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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Samstag morgen, noch dazu am Telefon, sagen, ich sei vor ein paar Stunden Witwe geworden, nach sechzehn Tagen. Getraut am vierten Februar. Meinen Chef hatte ich nur um einen Tag Urlaub gebeten, weil wir die Hochzeitsreise in den August legen wollten oder in den September.
    Ulli hatte mich Anfang Januar gefragt: »Was hältst du davon, Mäuschen, wenn wir heiraten? Ich stelle es mir nett vor. Und jetzt, wo ich deine hausfraulichen Qualitäten schätzen gelernt habe, graust es mich ein wenig bei dem Gedanken, daß du eines schönen Tages deine Koffer packen könntest. Mit einem Trauschein in der Hand hätte ich ein Argument, dich zurückzuhalten.«
    Ich konnte nicht glauben, daß er tot sein sollte. Ich durfte ihn auch nicht mehr sehen. Seine Uhr haben sie mir gezeigt, montags, auf der Polizeiwache in Kürten. Vielmehr das, was sie als seine Uhr bezeichneten. Und das Kettchen, das er um den Hals getragen hatte. Auf einer kleinen Platte war das Datum unseres Hochzeitstages eingraviert. 4.2.1993. Das stand auf der Vorderseite. Auf der Rückseite stand das, was wir uns geschworen hatten: Für immer. Die Worte und die Zahlen waren kaum noch zu erkennen, das Plättchen war verformt von der Hitze, die Uhr und der Trauring auch.
    Vielleicht sollte ich es nicht erwähnen, aber das war ein Moment, in dem ich glücklich war. Als die Polizisten mir sagten, Ulli hätte den Trauring am Finger getragen. Das hatte er bis dahin nicht getan. Und dann ausgerechnet nach so einem Streit, nachdem ich ihm gezeigt hatte, daß ich seine Frau war, eine erwachsene Frau und kein dummes Gänschen, das war mehr als eine Liebeserklärung.
    Er hatte mich akzeptiert, fand ich. Er hatte heimkommen und mir zeigen wollen, daß ich seine Partnerin war, der er auch ein paar kleine Marotten und ein bißchen Spießbürgertum nachsah.

    Nicht nur nachsah, daß er es im Notfall mit mir teilte. Ich wußte doch, wie Ulli über solche Dinge gedacht hatte.
    Ursprünglich wollte er keine Ringe kaufen. Er tat es mir zum Gefallen, weil ich mir meine Hochzeit ein bißchen anders vorgestellt hatte. Romantisch mit Schleier und Orgelmusik, mit einem Haufen Gäste, mit jeder Menge guter Wünsche und einem großen Tisch voller Geschenke. Ulli lachte mich aus, als ich davon sprach.
    »Du bist und bleibst ein kleiner Spießer«, sagte er.
    »Aber wenn du es unbedingt romantisch haben willst, von mir aus. Das kannst du haben, noch romantischer als mit Schleier und Orgelmusik und einem Haufen Gäste. Wir lassen uns heimlich trauen, sagen keinem Menschen ein Wort. Was hältst du davon?«
    Auf Anhieb konnte ich dazu nichts sagen. Ich stellte mir vor, wie meine Eltern reagierten, wenn sie es eines Tages erfuhren.
    Eines Tages.
    Der Tag war da. Aber ich konnte nicht. Ich konnte es einfach nicht glauben. Das halbe Wochenende preßt sich in der Empfindung zusammen, ich konnte es nicht glauben. Und bestimmt noch nicht über die Gründe nachdenken oder mir vorstellen, daß der Typ mit dem roten Kadett etwas damit zu tun hatte. Mir spukten nur die Worte Unfall und verbrannt durch den Kopf. Und alles in mir wehrte sich dagegen.
    Ich sah mich die ganze Zeit wie eine Furie vor ihm stehen, tobend und keifend wie ein hysterisches Weib. Kein Kuß zum Abschied, kein »Fahr vorsichtig«. Das würde mir mein Leben lang nachkommen, dachte ich, das würde ich mir niemals verzeihen.
    Am liebsten wäre ich auf der Couch sitzengeblieben, aber irgendwann ging ich in die Küche und machte mir Frühstück. Es ging alles automatisch. Essen und aufräumen. Den Topf mit dem angebratenen Gulasch in den Kühlschrank stellen. Kurz unter die Dusche, mich zurechtmachen, ein bißchen Make-up und etwas Wimperntusche. Und dann aufwischen und aufräumen, aufräumen, aufräumen. Ich glaube, ich habe den halben Samstag nichts anderes getan.
    Ich räumte die Küchenschränke aus und wieder ein, die beiden Schränke im Wohnzimmer aus und wieder ein. Das kleine Schränkchen in der Dusche, in dem ich meine Kosmetiksachen aufbewahrte. Von Ulli war nicht viel in dem Schränkchen. Er hatte seine Sachen unterwegs gebraucht, die mußten noch im Koffer sein und der Koffer im Auto. In dem Schränkchen standen nur die Sachen, die er sich auf Vorrat gekauft hatte. Ich nahm sie raus.
    Es war wie ein Zwang, ich mußte sie in den Mülleimer werfen. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht wollte ich mit Gewalt einen Schlußstrich ziehen, damit ich es begreifen konnte. Nachher tat es mir leid, da holte ich die Sachen wieder aus dem

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