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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Hochzeit, da muß ich mich auch sehen lassen!« Wie zwei Schatten verschwanden die beiden in der Dämmerung, ebenso lautlos, wie sie gekommen waren.
    »Ich habe es nicht geahnt«, flüsterte Joanna, »ich habe wirklich nicht damit gerechnet, daß jemand in der Nähe sein könnte. Elizabeth, was soll ich denn jetzt tun? Sie werden alles erzählen, und...«
    »Sie werden keinen neuen Stoff für ihre Geschichte bekommen«, sagte Elizabeth ein wenig verstört. »Vielleicht habe ich
schon morgen das Geld, und dann verschwinde ich sofort nach London!«
    »Aber das nützt nichts! Belinda hat genug gehört. Sie kann mich zerstören, wenn sie will. Ich kann nie wieder...«
    »Jetzt beruhige dich doch. Was soll Belinda denn gehört haben? Du wolltest mich nicht gehen lassen, weil ich für dich wie eine Schwester bin, weil du mich deshalb liebst und weil du mich jetzt brauchst. Es ist völlig harmlos!«
    »Sei doch nicht so naiv, Elizabeth! Belinda braucht nur ein bißchen auszuschmücken, und schon hat sie eine atemberaubende Geschichte, die ihr jeder glauben wird. Unsere Familie ist schon lange nichts mehr wert, und deshalb wird niemand Skrupel haben. Du giltst seit langer Zeit als äußerst zwielichtige Person, jeder lauert darauf, dir noch mehr anhängen zu können. Und dazu ich, verarmender Adel, meine Mutter insgeheim schon häufig der leichten Verrücktheit verdächtigt, mein Vater unter mysteriösen Umständen gestorben, meine Schwester um Haaresbreite der Justiz entkommen, nachdem sie sich in die Machenschaften ihres diamantenschmuggelnden Ehemannes hat verwickeln lassen — es ist den Leuten ja kaum übelzunehmen, wenn sie alles glauben, was sie von uns hören!«
    »Trotzdem...« Elizabeth zögerte, sprach dann aber entschlossen weiter: »Ich reise so bald wie möglich nach London. Ich denke, daß dies allein schon das Schlimmste verhindert.«
    »Du ziehst wieder einmal deinen Kopf aus der Schlinge!«
    Elizabeth sah sie zornig an.
    »Manchmal denke ich, daß du mich eigentlich haßt«, sagte sie heftig. Joanna wandte sich ab und ging über den Strand hinweg zurück zum Schloß. Elizabeth überlegte einen Moment, dann folgte sie ihr. Beide hatten insgeheim nur den Wunsch, das Fest so schnell wie möglich zu verlassen, aber sie wußten, daß sie das möglicherweise in noch größere Schwierigkeiten gestürzt hätte. Sie mischten sich wieder unter die Gäste, doch Joanna fühlte sich kaum noch in der Lage, mit irgend jemandem eine vernünftige Unterhaltung zu führen. Viele Leute, die sie gewöhnlich als sehr gescheite Plauderin kannten, sahen sie verwundert an, und jeder
forschende Blick, der sich auf sie richtete, stürzte Joanna in eine schreckliche Angst.
    Belinda kann noch kein Gift verstreut haben, versuchte sie sich zu beruhigen, aber ihr heftiges Herzklopfen vermochte nicht abzuebben, denn wenn auch heute nichts herauskam, dann doch morgen oder übermorgen. Elizabeth konnte es ja gleich sein.
    Joanna beobachtete die Freundin, die sich mit einem älteren Herrn unterhielt. Sie sah keineswegs glücklich und heiter aus, aber ganz sicher verdunkelte Johns und nicht Joannas Schicksal ihr Gemüt. Von ihr waren keine Hilfe und kein Halt zu erwarten. Joanna meinte plötzlich, es keinen einzigen Moment länger mit ihr in einem Raum aushalten zu können. Sie stellte ihr Sektglas auf einer Fensterbank ab und drängte sich durch die Menschen zum Ausgang. In der Tür stieß sie auf Edward.
    »Nanu, wohin wollen Sie denn?« fragte er verwundert.
    »Ich ... mir ist nicht gut. Ich will nach Hause, ich will sofort nach Hause!« Sie fing an zu weinen. Edward führte sie schnell hinaus in die Dunkelheit.
    »Beruhigen Sie sich«, bat er. »Ist irgend etwas geschehen?«
    »Nein, ach, es ist auch ganz gleichgültig. Aber ich will nach Hause!«
    »Und... Elizabeth?«
    »Sie ist mir auch gleichgültig! Ich will nur weg!«
    Edward forschte nicht weiter, sondern zog Joanna mit zu seiner Kutsche. Sie tappte willenlos und schluchzend hinter ihm her, zutiefst verstört, wie ihm schien.
    »Ich bringe Sie mit meiner Kutsche nach Hause«, sagte er, »dann hat Elizabeth noch Ihre zur Verfügung. Genau wie damals — wissen Sie noch? In London, bei Lord Ayleshams Fest!«
    Joanna gab kein Zeichen von sich, daß sie seine Worte gehört hatte. Sie stieg ein, lehnte sich tief in den Sitz zurück und versuchte mit einem Taschentuch die Tränen zu trocknen. Edward wagte nicht mehr, sie anzusprechen, aber er fühlte sich als Beschützer. Immer war er da,

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