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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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jetzt im Schloß. Lord Darking ist betrunken, und Belinda albert wie in ihren schlimmsten Zeiten.«
    »Warum hast du dich zurückgezogen?«
    »Ich wollte dir etwas sagen. Heute früh hat Mutter meinen Bitten nachgegeben. Sie beschafft das Geld, das du brauchst, um John freizukaufen.«
    »Was?« Elizabeth sprang auf ihre Füße. Die dumpfe Ergebenheit, die den ganzen Tag auf ihr gelastet hatte, war verschwunden. »Warum erzählst du mir das erst jetzt, Joanna? Du weißt doch, daß ich Tag und Nacht über nichts anderes nachdenke! Bis wann kann ich das Geld haben?«
    »Ich weiß nicht«, Joanna sah an ihr vorbei in den Sand, »morgen vielleicht.«
    »Dann muß ich auf der Stelle zurück. Jeder Tag ist jetzt wichtig. Aber wirklich, Joanna, warum hast du mir das nicht schon heute morgen gesagt?«
    Joanna blickte auf und sah Elizabeth an. Das Gesicht vor ihr war voller fragender Unbefangenheit, aber Elizabeths Gedanken jagten bereits nach London und gingen im Geist den Weg zu jenem Richter, der John verurteilt hatte. Es hielt sie nichts mehr hier, und sie würde, sobald sie die Geldscheine in den Händen hatte, keinen Moment mehr zögern und nach London abreisen.
    »Ich wollte es dir nicht sofort sagen«, antwortete Joanna, »ich hatte Angst davor.«
    »Warum denn?«
    Oh, weißt du das denn wirklich nicht, hätte Joanna am liebsten geschrien, wie dumm und einfältig bist du eigentlich? Existiert in deiner verdammten Welt denn gar kein anderer Mensch mehr als John? Gibt es außer ihm nichts, überhaupt nichts, was dich noch zu bewegen vermag?

    »Warum schaust du mich denn so an?« fragte Elizabeth. Sie tat einen Schritt nach vorn, denn die Wellen erreichten schon beinahe ihre Füße. Das stärker werdende Rauschen kündigte die Flut an. Joanna griff nach ihrer Hand.
    »Ich hätte unser Gespräch am liebsten noch Woche um Woche hinausgeschoben«, sagte sie hastig, »aber wenigstens diesen einen Tag wollte ich retten. Ich dachte, er könnte schön werden, aber ich habe mich getäuscht. Du irrst völlig ruhelos umher und denkst an nichts als an John. Ob ich bei dir bin oder nicht, ist dir ganz gleichgültig. Manchmal denke ich, du würdest es nicht einmal merken, wenn ich plötzlich tot wäre!«
    »Aber was redest du denn?« fragte Elizabeth verwirrt. »Was versuchst du mir zu sagen? Ich habe schreckliche Sorgen, weil John in einem grauenhaften Verlies gefangengehalten wird und jeder Tag dort der letzte seines Lebens sein kann. Du kannst dir dieses Gefängnis nicht vorstellen! Krankheiten herrschen da und Hunger, und die Gefangenen sind auf Gnade und Ungnade den brutalen Wärtern ausgeliefert, die mit ihnen machen können, was sie wollen, und...«
    »Du verstehst mich überhaupt nicht«, unterbrach Joanna. »Ich weiß schon, daß John in einer scheußlichen Lage ist, aber das interessiert mich im Augenblick gar nicht. Ich denke jetzt nur an mich!«
    »Ich verstehe dich wohl wirklich nicht. Was hat denn das alles mit John zu tun?«
    »O Gott«, murmelte Joanna, »ich glaube, es ist ganz sinnlos, dir irgend etwas erklären zu wollen. Vielleicht sollte ich es gar nicht versuchen. Es geht, verdammt noch mal, nicht um John! Vergiß ihn doch für einen einzigen Moment. Sieh einmal nur uns beide. Bedeutet dir unsere Freundschaft gar nichts mehr?«
    »Jetzt fängst du schon wieder damit an. Ich habe dir bereits gesagt, daß es mir leid tut, damals so überstürzt fortgegangen zu sein, aber...«
    »Damals! Heute willst du fortgehen. Und dabei brauche ich dich, Elizabeth, ich brauche dich mehr als irgendeinen Menschen auf der Welt!« Joanna begann plötzlich zu weinen, was Elizabeth
zutiefst erschreckte. Sie wollte nach Joannas Arm greifen, doch diese riß sich los.
    »Für dich bin ich nichts als eine Episode in deinem Leben!« rief sie. »Wir lebten zehn Jahre zusammen, doch das vergißt du nun. John ist jetzt das einzige, worum deine Gedanken kreisen, um nichts sonst!«
    »Bist du etwa eifersüchtig auf ihn?«
    Joanna schwieg kurz, dann schrie sie: »Ja! Ja, ich bin eifersüchtig auf diesen schrecklichen, hergelaufenen Mann. Er ist in unser Leben eingedrungen in einem Augenblick, wo ich dich am meisten gebraucht habe. Vater war gerade gestorben, Mutter drohte darüber nahezu den Verstand zu verlieren, Cynthia mußte auf den Kontinent fliehen, wir hatten plötzlich nicht mehr genug Geld, alle fielen über uns her, und ich stand mit alldem allein, aber das ließ dich ganz kalt. Ich habe dich angefleht, bei uns zu bleiben, aber du

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