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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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ganzen Haus.
    »Zu heiraten, ohne einen Ton davon zu sagen! Hat er dir den Floh ins Ohr gesetzt? Der wird auch gewußt haben, warum! Weil ich ihm sonst auf die Pelle gerückt wäre. Was hat er dir erzählt? Das wäre heutzutage so Mode, daß man die eigenen Eltern übergeht und einfach tut, was man will? Und du dummes Stück tust natürlich, was er dir sagt. Windelweich schlagen sollte man dich! Kannst du dir vorstellen, was das für Konsequenzen für uns hat?«
    Konnte ich nicht. Ich wußte überhaupt nicht, worüber er sich aufregte. Er erklärte es mir, ohne die Lautstärke zu drosseln. Es ging um lumpige fünfzig Mark Kindergeld für ein noch in Ausbildung befindliches Kind. Für mich. Mit meiner Heirat war der Anspruch darauf verwirkt. Mein Vater befürchtete, daß er diesen Anspruch bereits für den laufenden Monat nicht mehr gehabt, also zu Unrecht kassiert hatte, daß das Arbeitsamt das Geld von ihm zurückforderte.

    Fünfzig Mark! Ullis Tante schüttelte fassungslos den Kopf. Sie hatte recht. Da saßen wir zusammen, weil in der Nacht ein Mensch verbrannt war. Eine furchtbare Art zu sterben, zwei von uns hatten diesen Menschen geliebt, liebten ihn immer noch, konnten nicht glauben, daß er nicht mehr da sein sollte. Die beiden anderen hatten ihn zwar nicht gemocht, aber gut gekannt. Und einer von beiden bekam einen Tobsuchtsanfall, weil ihm das Kindergeld gestrichen wurde.
    Meine Mutter hatte mich, als sie hereinkamen, bei der Tür wenigstens in den Arm genommen, mir auf den Rücken geklopft und armes Kind gemurmelt. Mehr konnte ich nicht erwarten, bestimmt nicht, daß sie Ulli eine Träne nachweinte. Aber was mein Vater veranstaltete, war widerlich. Ich stand auf und holte meine Handtasche, nahm die Geldbörse, zog den letzten Schein heraus und legte meinem Vater fünfzig Mark auf den Tisch.
    »Behalte deine paar Kröten«, brummte er, »du wirst sie noch nötig brauchen. Hast du eine Ahnung, was ein Begräbnis heutzu-tage kostet? Stell dich mal auf zehntausend Mark ein. Und da du mit ihm verheiratet warst, wer, meinst du, muß die hinblättern?«
    Beinahe hätte ich gelacht. Der braune Umschlag lag noch neben dem Karton mit Kugelschreibern auf Ullis Schreibtisch. Aber das Geld hatte ich nicht wieder hineingelegt, nachdem ich es gezählt hatte. Das hatte ich gut versteckt. Im Karton einer Tiefkühlpizza. Die Pizza hatte ich gegessen. Den Karton wieder sorgfältig verschlossen. Jetzt lag das Geld im Eisschrank, zwischen Blumenkohl und Rahmspinat, zwischen Pommes frites, Fischfilet und Sonntagsbrötchen zum Aufbacken.
    Ich hatte lange überlegt, wo ich es am besten versteckte. Zur Bank bringen konnte ich es nicht an einem Samstag. Und Montag, vielleicht war es nicht ratsam, das Geld auf ein Konto einzuzahlen. Ich hatte auch darüber nachgedacht, ob ich es überhaupt behalten durfte. Oder ob ich am Montag die Firma Holrich anrufen und mich erkundigen mußte, was es mit dem Geld für eine Bewandtnis hätte.

    Und dann hatte ich gedacht, daß Ulli mich für meine Gedanken ausgelacht hätte. Weil das Geschäft, das er Rene am Telefon vorgeschlagen hatte, bestimmt nicht das erste dieser Art gewesen war. Weil die Firma Holrich vermutlich der Abnehmer war, der nicht den ganzen Posten übernehmen wollte. Und wenn sie auf die übliche Art bei Ulli gekauft hätten, hätten sie ihm einen Scheck geschickt oder das Geld auf sein Konto überwiesen. Wer das Risiko einging, fünfzigtausend Mark in einem luftgepolsterten Umschlag zu verschicken, wer eigens von Köln nach Dortmund fuhr, um diesen Umschlag aufzugeben, der wußte, warum er es tat. Ein Geschäft auf eigene Rechnung, Schwarzgeld!
    »Ich kümmere mich um die Beerdigung«, sagte Ullis Tante. »Damit muß Andrea sich nicht belasten.« Dann wollte sie wissen, wo Ulli war. Das wußte ich nicht. Ich erinnerte mich nicht, ob die Polizisten es mir in der Nacht gesagt hatten. Vielleicht hatten sie, und ich hatte ihnen nicht zugehört.
    »Reg dich nicht auf, Andrea«, sagte Ullis Tante, »das erfahren wir schon. Ich kümmere mich am Montag um alles.«
    Mein Vater verlangte, daß ich ein paar Sachen packte und mit ihnen nach Hause fuhr. Er sagte tatsächlich nach Hause. Ich könnte nicht in der Wohnung bleiben, meinte er, ich könnte doch von meinen paar Kröten die Miete nicht bezahlen. Wenn er mich in etwas freundlicherem Ton gebeten, wenn er wenigstens ein bißchen Mitgefühl gezeigt hätte, vielleicht hätte ich zugestimmt. Aber so! Und wenn in den nächsten Tagen noch

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