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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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mehr Post für Ulli kam, mußte jemand in der Wohnung sein, der sich sofort darum kümmerte.
    »Vielen Dank«, erklärte ich, »ich bleibe hier. Ulli hat gut verdient. Für die nächsten Monate muß ich mir keine Sorgen machen. Ich kann auch die Beerdigung bezahlen. Es ist genug Geld auf dem Konto.«

    Mehr als genug! Dabei wußte ich noch gar nicht, wieviel Geld auf Ullis Konto war. Ich hatte auch keine Verfügungs-berechtigung, das heißt, bisher hatte ich keine gehabt. Aber jetzt konnte ich … Ich mußte das am Montag alles mit meinem Chef besprechen, in Ruhe und mit einem klaren Kopf. Doktor Farngräber würde wissen, was ich tun mußte.
    Meine Mutter fragte, ob ich einen Kaffee machen könnte. Das war ihre Methode, vorübergehend ein anderes Thema auf den Tisch zu bringen. Sie ging mit mir in die Küche, legte mir dort noch einmal den Arm um die Schultern. »Nimm ihm das nicht übel, Kind. Es hat ihn sehr getroffen, er kann es nur nicht zeigen. Du weißt doch, wie er ist.«
    Ja, das wußte ich. Sehr getroffen! Getroffen hatte ihn nur die Sache mit dem Kindergeld. Ich hätte jeden Eid geschworen, daß mein Vater bisher nicht eine Sekunde lang über Ulli nachgedacht hatte. Und wenn doch, dann nur mit dem: »Habe ich nicht immer gesagt, mit dem wird es ein schlimmes Ende nehmen. Habe ich doch recht gehabt!«
    Ullis Tante kam ebenfalls in die Küche, um sich im Flüsterton zu erkundigen, ob ich wirklich alleine zurechtkäme, finanziell und allgemein, und ob sie für ein paar Tage bei mir bleiben sollte. »Ich bleibe gerne, Andrea. Es macht mir keine Umstände.«
    Ich lehnte ab, obwohl ich Ullis Tante gerne mochte. Normalerweise hätte ich mich darüber gefreut, wenn sie ein paar Tage bei mir geblieben wäre. Vielleicht hätte ich sie sogar darum gebeten. Aber in der Situation! Ulli hätte mich ausgelacht. Es wäre ihm auch nicht recht gewesen, wenn seine Tante das eine oder andere mitbekommen hätte. Wenn nun wirklich noch mehr Post kam? Ich würde schon klarkommen, dachte ich. Ich wollte auch nicht, daß sie sich um die Beerdigung kümmerte.
    Da wäre ich mir schäbig vorgekommen mit dem Geld im Eisschrank.
    Ich sagte, ich sei es Ulli schuldig, mit der Situation alleine fertig zu werden, weil er im umgekehrten Fall auch alleine mit allem fertig geworden wäre. Das verstand sie.
    Ulli wäre stolz auf mich, meinte sie, wenn er mich jetzt hören könnte. Er habe mich immer für unselbständig gehalten. Doch allein die Tatsache, daß ich der Aufforderung meines Vaters widersprochen hätte, sei der Beweis, daß Ulli sich in mir geirrt habe. Daß ich durchaus in der Lage sei, mich auch mit Schwierigkeiten auseinanderzusetzen. Während sie das sagte, schielte sie zu meiner Mutter hinüber. Die tat so, als hätte sie nichts gehört. Versuchte wieder, vom Thema abzulenken.
    »Ach, bevor ich es vergesse, Andrea. Heute mittag rief eine Freundin von dir an. Sie war erstaunt, daß du nicht mehr zu Hause bist.«
    Einen Namen wußte meine Mutter nicht. Interessierte mich auch nicht, wer bei meinen Eltern angerufen hatte. Es konnte sich nur um eins von den Mädchen handeln, mit denen ich mich früher in einer Disco getroffen hatte. Mit denen hatte ich keinen Kontakt mehr, seit ich mit Ulli zusammen gewesen war.
    Um nicht allein im Wohnzimmer zu sitzen, kam mein Vater ebenfalls in die Küche. Entdeckte das Paket vom Versandhaus auf dem Tisch und hielt mir einen Vortrag über den Leichtsinn von Leuten, die noch nicht ganz ins Berufsleben hineingeschaut haben, aber ihr sauer verdientes Geld bereits mit beiden Händen zum Fenster hinauswerfen. Dann fiel sein Blick glücklicherweise auf die Moltofill-Päckchen.
    »Was hast du denn damit vor?« Da klang Spott durch, aber auch ein bißchen Interesse.
    »Nichts«, antwortete ich, »sie standen im Abstellraum. Ich fand sie, als ich aufräumte.«
    »Dann brauchst du sie gar nicht?!« Halb Frage, halb Feststellung und begleitet von einem begehrlichen Blick. »Du willst sie doch nicht etwa wegwerfen?«
    »Nein«, sagte ich. »Wenn du sie gebrauchen kannst, nimm sie mit.«
    »Beide?« Er hatte so etwas wie Jubel in der Stimme. Ich habe meinen Vater nie verstanden. Ich habe mich auch nie damit abfinden können, daß er so war und nicht ein bißchen anders. Nur ein kleines bißchen.
    Als ich nickte, sagte er: »Ja dann, danke schön. Kann man immer gebrauchen, das Zeug.« Er überzeugte sich, daß beide Pakete wirklich luftdicht verklebt waren und wirkte zufrieden dabei. Ich fragte mich,

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