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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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noch töten!«
    »Andrew, laß sie entkommen«, bettelte Elizabeth. »Joanna, hilf mir doch. Wir sind es John schuldig. Cynthia wurde damals nur gerettet, weil er...«
    »Das ist lange her«, entgegnete Joanna. John nahm Elizabeth an der Hand und zog sie mit sich die Treppe hinunter.
    »Zeig uns den Weg«, sagte er, »und ihr anderen kommt endlich! «
    Bruce, Dan, Alex und Samantha folgten ihnen, wobei Alex rückwärts ging, die Pistole ständig auf Andrew gerichtet. Die Stimmen von der Haustür her wurden immer wütender und drängender, und jeden Augenblick mußte das Holz unter der Wucht der Schläge zersplittern. Elizabeth huschte durch mehrere Salons, tastend und stolpernd, denn keiner von ihnen trug eine Kerze.
    Endlich erreichten sie die kleine Pforte, die zu den Gärten führte. »Der Park reicht bis zur Themse hinunter«, erklärte Elizabeth
hastig, »und dort liegen Boote. O Gott!« Sie erstarrte, denn die Stimmen, die sie von außen gehört hatten, wurden lauter. Andrew mußte die Tür geöffnet haben. John hauchte Elizabeth einen Kuß auf die Stirn, ehe er mit zitternden Fingern den Riegel öffnete. Eisige Nachtluft schlug sofort ins Zimmer. Und da waren schon Soldaten, die auch auf dieser Seite des Hauses gelauert hatten, sie drängten hinein, in Uniformen und Dreispitzen, mit Degen und Pistolen bewaffnet. Blitzschnell war der ganze Raum erfüllt von Eisenklirren, Schreien und Schüssen. Jetzt kamen sie auch von der anderen Seite, und Elizabeths letzter klarer Gedanke war: Um Himmels willen, warum denn so viele für so wenige...
    Aber dann schon ergriff nur noch ein lebenserhaltender Instinkt von ihr Besitz, der sie trieb, sich so rasch wie möglich weit fort zu flüchten. Nur weg aus diesem Getümmel, bevor irgendeine Kugel sie traf. Und John mußte mitkommen.
    Er war noch immer neben ihr, sie griff seine Hand und zerrte ihn mit, und er ließ es geschehen. Sie gelangten unbeschadet durch das Getümmel in einen Nebenraum. Elizabeth keuchte vor Angst.
    »Ich lasse dich durch ein Fenster hinaus«, flüsterte sie, »und dann läufst du so schnell du kannst!«
    John zögerte eine winzige Sekunde.
    »Alex und die anderen...«
    »Du kannst überhaupt nichts für ihn tun. Bitte, beeile dich doch!«
    Sie fuhren beide herum, als sie von der Tür ein Geräusch hörten. Joanna stand dort, eine Kerze in der einen, eine Pistole in der anderen Hand.
    »Ihre Waffe, Lord Carmody«, sagte sie mit brüchiger Stimme, »Sie verloren sie, als der Earl Sie angriff. Vielleicht können Sie sie noch brauchen...«
    »O Joanna«, John war etwas aus der Fassung gebracht, aber Joanna blieb unbeweglich.
    »Wegen Cynthia«, sagte sie. Elizabeth machte einen Schritt nach vorne und ergriff die Pistole.

    »Danke«, sagte sie, »John, du ...« Doch ehe sie den Satz beenden konnte, stürzte ein Soldat in den Raum.
    »Stehenbleiben!« befahl er rauh. John riß das Fenster auf, schwang sich hinauf. Was nun geschah, blieb Joanna, die noch immer als Beobachterin neben der Tür stand, für alle Zeiten als scheußlicher, wirrer Alptraum im Gedächtnis haften. Der Soldat zielte auf John, aber keiner seiner Blicke galt Elizabeth, in der er die Countess erkannt hatte und von der er keine Gefahr erwartete. Elizabeth krallte ihre Hände um die Pistole, und Joanna dachte: Nein, nein, sie wird es nicht tun!
    Da schoß sie bereits, fünfmal hintereinander, und sie traf den Soldaten mit jedem einzelnen Schuß, in die Beine, daß er vornüber knickte und hinfiel, während er kniete in den Bauch, daß er mit einem Schrei beide Hände darauf preßte, und als er lag, gab sie zwei Schüsse auf seinen Kopf ab, daß sich ein Strom von Blut über den Teppich ergoß.
    Joanna taumelte gegen die Wand, sie wollte schreien, ohne einen Ton hervorbringen zu können. In diesen Augenblicken, das begriff sie, verlor sie Elizabeth. Der Zauber war vorüber. All der Glanz, die Wärme und die Liebe, die sich um Elizabeth gesponnen hatten seit dem fernen Tag, da das kleine Mädchen im Hafen von King’s Lynn ankam und sie gemeinsam in Heron Hall einzogen, all diese Schönheit zerriß: Schüsse, der verblutende Mann, die totenblasse Frau, die sich hinter John jetzt auf das Fensterbrett schwang, sich auf der anderen Seite hinabfallen ließ und in der Nacht verschwand. Andere Soldaten stürzten herbei, und einer von ihnen fing in der letzten Sekunde Joanna auf, die ohnmächtig umsank.
    John und Elizabeth jagten durch den Garten, wissend, daß sie jeden Moment gestellt werden

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