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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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von Lady Stanford?« unterbrach Joanna.
    »Belinda hat das doch gesagt, oder nicht?«
    »Ja, ich meine das ja auch.«
    Vorsichtig griff Elizabeth an Andrew vorbei nach Belindas Hand.
    »Belinda«, flüsterte sie. Belinda wandte sich ihr mit einer anmutigen Bewegung zu.
    »Ja?«
    »Belinda, die Karten für den heutigen Abend kamen doch von Lady Stanford?«
    »Ja sicher.«
    »Weißt du das genau?«
    »Aber bitte, ich bin schließlich nicht...«
    Der Beifall ebbte ab, die Zuschauer setzten sich wieder. Sarah Kemble gab den Zurufen nach und spielte die letzte Szene noch einmal. Im Saal herrschte völlige Stille.
    Elizabeth wußte, daß sie riskierte in der Luft zerrissen zu werden, wenn sie jetzt weiter sprach, aber sie versuchte es noch einmal.
    »Belinda... wer hat dir die Karten denn gebracht?«
    »Ruhe!« verlangte eine erboste Frauenstimme aus der Loge neben ihnen, was sofort weitere Zischeleien zur Folge hatte.
    »Irgendein Dienstmädchen brachte sie«, antwortete Belinda, »ein einfaches, nettes Ding... Sarah oder Samantha oder so ähnlich. «
    Elizabeth stockte der Atem.
    »Samantha?«
    »Elizabeth, du bist zu laut«, murmelte Andrew.
    »Bist du sicher, daß sie Samantha hieß?« wiederholte Elizabeth.

    Nun aber brach der Sturm der Entrüstung endgültig los.
    »Unverschämtheit!« schrie jemand von unten.
    »Charles, ich verlange, daß du diese impertinente Person dort drüben zurechtweist«, keifte eine Frau, woraufhin ihr Mann erschrocken murmelte:
    »Leise, das ist die Countess Locksley!«
    »Nun, dann muß man sich über ihr Benehmen nicht wundern. Man weiß ja allgemein, daß...«
    Glücklicherweise brach die Frau ihre wütende Rede ab, weil Sarah auf der Bühne, die Unruhe bemerkend, lauter und intensiver zu sprechen begann. Alle Aufmerksamkeit wandte sich ihr zu. Auch Elizabeth und Joanna schwiegen, Elizabeth mit steigender Verwirrung kämpfend. Noch gelang es ihr nicht, sich alles zusammenzureimen, aber die Ahnung eines Unheils verstärkte sich in ihr. Samantha — der Name allein ließ sie erschauern, weil er sie an die verzweiflungsvollsten Minuten ihres Lebens, an Johns Verhaftung an jenem brütendheißen Sommernachmittag vor beinahe drei Jahren erinnerte. Natürlich mußte es nicht diese Samantha sein, es gab Dutzende von Dienstmädchen in London, die diesen Namen trugen. Aber nun, da Joanna ihren Argwohn geweckt hatte, fiel ihr eine weitere Seltsamkeit auf. Warum schenkte Lady Stanford ihre Karten ausgerechnet Belinda? Elizabeth war noch nicht lange genug wieder in London, um die feinen Beziehungen und Intrigen innerhalb der Gesellschaft genau zu kennen, doch sie meinte mitbekommen zu haben, daß die Lady gerade für Belinda nichts übrig hatte. Andererseits war Belinda gerade erst Witwe geworden, ihr Mann hatte sein Leben für England gelassen, und es mochten Pflichtbewußtsein und Mitleid sein, die Lady Stanford zu ihrem Tun bewogen hatten. Es konnte alles eine harmlose Angelegenheit sein, aber wenn nicht, dann blieb die Frage, welchen Sinn dieses Spiel hatte. Und es wurde Elizabeth abwechselnd heiß und kalt, wenn sie überlegte, daß der einzige Zweck dieses Abends sein konnte, sie und Andrew aus dem Haus zu locken, um dort nur noch eine Dienerschaft zu haben, die bestechlich sein konnte und von der Elizabeth nie mit felsenfester Sicherheit zu behaupten gewagt
hätte, daß sie bis hinunter zum untersten Küchenmädchen loyal zu ihnen stand. Wer aber sollte in das Haus des Earl Locksley eindringen wollen? Menschen, die sie bestehlen wollten, die vielleicht dringend Geld brauchten?
    »O Gott, nein, nur das nicht«, stöhnte sie leise. Andrew hörte es.
    »Was ist denn?« fragte er. »Du bist ja ganz blaß!«
    »Es ist schon gut.« Sie krampfte die Hände ineinander, um sich zu beherrschen. Sally und ihre Freunde, diese Leute um John. Aber sie werden es doch nicht ausgerechnet in meinem Haus wagen, dachte sie, Sally ist meine Freundin, mich können sie nicht berauben!
    Aber zugleich fiel ihr ein, daß sie der einzige Mensch war, der dieses Verbrechen möglicherweise ein klein wenig abzusichern versprach. Der Plan war nicht ungefährlich, denn die Lüge konnte jederzeit entdeckt werden, wenn womöglich Leute auftauchten, die sicher wußten, daß die Stanfords nie vorgehabt hatten, diesen Abend in Covent Garden zu verbringen, oder wenn den Betrogenen selbst Unstimmigkeiten auffielen. Aber wenn sie, Elizabeth, selbst zu den Opfern gehörte, dann konnte damit gerechnet werden, daß sie versuchen

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