Verbotene Sehnsucht
Hände drängend auf ihren Hüften lagen, wollte er plötzlich nur noch eines: sie küssen, sie liebkosen, in ihr und eins mit ihr sein. Das brauchte er dringender als die Luft zum Atmen.
Langsam wuchs seine Erregung und pulsierte stramm und heiß in seiner Hose. Er registrierte, dass auch sie es bemerkte, die Augen sich erstaunt weiteten und sie nicht länger versuchte, sich von ihm loszureißen. Atemlos und wie erstarrt stand sie vor ihm. Sie schluckte, und die Zunge fuhr langsam und vorsichtig über ihre Unterlippe. James schlang die Arme um sie, sodass seine Erregung hart gegen ihren Bauch stieß. Seine Lippen teilten sich, als er den Kopf senkte.
» Missy.«
James hatte sein Ziel beinahe erreicht, war ganz dicht an ihren Lippen, als er ein scharfes, drängendes Flüstern hörte. Er riss den Kopf hoch und entfernte sich rasch ein paar Schritte.
» Missy, bist du da?«
Claire, Missys Freundin. James war dankbar für die Dunkelheit, die wenigstens einiges verbarg.
Claire Rutland blieb in dem Moment stehen, als sie ihn erkannte. » Guten Abend, Lord Rutherford, ich bin auf der Suche nach Missy. Ich wollte nach ihr schauen…«
Missy trat vor, sogar mit einigermaßen gefasster Miene. Doch selbst im schwachen Schein der Gaslaterne waren ihre geröteten Wangen und der verräterische Glanz in ihren Augen zu erkennen.
» Ach, da bist du ja. Ich dachte mir doch, dass ich dich habe herausgehen sehen.« Claire gab sich ganz unbefangen, tat, als sei es vollkommen normal, die Freundin allein mit einem Mann in einer dunklen Ecke des Gartens zu entdecken.
» Deine Mutter sucht nach dir. Ich glaube, sie möchte aufbrechen.« Sie lächelte James dünn zu, bevor sie ihre Freundin mit einem ziemlich durchdringenden Blick musterte und mit ihr ein stummes Zwiegespräch hielt.
Missy lächelte ebenfalls schwach. » Ja, ich bin in den Garten gegangen, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Offenbar hatte James die gleiche Idee.« Sie ließ den Blick über ihn schweifen, ohne ihm in die Augen zu sehen. » Es war mir ein Vergnügen, dich wiederzusehen.« Obwohl sie die Worte klar und deutlich aussprach, gaben ihr Tonfall und ihre steife Haltung zu verstehen, dass es zumindest nicht die reine Wahrheit war.
James nickte wie betäubt. Die beiden Frauen gingen über die Terrasse in den Ballsaal zurück, während James noch eine Minute wartete und dabei vergeblich gegen wachsende Hilflosigkeit und einsame Verzweiflung sowie gegen eine brennende, alles verzehrende Sehnsucht ankämpfte. Dann machte auch er sich auf den Weg nach drinnen, zurück zu Lady Victoria und zu einer Zukunft, die sich ihm wie eine Schlinge um den Hals legte und sich langsam zuzog.
James hatte den Besuch durchaus erwartet, aber nicht so schnell, sondern eher irgendwann später in der Nacht oder am nächsten Morgen. Erst kurz zuvor war er vom Ball nach Hause gekommen und trug noch immer seine Abendgarderobe, als Smith in sein Schlafzimmer kam, um den späten Besuch zu melden.
Seine Freunde saßen bereits wartend in der Bibliothek. Cartwright hatte es sich in einem ledernen Armsessel bequem gemacht, während Armstrong damit beschäftigt war, Drinks einzuschenken. Offenbar brauchten sie alle etwas Kräftiges nach Punsch und Bowle.
Sie waren direkt vom Ball hierhergekommen, hatten sich lediglich die Halstücher heruntergerissen. Armstrongs Frisur machte den Eindruck, als sei er zu oft mit den Fingern hindurchgefahren, und seine Miene wirkte nüchtern– beinahe tödlich nüchtern.
» Irgendwie hatte ich gehofft, dass ihr mir bis morgen Zeit gebt«, meinte James und holte sich ebenfalls einen Drink.
Armstrong schnappte sich die zwei Gläser und brachte eines zu Cartwright, bevor er in dem anderen Armsessel Platz nahm. Er trank einen Schluck, hielt den Blick aber die ganze Zeit auf James gerichtet. » Ich hätte mir eigentlich gewünscht, dass ich über die bevorstehende Hochzeit nicht von Lady Cornwall und ihresgleichen informiert werde.«
Cartwright blies in das gleiche Horn. » Du darfst mich gerne eines Besseren belehren, falls ich die Situation falsch verstehen sollte. Doch ich glaube, ich liege richtig damit, dass du der eisigen Lady den Hof machst, und zwar in der festen Absicht, sie zu heiraten? Deine Begleitung hat es mir ziemlich schwer gemacht, ein Wort alleine mit dir zu wechseln.« Seine Missbilligung war unüberhörbar, auch wenn er in seinem üblichen trockenen Ton redete.
James presste die Lippen zusammen. Er griff nach seinem Brandy und setzte
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