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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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er mußte noch einmal weg. Es kam ein wichtiger Anruf. Ich dachte schon, Sie wären der Anrufer gewesen.«
    Er riß in übertriebener Weise die Augen auf, als ob ich ihn eines schweren Verbrechens bezichtigt hätte. Während er sich mit einer Hand an die Brust faßte, kam ein langgezogenes, erstaunt klingendes:
    »Ich?«
    Dann ein Kopfschütteln und die Versicherung:
    »Ich habe ihn bestimmt nicht angerufen.«

    »Ist ja auch egal«, sagte ich.
    »Mein Mann fuhr nach Köln. Auf der Heimfahrt hatte er einen kleinen Unfall.«
    Erklären kann ich das nicht. Ich hatte nicht vor, ihm oder sonst wem Blödsinn zu erzählen. Aber es war, als ob sich etwas in mir selbständig machte. Ich konnte es nicht aufhalten, es kam von allein. Vielleicht hatte ich einen Film zuviel gesehen, oder es war das Geld im Eisschrank. Es war an Ulli geschickt worden, also gehörte es ihm. Und solange Ulli lebte, würde kein Mensch auf den Gedanken kommen, das Geld zurückzufordern. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, während ich sprach. Bei dem Wort Unfall zuckte er zusammen. Auf seinem Gesicht waren deutlich der Schrecken und eine Spur von Unbehagen zu erkennen. Das beruhigte mich vollends. Ich dachte: Wenn es aber kein Unfall gewesen war, wenn jemand nachgeholfen hatte! Zum Beispiel etwas mit dem Wagen gemacht, während Ulli noch mit Rene in der Klause saß. Schrauben gelockert und damit die Lenkung manipuliert oder die Bremsleitungen angeschnitten. Ich weiß nicht genau, was man da machen kann, ich kenne mich nicht aus mit Autos. Aber daß man etwas mit der Lenkung oder den Bremsleitungen machen kann, weiß ich. Und Ulli verlor nur deshalb die Kontrolle über den Wagen, raste über die Böschung, überschlug sich ein paarmal. Aber das reichte noch nicht. Es war keine Garantie für Ullis Tod, sein Mörder wollte sichergehen. Er war ein Profi, was die Tatsache bewies, daß die Polizei keinen Verdacht geschöpft hatte. Profis hinterlassen keine Spuren, und sie gehen kein Risiko ein. Er stieg die Böschung hinunter, übergoß den Wagen mit Benzin und zündete ihn an. Und in dem Fall mußte er genau wissen, daß es kein
    »kleiner«
    Unfall gewesen sein konnte. Daß Ulli nicht mehr lebendig aus dem Renault herausgekommen war. Der Mörder wäre nicht zusammengezuckt. Der Mörder hätte mich ausgelacht und bestimmt nicht fragen müssen:
    »Schlimm?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte sogar lächeln, obwohl es wahrscheinlich verkrampft wirkte.
    »Nicht sehr schlimm«, sagte ich.
    »Mein Mann hat großes Glück gehabt. Er war nicht angeschnallt und wurde herausgeschleudert, sonst wäre es böse für ihn ausgegangen. So ist er mit einer leichten Gehirnerschütterung und ein paar Prellungen davongekommen. Er hat sich nicht mal was gebrochen, muß nur ein paar Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben.«
    Der Typ stieß die Luft aus, wirkte ehrlich und aufrichtig erleichtert.
    »Wenn es nicht schlimm ist«, meinte er,
    »kann man ihn sicher besuchen.«
    Ich schüttelte erneut den Kopf und setzte noch ein Tüpfelchen auf die Herausforderung.
    »Kann man nicht. Die Polizei ist dagegen. Sie haben sogar mich gebeten, vorläufig davon Abstand zu nehmen, meinen Mann zu besuchen.«

    »Ach«, machte er. Nun wirkte er verblüfft.
    »Und warum?«
    Als ich ihm nicht antwortete, nur vielsagend die Achseln anhob, lachte er.
    »Sie haben recht, das geht mich nichts an. Aber daß Sie Frau Meuser sind, davon haben Sie gestern abend kein Wort gesagt.«

    »Hätte ich das tun müssen? Sie haben mir auch nicht gesagt, wer Sie sind und was Sie von meinem Mann wollen.«
    Er lächelte wieder, jungenhaft und unbekümmert. Zuckte mit den Schultern, stach gleichzeitig mit einem Finger ein Loch in die Luft.
    »Noch ein Punkt für Sie«, sagte er dabei. Dann machte er eine leichte Verbeugung, schnarrte zackig:
    »Gestatten, Assenmacher, Lutz Assenmacher. Immer auf der Jagd nach der schnellen Mark.«
    Sein Lächeln bekam etwas Entsagungsvolles, als er anfügte:
    »Zur Zeit leider sehr erfolglos auf der Jagd.«
    Dann wurde er ernst.
    »Ein Freund hat mir empfohlen, mich an Ihren Mann zu wenden. Er meinte, Ihr Mann hätte vielleicht etwas für mich. Einen Job, verstehen Sie?«
    Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ulli hatte zwar viel zu tun gehabt, aber er hatte es bequem allein geschafft. Andererseits, manchmal hatte er auf die Hotelzimmer geflucht. Und in den Wochen, wo er abends daheim war, hatte er hin und wieder gesagt, es sei doch viel angenehmer, abends am eigenen

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