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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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jetzt erst, nun, da er tot war?
    »Ich war so schlecht«, fuhr sie weinend fort, »so schlecht und böse... ich verstehe nicht, warum Arthur in den Krieg zog! Es hätte alles so schön weitergehen können!«
    Joanna verbiß es sich, zu sagen, daß die Ehe von Belinda und Arthur Darking keineswegs schön gewesen war und daß sie sehr gut wußte, warum es diesen Mann von England fortgezogen hatte. Doch weshalb sollte sie Belinda noch mehr Schmerz zufügen, als sie ohnehin schon empfand!
    Zudem fand sie, daß sie selbst kaum das Recht hatte, die andere in diesem Punkt zu verurteilen. Edward hatte sie aus den gleichen Gründen verlassen, die Arthur zum Fortgehen bewogen hatten.
    »Wenigstens ist er für England gestorben«, meinte Belinda schließlich.
    »Ja«, stimmte Joanna ohne Überzeugung zu, »wenigstens das!«
    Sie blieb bis zum Mittag, denn jedesmal, wenn sie sich anschickte zu gehen, bekam Belinda beinahe einen hysterischen Anfall.
    »Du darfst mich nicht verlassen, Joanna!« rief sie. »Ich sterbe, wenn ich allein bleibe!«

    Also hielt Joanna weiterhin ihre Hand und hörte sich geduldig ihre Selbstzerfleischungen an. Ihre sonstige Abneigung gegen Belinda, die sie an manchen Tagen unfähig gemacht hatte, mit dieser Frau überhaupt in einem Raum zu verweilen, trat zurück. Wahrscheinlich, überlegte sie, war sie einfach kein wirklich rachsüchtiger Mensch. Belinda war schuld, daß sie in diese unheilvolle Ehe mit Edward hineingeschlittert war, aber nun, da sie so schrecklich verzweifelt schien, konnte sie nicht einmal mehr daran denken. Es war ihr unmöglich, sie jetzt einfach hier allein sitzen zu lassen. Sie hatte das Gefühl, eine Verantwortung gegenüber Belinda zu haben, denn schließlich hatten sie viele Jahre gemeinsam verbracht.
    Am frühen Nachmittag endlich kreuzte Lady Viola auf, deutlich von Kopfschmerzen und allen möglichen anderen Nebenwirkungen des Festes geplagt. Sie eilte sofort auf ihre Tochter zu.
    »Belinda«, rief sie, »mein armes Mädchen, es tut mir so schrecklich leid, daß ich nicht eher kommen konnte, aber...«
    »Aber was?« fragte Belinda aufsässig.
    »Nun... eh...«
    »Immer müssen Sie sich betrinken, Mutter! Nie sind Sie da, nicht einmal in einem solchen Moment! Dabei bin ich so unglücklich, zum Sterben unglücklich! Wäre Joanna nicht gewesen, dann hätte sich niemand um mich gekümmert!« Sie schluchzte laut auf.
    Lady Viola warf Joanna einen unsicheren Blick zu.
    »Joanna, ich bin Ihnen für Ihre Hilfe sehr dankbar«, murmelte sie. Joanna stand auf.
    »Ich bin doch gern gekommen«, entgegnete sie, »es ist ein furchtbarer Schicksalsschlag, der Ihre Familie getroffen hat!«
    »Ach ja! Haben Sie etwas von Lord Gallimore gehört?«
    »Ich weiß gar nichts. Auf den heute veröffentlichten Verlustlisten steht sein Name nicht, aber das muß nicht viel bedeuten.«
    »Ich hoffe das Beste für Sie. Äh«, Lady Violas rasende Neugier wurde nicht einmal von dem traurigen Ereignis gedämpft, »es kam ja für uns alle gestern etwas überraschend, die liebe, kleine Elizabeth als Gräfin wiederzusehen!«

    »Ja, in der Tat, das war beinahe überraschender als die Nachricht von Trafalgar«, meinte Joanna spitz. Viola überhörte die Schärfe.
    »Warum hat John Carmody sie denn verlassen?«
    »Sie hat John verlassen. Warum, weiß ich nicht.«
    »Nein? Ich dachte immer, Sie seien so innig befreundet! Belinda erzählte, zwischen Ihnen herrsche die tiefste Freundschaft, die sie jemals erlebt habe!«
    Joanna sah sie prüfend an, doch Viola wirkte arglos. Offenbar hatte Belinda nicht mehr als das erzählt.
    »Wir haben uns nun auch schon lange nicht mehr gesehen«, sagte sie. »Ich muß jetzt aber wirklich gehen. Auf Wiedersehen, Belinda. Ich komme morgen noch einmal.«
    Sie verließ das Zimmer und lief eilig hinunter auf die Straße zu ihrer Kutsche. Als sie in dem schaukelnden Wagen saß, überlegte sie, ob sie wirklich gleich nach Hause wollte. Eigentlich könnte sie zu Elizabeth fahren und sie besuchen. Zwar wußte sie nicht, wo die Freundin wohnte, aber sie konnte bei Lady Stanford vorbeifahren und sie fragen. Kurz entschlossen schickte sie ihren Kutscher zum Hyde Park.
    Es dauerte lange, bis sie sich von Lady Stanford wieder verabschieden konnte. Wie jeder andere Mensch in London und in den Provinzen, wo sich die Siegesnachricht schnell verbreitete, wollte auch sie über die Schlacht in aller Ausführlichkeit sprechen. Natürlich hatte sie bereits vom Tod Lord Darkings gehört.
    »Arme Lady

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