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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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ahnte nicht... Du lieber Himmel«, schrie sie plötzlich zu Alex hinauf, »nehmt euch doch, was ihr wollt, nehmt es euch, aber geht, verschwindet! Zieht mich nicht mit hinein! Ich habe nichts mit euch zu schaffen!«
    »Also das war es, wenn du immer zu deiner Freundin Sally gingst«, murmelte Andrew, »in Wirklichkeit...« Er sah nicht zornig aus, sondern todtraurig. Dann auf einmal lachte er voller Bitterkeit.
    »Es ist so einfach und offensichtlich. Karten für einen großen Abend in Covent Garden, Shakespeare — und Elizabeth hat immer neue Einfälle, wie der Abend noch ein wenig verlängert werden kann! Ich hätte es wissen müssen!«
    »Andrew...«, begann Elizabeth, aber Alex unterbrach sie:
    »Kommen Sie die Treppe herauf. Es gefällt mir nicht, wie Sie dort unten an der Tür herumstehen.«
    Samantha schwenkte ihre Pistole.
    »Geht!« befahl sie. Nacheinander stiegen sie die Treppe hinauf. Oben blieb Elizabeth einen Moment lang vor Alex stehen.
    »Was versprecht ihr euch denn davon?«
    Er sah sie aus schwarzen Augen an, die auf kein Ziel gerichtet schienen.
    »Nicht Ihre Sorge, Mylady, oder?«
    »Weiß Sally, was ihr tut?«
    »Nein, keine Sorge. Von Sally sind Sie nicht verraten worden.
Aber vielleicht von jemandem, bei dem es noch schlimmer ist.«
    Belinda, die direkt hinter Elizabeth gegangen war, stieß gegen sie.
    »Geh weiter«, zischte sie. Elizabeth erkannte, daß ihr Gesicht grau geworden war vor Angst. Sie ließ sich mitziehen, in ihr Schlafzimmer hinein, dessen Tür Samantha einladend weit offenhielt. Auf der Schwelle stehend zuckte sie zusammen und schrie leise auf. Auf dem weichen weißen Teppich neben ihrem Bett kniete John, und um ihn herum, wunderbar glitzernd und funkelnd im Kerzenlicht, lagen all ihre Juwelen verstreut, die ganzen Saphire, Smaragde, Diamanten und Rubine, mit denen Andrew sie in den zwei Jahren ihrer Ehe so großzügig überschüttet hatte. Dieses Bild, das prunkvolle Zimmer, der zerlumpte Mann, die funkensprühenden Edelsteine, sie wußte es in diesem Moment, es würde sich für alle Zeiten in ihr Gedächtnis eingraben, unauslöschlich.
    Es bildete den Höhepunkt in diesem unwirklichen Alptraum, doch ließ es ihn gleichzeitig zur Wirklichkeit zerspringen. Und schmerzhaft wurde Elizabeth bewußt, daß John durch seine bloße Anwesenheit das ganze Zimmer und all die Kostbarkeiten darin lächerlich und nichtig werden ließ.
    Er richtete sich auf, lächelte ihr zu. Elizabeth fand es selber bedeutungslos, aber ihr fiel in dem Moment nichts anderes ein, und so zog sie die Augenbrauen hoch und fragte mit einem Seitenblick auf Samantha:
    »Mit ihr zusammen?«
    »Wir können uns im Leben nicht alles und jeden aussuchen«, entgegnete John. Der einfache kurze Satz reichte aus, Elizabeths Knie wurden weich, und sie schwankte. Unter seiner Stimme brach sie völlig zusammen. Sein Tonfall, der ihr so vertraut war wie nichts sonst auf der Welt, und sein Lächeln dabei machten sie schwach. Sie erschrak, als auf einmal Andrew neben ihr war. Schnell überlegte sie, daß es besser wäre, er erführe nicht, wem er da gegenüberstand. Aber da trat schon Joanna ein und sagte entgeistert:
    »John Carmody!«

    Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten wurde Elizabeth zum Blickfang für alle, und diesmal gab es nicht nur Mißtrauen, sondern vollendeten Verdacht. Sogar Sir Wilkins schien Zusammenhänge zu ahnen.
    »Carmody!« sagte er. »Das ist doch der Mann, von dem man behauptet, daß er mit der Countess...« Ein Rippenstoß von Edward brachte ihn zum Schweigen.
    John erhob sich nun ganz.
    »Guten Abend, Joanna«, grüßte er. Joanna nickte ihm kühl zu.
    »Mein Mann, der Earl Locksley«, stellte Elizabeth vor.
    »Das ist hier wohl ein offizieller Empfang«, sagte Andrew bissig, »und ich dachte schon, es handele sich um einen Überfall.«
    »Ja«, meinte John mit einem entwaffnenden Lächeln, »es ist alles etwas durcheinandergegangen. Die meisten eurer Dienstboten sind bestochen, aber die Köchin nicht, und die ausgerechnet bekam, kaum daß ihr fort wart, Besuch von ein paar Herren. Dadurch verschob sich unser ganzer Zeitplan. Sonst wären wir nicht mehr hier.«
    »Der ganze Plan war nicht klug«, bemerkte Joanna. »Es war Wahnsinn von Samantha, ihren Namen preiszugeben.«
    John nickte.
    »Der gröbste Fehler in diesem Stück«, gab er zu. »Ich hielt es für ausgeschlossen, daß Lady Darking sie nach so langer Zeit noch erkennen würde, aber ich hielt es ebenso für ausgeschlossen, daß sich

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