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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Balkon und überzeugte sich selbst. Ich war durch den Schreck und seine blöde Fragerei noch wütender als vorher. Irgendwas in der Wohnung! Das klang fast so, als ob bei uns Fremde ein- und ausgingen.
    »Was soll der Zirkus?«
    fragte ich, als er zurück ins Zimmer kam.
    »Du benimmst dich, als sei jemand hinter dir her! Welche Fremden sollen mir denn aufgefallen sein? Was verstehst du unter komischen Anrufen? Wer war das? Was wollte er von dir? Wie lange bist du schon hier? Und wo ist dein Koffer? Wo ist das Auto? Warum hast du mich nicht vom Bahnhof abgeholt?«
    Ulli schob beide Hände in die Hosentaschen und wippte auf Zehenspitzen. Das tat er oft, wenn er gereizt war.
    »Nur weiter so, Herzblatt«, meinte er,
    »genau das brauche ich nach einer hektischen Woche, eine schlechtgelaunte Frau und einen saftigen Ehekrach. Hast du noch mehr Fragen? Oder besteht die Möglichkeit, daß ich jetzt etwas zu essen bekomme?«

    »Warum hast du dir nicht schon selbst etwas gemacht? Du bist doch nicht erst seit fünf Minuten hier«, konterte ich. Ulli gab keine Antwort, kam auf mich zu, ging an mir vorbei zur Küche und machte sich daran, die beiden Tüten auszuräumen. Ich hatte Rindfleisch mitgebracht, wollte für Sonntag Gulasch machen. Ulli wickelte das Fleisch aus dem Papier, betrachtete es von allen Seiten und nickte anerkennend. Ohne mich anzusehen, fragte er:
    »Wie lange braucht das?«

    »Zwei Stunden.«

    »Auf dem Herd«, sagte Ulli mit diesem belehrenden Unterton, den ich nicht ausstehen konnte. Er konnte so überheblich sein. Manchmal! Er war nicht immer so, bestimmt nicht. Wir kamen normalerweise prima miteinander aus. Wirklich, wir verstanden uns ausgezeichnet. Nur wenn er sich über etwas geärgert hatte, war er so. Meistens machte es mir nichts aus. Dann sagte ich mir, daß er sich nicht über mich geärgert hatte, sondern über seine Kunden. Daß er sich nur abreagieren mußte. Dann hörte ich einfach nicht hin. Aber wenn man selbst schlechte Laune hat, wird man empfindlich.
    »Wenn du es nach dem Anbraten in die Mikrowelle stellst«, erklärte er mir, als ob ich zum erstenmal ein Gulasch machen sollte,
    »braucht es nur noch eine halbe Stunde.«

    »Das ist für Sonntag«, sagte ich.
    »Für heute wollte ich …«

    »Quatsch«, unterbrach er mich,
    »wer denkt denn heute schon an Sonntag? Wer weiß, ob wir dann noch leben.«
    Ich habe diesem Satz keine Bedeutung beigemessen. Ulli machte hin und wieder so eine Bemerkung. Morgen ist auch noch ein Tag. So ist das Leben. Oder: Wer weiß, ob wir das noch erleben. Ich bin nicht einmal dazu gekommen, über den Satz nachzudenken, weil Ulli gleich weitersprach:
    »Das Fleisch sieht gut aus, und heute ist mir nach etwas Gutem. Fang an, Schätzchen, damit es nicht zu spät wird.«
    Ich hätte mir am liebsten an die Stirn getippt und ihm gesagt, was ich von seinem Ton und dem restlichen Zirkus hielt. Was er gesagt hatte, von den komischen Anrufen, den Fremden, die das Haus beobachteten, oder dem, was in der Wohnung nicht so war, wie es sein sollte, hielt ich für ausgemachten Blödsinn. Manchmal verzapfte er solchen Quatsch. Weil ich mir gerne spannende und gruselige Filme ansah. Und wenn ich aus der Fernsehzeitung ersehen konnte, daß es ein besonders spannender oder besonders gruseliger Film war, und er lief in der Woche, in der Ulli unterwegs war, bat ich ihn vorher, mir den Film auf Video aufzunehmen. Weil ich ihn mir lieber mit ihm zusammen ansehen wollte. Nicht weil ich Angst gehabt hätte, ich fand es gemütlicher und aufregender, wenn er dabei war. Da konnte man spekulieren, wie es im Film weiterging, das machte allein keinen Spaß. Aber Ulli glaubte, ich hätte Angst. Und ich ließ ihn in dem Glauben, weil ihm das gefiel. Kleines, schwaches, ängstliches Mäuschen und großer, starker, furchtloser Kater, warum nicht, wenn er es gerne so hatte? Er blieb in der Küche, nahm sich einen Apfel zur Überbrückung, während ich einen Topf auf den Herd stellte und das Fleisch in Würfel schnitt. Er schenkte mir ein Glas Wein ein. Für die gute Laune, meinte er. Dann setzte er sich auf die Tischkante. Ich fragte ihn noch einmal, wo sein Auto sei und sein Koffer. Er gab mir auch diesmal keine Antwort, erzählte statt dessen von den Blechdosen. Daß sie sich zum Renner entwickelten. Daß er hoffte, die Firma in Holland könnte so viele liefern, wie er brauchte. Nettes Geplauder, nachdem er es nicht geschafft hatte, mir mit seinen Fragen den Angstschweiß auf die Stirn

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