Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege
Samantha selbst verraten würde. Sie hat völlig unüberlegt gehandelt.«
»Und trotzdem gabt ihr nicht auf!«
»Wir haben es versucht.«
Andrew starrte John an.
»Sie sind also John Carmody.«
»Ja, Sir.«
Eine Welle von Feindseligkeit ging durch den Raum. Samantha lachte laut und schrill.
»Herrlich«, sagte sie, »diese Nacht ist noch schöner, als ich dachte!«
»Daß du mit ihr gemeinsame Sache machst«, murmelte Elizabeth.
John zuckte mit den Schultern.
»Alex ist mein Freund. Und zufällig lebt Samantha gerade mit ihm zusammen.«
»Sie sind überhaupt nicht Dienstmädchen bei Lady Stanford«, stellte Belinda fest.
»Wie scharfsinnig, Schätzchen«, erwiderte Samantha, »aber ich war nicht schlecht in meiner Rolle, nicht wahr?«
Niemand antwortete ihr. Schließlich sagte Edward:
»Und wie soll das nun weitergehen? Wollen wir hier stehen und uns unterhalten?«
»Verzeihung, Sie dürfen sich natürlich setzen«, sagte John. Er wies auf die Stühle, die entlang den Wänden standen. »Nehmen Sie doch Platz. Wir sind gleich fertig, dann verschwinden wir wieder.«
Mit starren Mienen kamen sie der Aufforderung nach. Andrews Gesicht wirkte völlig verschlossen und regungslos. Elizabeth, die an die Wand gelehnt stehenblieb, wußte, daß diese Nacht alles veränderte. Ihr Leben mit Andrew war vorbei, und dabei hatte sie gerade erst, in diesem Winter, den Entschluß gefaßt, es zu leben. Der Versuch scheiterte, klanglos, einfach und unwiderruflich. Ihr Blick glitt über die Freunde hinweg, wie sie da verängstigt saßen, in ihren edlen Kleidern, mit ihrem Schmuck und ihren kostbaren Parfüms. Das war ihre Welt gewesen vor vielen Jahren, Louisiana, Heron Hall, die Spiele mit Joanna, Miss Brande und die allererste Zeit in London, aber seit John konnte es niemals wieder ihre Welt werden.
Reichtum, Prunk, Gold und Seide waren die Unwirklichkeit, Armut und Kampf das wahre Dasein.
Für mich jedenfalls ist es so, dachte sie, und mir wird übel, wenn ich noch ein einziges Mal Champagner trinke.
Dabei wußte sie, daß sie ihre Freunde liebte, Joanna und Andrew, Edward und sogar die gräßliche Belinda. Und wenn sie sich von ihnen trennen würde, mußte es ihr fast das Herz brechen.
Jetzt traten Bruce und Dan ein, große Taschen in den Händen schwenkend.
»Wir sind fertig«, berichteten sie, »und wir sollten schleunigst verschwinden.«
»Sofort.« Hastig raffte John den Schmuck zusammen, packte ihn in ein Tuch, verknotete es und warf es Samantha zu.
»Das trägst du«, befahl er. Dann machte er eine ironische Verbeugung zu seinen Opfern hin.
»Ich darf mich verabschieden«, sagte er höflich. »Vielleicht sehen wir uns sogar einmal wieder?«
»Kaum«, bemerkte Edward hastig. John ging zur Tür, wo er kurz stehenblieb.
»Auf Wiedersehen, Elizabeth«, sagte er leise. Elizabeth traten die Tränen in die Augen, sosehr sie sich auch bemühte, sie zurückzuhalten. Sie brachte kein Wort hervor, als John nun eine ihrer schwarzen Locken aufnahm, durch die Finger gleiten und wieder fallen ließ.
Dann ließ ein lautes Geräusch sie alle herumfahren. Belinda kreischte entsetzt. Andrew war aufgesprungen und stand in der Mitte des Raumes, in der Hand hielt er einen riesigen, blitzenden Degen. Keiner verstand, wie er die Waffe plötzlich hatte ergattern können, nur Elizabeth fiel ein, daß hinter ihm auf dem Fensterbrett immer ein Degen gelegen hatte. Von allen unbemerkt mußte er hinter sich gegriffen und die Waffe an sich gezogen haben.
»John Carmody«, sagte er drohend, »wenn ein Bastard wie Sie glaubt, mein Haus ausrauben zu können, ohne daß ich ihn daran hindere, dann hat er sich getäuscht!«
Er trat auf ihn zu, einen solchen Haß in den Augen, daß jeder begriff, es ging nicht um das Diebesgut, sondern einzig um Elizabeth. Alex sagte erregt:
»Lassen Sie den Unsinn!«, im gleichen Augenblick, da John seine Pistole hob. Elizabeth fiel ihm voller Entsetzen in den Arm.
»Nicht schießen, John!« schrie sie. »Um Gottes willen, nicht schießen!«
John glitt die Pistole aus der Hand. Andrews Degen traf ihn an der Schulter, noch ehe er ausweichen konnte. In Sekundenschnelle trat das Blut hervor. John machte ein paar Schritte zurück.
»Verdammter Halunke«, flüsterte Andrew. Er wollte hinter seinem Gegner her, doch Alex stieß ihm seine Pistole in die Rippen.
»Ich schieße dich ab wie einen Hasen«, warnte er. Andrew fuhr herum und stand bewegungslos, die Waffe noch immer in der Hand. Elizabeth
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