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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Eimer und stellte sie in die Abstellkammer. Und dann räumte ich da auf.
    Es hatte sich im Laufe der Zeit viel angesammelt in dem kleinen Raum. Neben den üblichen Vorräten an Lebensmitteln und Putzzeug stand eine Menge Kram herum, der nicht mehr gebraucht wurde. Ich räumte alles von einer Seite auf die andere und wieder zurück, einfach nur hin und her, damit war ich eine Weile beschäftigt.
    Zwischendurch klingelte mal das Telefon. Als ich abhob und mich meldete, wurde aufgelegt. Kein Wort! Daß die Leute sich nicht mal für die Störung entschuldigten. Ich weiß nicht, ob ich das wirklich dachte. Ich ging zurück in den Abstellraum.
    In einem der Regale standen ganz hinten, verdeckt von anderen Sachen, zwei große Pakete Moltofill. Sie waren mir bis dahin nie aufgefallen. Ich sah sie auch erst, nachdem ich die anderen Sachen zur Seite geräumt hatte.
    Und dann hatte ich sie bestimmt schon drei- oder viermal in ein anderes Regal gestellt, ehe mir richtig bewußt wurde, was ich in der Hand hielt.
    Beide Packungen waren schon einmal offen gewesen und sorgfältig mit Klebeband wieder geschlossen worden. Ihrem Gewicht nach zu schließen, mußten sie beide halbvoll sein. Zwei Kilo stand auf jeder Packung. Aber so schwer waren sie nicht, höchstens ein Kilo pro Packung. Sie erinnerten mich an meinen Vater. Zu dem paßte Spachtelmasse, aber zu Ulli …
    Die Vorstellung, daß er irgendwann Dübellöcher oder kleine Risse in den Wänden zugeschmiert hatte, machte ihn so liebenswert, so natürlich. Plötzlich konnte ich weinen. Ich hatte mir eingebildet, alles von ihm zu wissen oder das meiste. Nur wäre mir nicht im Traum der Gedanke gekommen, daß Ulli sich als Heimwerker betätigt hatte. Vielleicht hatte er beim Einzug selbst renoviert, damals hatte er noch nicht so gut verdient wie in den letzten Jahren.
    Aber das Haus war ein Neubau gewesen, als er die Wohnung bezog. Da hatte er keine Wände flicken müssen. Ich hätte stundenlang darüber nachdenken können, daß er dann vielleicht später … Daß er sich zuerst preiswert einrichtete, viele Regale an den Wänden, viele Dübellöcher. Und später neue Möbel, da mußten all die Löcher zugestopft werden. Und zuerst versuchte er es allein, nach dem Motto, wenn man will, kann man alles. Aber es war ihm nicht perfekt genug, und er beauftragte einen Fachmann.
    Daß es zwei Pakete waren, beide geöffnet und wieder zugeklebt, fand ich rührend. Es sah nach einem zweiten Versuch aus. Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen! Und es paßte zu Ulli, daß er für den zweiten Versuch ein neues Paket aufriß. Wer arbeitete denn mit altem Kram? Meinem Vater wäre das nicht passiert, der hätte nicht vergessen, daß da noch ein angebrochenes Paket stand. Mein Vater hätte auch gewußt, daß das Zeug sich lange Zeit hält, wenn es nicht feucht wird.

    Ich saß noch mit den beiden Paketen in den Händen auf dem Fußboden in der Abstellkammer, als kurz vor Mittag die Post kam. Zuerst erschreckte mich das Klingeln zu Tode. Ich dachte nicht an den Postboten, auch nicht mehr an den Typ im Kadett, nur an die Polizei und an Nachrichten, die einem ein Messer zwischen die Rippen stoßen. Ich wollte nicht öffnen, ich wollte nichts sehen und nichts hören.
    Kurz darauf klopfte es an der Wohnungstür, gleichzeitig hörte ich meine Nachbarin rufen. Es war Frau Ruland aus der kleinen Wohnung im Erdgeschoß. Mit dem jungen Paar, das im ersten Stock des Hauses lebte, hatten wir kaum Kontakt. Sie waren auch beide berufstätig, man bekam sie fast nie zu Gesicht. Aber Frau Ruland war schon Mitte Sechzig und seit Jahren Witwe. Sie freute sich jedesmal, wenn ich ein paar Worte Zeit für sie hatte. Und daß sie die Pakete für uns annahm, erwähnte ich schon.
    Es waren immer nur Sachen für mich. Die Lieferungen für Ulli kamen nur in den Wochen, in denen er daheim war. Wenn er unterwegs war, kam höchstens mal ein Brief für ihn. Und ich bestelle mir gerne etwas aus einem Versandhaus. Ich finde das praktischer, als nach Büroschluß oder am Samstag, wenn die Geschäfte überfüllt sind, durch Kaufhäuser zu laufen und doch nicht das zu finden, was man sich vorstellt. Erst gut eine Woche zuvor hatte ich mir zwei Röcke, zwei Blusen und etwas Unterwäsche bestellt.
    Daran dachte ich in dem Moment nicht. Ich kam auch nicht vom Boden hoch, um die Tür zu öffnen. Frau Ruland klopfte noch einmal, rief meinen Namen, dann wurde es still. Als ich ein paar Minuten später öffnete, war Frau Ruland längst

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