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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Elizabeth flieht nun in die alte Geborgenheit zurück?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Viola mit einem plötzlich sehr wachen Ausdruck in den Augen. »Es ist doch ganz klar, weshalb sie in Harriets Arme eilt! Sie wird Geld brauchen, um ihren Liebsten freizukaufen!«

    »Und Sie meinen, sie wagt es tatsächlich, ausgerechnet bei der armen Lady Sheridy zu betteln? Nach allem, was sie ihr angetan hat?«
    »Das ist ihr ganz gleich. Diese Person ist skrupellos. Belinda, die mit ihr bei der hervorragenden Miss Brande unterrichtet wurde, hat mir schlimme Geschichten erzählt. Elizabeth soll einmal für mehrere Tage weggelaufen sein, und niemand weiß genau, wo sie sich herumgetrieben hat. Damals war sie erst dreizehn! «
    Sämtliche Damen kniffen die Augen noch fester zusammen, um das skandalträchtige Geschöpf dort unten besser sehen zu können.
    »Lady Sheridy muß am Leben verzweifeln«, murmelte eine genußvoll. »Erst wäre Cynthia beinahe im Gefängnis gelandet, weil sie diesen Taugenichts geheiratet hat, und nun diese Tragödie um Elizabeth. Hoffentlich hat sie wenigstens Freude an Joanna und George!«
    Niemand hoffte das, aber jeder pflichtete ihr bei. Eifrig mit ihren Fächern wedelnd, schlenderten sie weiter, und Viola erzählte von der rührenden Liebe, mit der Arthur Darking seine schöne Belinda umgab.
     
     
    Elizabeth stand am Wasser und betrachtete das helle Sonnenlicht, das auf dem Meer glitzerte. Sie hatte die Biegung der Küste hinter sich gelassen, der dunkle Streifen von Lincolnshire am Horizont war weggetaucht, und Himmel und Wellen berührten einander in der Ferne. Der Blick dorthin ließ die ganze übrige Landschaft unwirklich werden. Elizabeth hatte das Gefühl, es existiere einzig sie allein auf einem Fußbreit Sand mit dem unüberschaubaren Meer vor ihr. Sie spürte den salzigen Wind und die warme Sonne auf ihrem Gesicht und war davon so gefesselt, daß sie sich nicht losreißen und zu den übrigen Gästen zurückkehren konnte. Schon am Morgen, während der Trauung, hatte sie sich im Hintergrund gehalten, denn es entging ihr natürlich nicht, daß ihr Erscheinen Aufmerksamkeit hervorrief und viele über sie tuschelten. Die meisten der großen Familien aus der
Grafschaft, die Fitheridges, die Gallimores und viele andere, die sich heute zu Belindas Hochzeit versammelt hatten, kannten Elizabeth seit ihrer Kindheit in Heron Hall und hatten vier Jahre zuvor voller Entsetzen von ihrer unseligen Verbindung mit John Carmody gehört. Nun wollte jeder wissen, wie ein Mädchen aussah, das sich so schamlos benahm. Leider entsprach Elizabeth nicht den allgemeinen Vorstellungen. Sie wirkte überhaupt nicht verrucht, sondern eher traurig, verhielt sich zurückhaltend und fiel dadurch auf, daß sie wenig sprach und kaum lächelte. In der Kirche saß sie in der letzten Reihe, neben Joanna und Edward. Später, während des Gedränges bei dem Gartenfest, wurde sie von ihren Begleitern getrennt, und sie nutzte diese Gelegenheit, sich gleich ganz zurückzuziehen. Sie lief über die Dünen zum Meer hinunter, zum einsamen Strand. Es waren nicht nur Geflüster, Blicke und anzügliche Bemerkungen, die sie quälten, sie spürte vielmehr, daß diese Welt des adeligen Englands mit seinen Feiern und Empfängen, mit Musik und Seidenkleidern schon lange nicht mehr zu ihr gehörte. Eine Empfindung von tiefer Verlassenheit bemächtigte sich ihrer inmitten der vielen fröhlichen Menschen, aber sie wußte gleichzeitig auch, daß die verwahrloste Londoner Armut, in der sich John zu Hause fühlte, für sie noch immer nicht zur Heimat geworden war.
    Eigentlich weiß ich gar nicht, wohin ich gehöre, dachte sie, aber hier am Meer bin ich wenigstens glücklich.
    Sie setzte sich auf einen flachen Felsen, hielt ihr Gesicht gegen die Sonne und schloß die Augen. Eine endlose Zeit blieb sie so, ohne sich zu bewegen, und als sie dann wieder zu sich kam, stand die Sonne schon tief im Westen, und das Wasser schimmerte rot. Sie richtete sich müde auf und sah zurück über den dunklen Strand bis zu den schattigen Dünen. Als sie eine schmale Gestalt bemerkte, die langsam auf sie zukam, wußte sie sofort, daß es Joanna war.
    »Endlich finde ich dich«, sagte sie. »Wo warst du denn die ganze Zeit?«
    »Hier.«

    »Warum? Das Fest war schön!«
    »Ich wollte aber ans Meer. Es ist sehr lange her, daß ich so am Wasser saß. Außerdem kann ein Fest bei Belinda nie wirklich schön sein.«
    »Da hast du recht«, gab Joanna zu, »sie tanzen

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