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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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zu treiben. Ich glaubte, ihn gut genug zu kennen. War überzeugt, daß er sich jetzt etwas anderes ausdachte. Daß er seine Show haben wollte wie ein Kind im Zoo, das vor dem Affenkäfig so lange quengelt, bis eins der Äffchen eine Banane ißt. Sei lieb, Mäuschen. Dir muß doch bange sein, nachdem ich dir von bösen Männern erzählt habe. Nun fang schon an zu zittern. Ich habe mir soviel Mühe gegeben, mein Auto versteckt, toter Mann gespielt. Und wenn ich ihm den Gefallen tat, schlug er sich vor Vergnügen auf die Schenkel. Bist du mir wieder auf den Leim gegangen! War nur Spaß. Das fand er lustig, wenn ich tat, als nähme ich alles, was er sagte, für bare Münze. Da stieg sein Stimmungsbarometer in Sekundenschnelle von null auf hundert. Dabei ging es nicht darum, seine Klugheit unter Beweis stellen und meine Dämlichkeit. Er wollte jedesmal auf etwas Bestimmtes hinaus. Und wenn ich nicht von allein darauf kam, hielt er mir Vorträge. Vor einem halben Jahr zum Beispiel, als ich gerade bei ihm eingezogen war. Meine Eltern wollten in den ersten Wochen nach meinem Umzug nichts mehr von mir wissen. Wenn ich zu Hause anrief, wurde der Hörer aufgelegt. Es war deprimierend, es waren immerhin meine Eltern. Ulli sah, daß ich darunter litt. Nach ein paar Tagen schlug er mir vor:
    »Schreib ihnen doch einen Brief.«
    Ich wußte nicht, was ich schreiben sollte.
    »Nur ein paar Sätze«, sagte er,
    »du brauchst keinen Roman daraus zu machen. Schreib einfach: Liebe Eltern, ich weiß, daß Ihr nicht verstehen könnt, was ich getan habe. Es tut mir sehr leid, daß ich Euch das antun mußte. Aber ohne Ulli will ich nicht mehr leben.«
    Ich schrieb es so, fand es zwar sehr theatralisch, aber mir fiel nichts Besseres ein. Und ich dachte, er hätte sich den Wortlaut gut überlegt. Stimmte auch. Er hatte sich alles dreimal überlegt, ehe er es aussprach. Als ich meinen Namen darunter gesetzt hatte, nahm er mir das Blatt weg, überflog es noch einmal und steckte es sich in die Hosentasche.
    »Den Brief schicken wir nicht ab«, sagte er.
    »Wenn sie das lesen, denken sie, du hast dich umgebracht. So klingt es nämlich.«

    »Du hast es mir doch so vorgesagt«, protestierte ich. Er grinste.
    »Mein liebes Kind«, sagte er langsam,
    »zum einen tut man nicht grundsätzlich, was andere einem vorsagen, man denkt erst einmal darüber nach. Zum anderen sollte es dir egal sein, ob deine Eltern noch Wert auf einen Kontakt legen oder nicht. Und weißt du, das wollte ich von dir hören. Daß es dir egal ist. Daß du gar nicht daran denkst, ihnen einen Brief zu schreiben. Daß du auch nicht mehr anrufen wirst. Du hast dich doch entschieden, oder?«
    Das hatte ich. Und ich war auch glücklich mit meiner Entscheidung. Manchmal ein bißchen verärgert, wenn er mir so deutlich zeigte, daß ich ihm nicht das Wasser reichen konnte. Aber im Grunde war es meine Schuld. Wenn ich ihm immer Klein-Doofi vorspielte, mußte er mich ja für blöd halten. Man trifft Entscheidungen immer im falschen Augenblick. Der größte Fehler, den ich gemacht habe, war, daß ich mich ausgerechnet an dem Freitag abend zu einer gründlichen Aufklärungsaktion entschloß. Während das Fleisch anbriet, nahm ich das Handtuch vom Kopf und wischte die Wimperntuscheränder unter den Augen weg. Ich hätte mich gerne neu geschminkt, aber dazu kam ich nicht mehr. Als ich die Zwiebelwürfel in den Topf geben wollte, klingelte im Wohnzimmer das Telefon. Ulli machte keine Anstalten, das Gespräch anzunehmen, sprach weiter von seinen Dosen. Daß er in den letzten beiden Tagen Bestellungen für ein paar tausend Stück entgegengenommen hätte. Dabei sah ich, wie es in seinem Gesicht vor Anspannung zuckte. Ich wußte nur nicht, ob er tatsächlich nervös war oder mir Theater vorspielte. Nach dem zweiten Klingeln hörte es auf, der Anrufbeantworter hatte sich eingeschaltet. Wer anrief, war nicht zu verstehen. Ulli stellte das Ding immer so leise, daß man nicht mithören konnte. Und normalerweise stellte Ulli den Anrufbeantworter ab, wenn er daheim war. Daß er es diesmal nicht getan hatte, daß sein Auto nicht vor dem Haus stand, daß er dem zerzausten Typ nicht aufgemacht hatte, nicht ans Telefon ging, dieser angespannte Gesichtsausdruck und das Wippen … Allmählich bekam ich das Gefühl, daß er mich diesmal nicht auf den Arm nehmen wollte, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Ulli wollte nicht, daß gewisse Leute erfuhren, er war daheim. Gewisse Leute! Solche wie der vor der

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