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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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und meinte schließlich:
    »Das klingt wirklich ein bißchen eigenartig. Eine gründliche Untersuchung kann gewiß nicht schaden. Vielleicht ist sie sogar schon veranlaßt.«
    Er erklärte mir, wie das normalerweise vor sich geht. Verkehrsunfälle mit Personenschaden werden automatisch der Staatsanwaltschaft gemeldet, erst recht, wenn es einen Toten gegeben hat. Nur ein Staatsanwalt kann die Leiche für die Beerdigung freigeben. Was er in der Regel schnell tut. Meist wird zwar eine gerichtsmedizinische Untersuchung angeordnet. Manchmal nur, um eine Blutprobe zu entnehmen. Doktor Farngräber kümmerte sich zuerst darum, herauszufinden, wohin Ulli gebracht worden war. Das kostete ihn nur ein paar Anrufe. Ulli war nicht in der Gerichtsmedizin, er war gar nicht dorthin gebracht worden. Es hatte keinen Grund gegeben. Für die Polizei sah es nach einem Unfall aus, an dem sonst niemand beteiligt gewesen, bei dem niemand, außer dem Verursacher selbst, zu Schaden gekommen war. Höchstens der Bauer, auf dessen Acker der Renault ausgebrannt war. Der Acker war zwar nicht bestellt gewesen, aber es war ein bißchen Öl oder Benzin ins Erdreich eingedrungen. Die Erde mußte abgetragen werden, dafür kam die Autohaftpflicht auf. Aber das nur am Rande. Noch am Unfallort hatte der diensthabende Notarzt den Tod festgestellt und alles Notwendige veranlaßt. Ob eine Blutprobe dazu gehörte, weiß ich nicht, vielleicht konnten sie ihm keine mehr entnehmen. Der Leichnam sei völlig verkohlt gewesen, hieß es. So verkohlt, daß sie ihn nicht an einem Stück aus dem Wrack bergen konnten. Da hätte auch ein Gerichtsmediziner nicht mehr viel untersuchen können. Ich weiß nicht, wie ich mir das anhören konnte. Sie sprachen von Ulli. Und ich sah ihn auf der Tischkante in der Küche sitzen und in seinen Apfel beißen. Ich hörte ihn sagen:
    »Dein Fleisch brennt an, meine Süße.«
    Er hatte eine tolle Haut gehabt, glatt und fest und leicht gebräunt. Es war so unwirklich. Ich hatte das Gefühl, daß ich den Kopf schütteln müßte. Angeblich hatte ich in der Nacht den beiden Polizisten mein Einverständnis erklärt, einen Bestattungsunternehmer zu beauftragen. Das hatten sie getan. Ich konnte mich nicht daran erinnern, und war ziemlich aufgeregt, als ich es hörte. Doktor Farngräber deutete meine Aufregung falsch. Er versuchte, mich zu beruhigen. Es sei noch nichts passiert, was sich nicht wieder rückgängig machen lasse. Er schimpfte auf die leider weit verbreitete Praxis, daß manche Bestattungsunternehmer einen direkten Draht zur Polizei hätten. Die Angehörigen würden vor vollendete Tatsachen gestellt. Das paßte ihm nicht. Ich glaube, er wollte nur diesem Bestattungsunternehmer eins auswischen. Er rief ihn an und erfuhr dabei, der Sarg sei bereits geschlossen.
    »Und wer hat den Sarg ausgesucht?«
    erkundigte sich Doktor Farngräber,
    »die Polizei etwa? Es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als ihn wieder zu öffnen. Es haben sich neue Aspekte ergeben.«
    Doktor Farngräber war sehr engagiert. Er fand auch heraus, wohin der Renault gebracht worden war. Dann rief er seinen Schwiegersohn an. Der arbeitete bei der Staatsanwaltschaft. Doktor Farngräber erklärte ihm den Sachverhalt, verlangte eine Untersuchung des Autowracks durch einen KFZ-Sachverständigen und eine gerichtsmedizinische Untersuchung für Ulli. Anschließend erklärte er mir, ich könnte beruhigt sein, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen wäre, man werde das herausfinden. Ich war nicht beruhigt, im Gegenteil, so viel Wirbel hatte ich nicht machen wollen. Staatsanwaltschaft! Ich wollte doch nur, daß sich mal jemand den Renault ansah, daß er mir sagte:
    »Es war alles in Ordnung mit dem Wagen.«
    Und jetzt gab es bei der Staatsanwaltschaft eine Ermittlungsakte Ulrich Meuser. Daß es nicht gegen Ulli ging, spielte keine Rolle. Wenn sie erst anfingen zu suchen, würden sie auch etwas finden. Am Ende hatte ich dann das Finanzamt am Hals. Bei Steuerhinterziehung sind die unerbittlich, dafür müssen auch die Erben aufkommen. Das fehlte mir noch, so viel waren fünfzigtausend Mark nun auch nicht. Die Anrufe hatten den Vormittag in Anspruch genommen. Während der Mittagspause erklärte ich Doktor Farngräber, daß ich keine Ahnung von Ullis Geschäften hätte. Ich mußte ihm das sagen, falls bei den Untersuchungen herauskam, daß Ulli sich nicht immer an die Regeln gehalten hatte. Es entsprach ja den Tatsachen, daß ich nichts wußte. Ich sagte auch, daß

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