer, bevor er den Kutschenschlag aufstieß und ausstieg.
    Rasant preschte James mit dem Jagdwagen über die Straße, hindurch zwischen Kutschen, Pferden und Menschen. Einige Ecken nahm er so scharf, dass sein Wagen sich gefährlich auf zwei Räder hob, bevor er quietschend auf das Pflaster zurücksank.
    Zu Hause angekommen befahl er seinem Butler, für ihn sogleich zwei Besuche zu arrangieren: einen bei Dr. Litchfield und einen anderen bei Missy.
    Welch merkwürdige Sache, dachte Missy, dass niemand ihr ansah, was mit ihr geschehen war. Schließlich galt der Verlust der Jungfräulichkeit als durchaus einschneidendes Erlebnis im Leben einer jungen Frau. Doch weder ihre Mutter und ihre Schwestern noch Beatrice hatten sie mit neugierigen Blicken gemustert. Niemand schien zu bemerken, dass hinter der Fassade der Normalität die wildesten Gefühle brodelten. Scham, Furcht, Unsicherheit und ein schwacher Hoffnungsfunke. Aber weil das alles gut in ihrem Inneren verborgen blieb, verlief der Vormittag wie immer.
    Bis Stevens ihr nach dem Spaziergang im Hyde Park und vor dem zweiten Frühstück eine Nachricht überreichte. Sie überflog das Schreiben kurz und setzte eine Antwort auf, die James’ wartendem Lakaien übergeben wurde.
    Wieder musste Missy sich eine Ausrede einfallen lassen. Diesmal behauptete sie, sich vor dem Ball bei den Florhams, der am Abend stattfinden sollte, noch einmal ausruhen zu müssen, und entschuldigte sich, die Familie nicht zum Ausflug nach Vauxhall Gardens begleiten zu können. Obwohl enttäuscht erteilte die Viscountess ihrer Tochter die Erlaubnis, daheimzubleiben. Sie wusste schließlich selbst, wie anstrengend das Leben während der Saison sein konnte. Junge Ladys brauchten ihren Schlaf, wenn sie bis in die frühen Morgenstunden Gesellschaften und Bälle besuchen wollten.
    Punkt zwei Uhr am Nachmittag, eine volle halbe Stunde, nachdem ihre Mutter und die Schwestern fortgegangen waren, traf James im Stadthaus der Armstrongs ein. Missy trug das lavendelfarbene

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