Verbrannte Träume.
steckte noch im Auto. Ich erinnere mich, daß einer der Polizisten etwas in der Art sagte. Die anderen Schlüssel, den für die Haustür, die Wohnung, Keller, Briefkasten und so weiter, hatte Ulli an einem Metallring, der an einem Ledermäppchen befestigt war. Das Mäppchen trug er normalerweise in einer Tasche vom Anzug. Es war bestimmt verbrannt wie alles andere. Aber der Ring und die Schlüssel hätten da sein müssen. Nur, es fiel mir nicht auf, daß sie fehlten. Als der Polizist etwas von Schlüssel sagte, die noch im Wagen waren. Ich habe nicht einmal mitbekommen, ob er von einem oder mehreren sprach. Ist vielleicht verständlich, ich war ziemlich durcheinander. Da war einmal die Sache mit dem Trauring, den Ulli am Finger getragen hatte, was mich augenblicklich zum Weinen brachte. Ich fragte, warum sie ihm den Ring abgenommen hätten. Den hätten sie ihm doch lassen können. Der Polizist druckste herum, murmelte, der Ring sei beim Bergen der Leiche abgefallen. Da war wohl der ganze Finger abgefallen. Dann war da der Unfallbericht. Um mich von dem Finger abzulenken, bat Frau Farngräber, daß sie uns den Bericht zeigten. Auf den ersten Blick stand da nicht viel. Spuren am Unfallort hatte es nicht gegeben. Wenn es welche gegeben haben sollte, hatte der Regen sie weggewaschen. Es gab auch keine Zeugen. Der Unfallort ist ein verdammt einsames Fleckchen, weit und breit keine Menschenseele, die ein Feuer hätte sehen können. Bestimmt nicht mitten in der Nacht. Um Viertel vor eins hatte ein Mann auf der Wache in Kürten angerufen und mitgeteilt, daß er gerade an einer Unfallstelle vorbeigefahren wäre. Da er von einem brennenden Fahrzeug gesprochen hatte, waren Feuerwehr, Rettungswagen und Notarzt angefordert worden. Aber als sie am Unfallort ankamen, war das Feuer bereits erloschen. Das hatte der Regen erledigt. Von wegen, Benzinfeuer kann man nicht mit Wasser löschen. Passiert war es nach Schätzung der Polizei viel früher, zwischen elf und halb zwölf. Zeitlich war das knapp, wenn Ulli zuerst noch Rene Link nach Hause gefahren hatte. Der hatte eine Wohnung im Unicenter, das wußte ich aus dem Telefonbuch. Da hätte Ulli quer durch Köln fahren müssen und vor elf gar nicht auf der Autobahn sein können. Dann kam ein Punkt, der mich sehr aufregte. Weil er bewies, daß etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Passiert war es auf freier Strecke zwischen Schwarzein und Breibach. Die Strecke kannte ich gut. Wir waren dort häufig spazierengegangen. Aber gefahren wäre Ulli die Strecke nie. Es war ein Umweg, ein ziemlich kurviger noch dazu. Daß er sich verfahren hatte, war nicht anzunehmen bei einem Mann, der die Gegend gut kannte und immer auf dem gleichen Weg nach Köln und wieder zurück fuhr. Auch mit zwei Whisky im Leib konnte er nicht so betrunken gewesen sein. Wenn er jedoch versucht hatte, einen Verfolger loszuwerden … Ich sprach mit einem der Polizisten darüber. Er war freundlich. Erklärte mir, daß seine Kollegen nichts versäumt hätten. Die Unfallstelle sei gründlich untersucht worden. Und nichts habe darauf hingedeutet, daß noch jemand, auf welche Art auch immer, an diesem Unfall beteiligt gewesen sei. Daß jemand an Ullis Wagen herumgefummelt hatte, schloß er aus.
»Ihr Mann kam aus Köln, nicht wahr?«
stellte er fest.
»Mit defekten Bremsen oder einer manipulierten Lenkung wäre er nicht so weit gekommen. Da hätte es viel früher gekracht.«
Einen Verfolger wollte er nicht völlig ausschließen. Es mußte sich nicht um böse Absicht gehandelt haben. Er dachte an ein Wettrennen unter Freunden. Junge Männer in schnellen Kisten, ein bißchen übermütig. Und als Ullis Wagen über den Straßenrand hinausschoß, geriet der andere Fahrer in Panik und machte sich aus dem Staub. Der Polizist fragte mich nach Rene Link, beziehungsweise nach dem Mann, mit dem Ulli sich getroffen hatte. Ich erklärte ihm, was ich von Marcia erfahren hatte, daß Rene Link ohne Auto in der Klause gewesen war, daß er folglich nicht bei Ulli gewesen sein konnte. Jedenfalls nicht in einem zweiten Auto. Dann machte ich den Polizisten noch einmal auf den Umweg aufmerksam, den Ulli niemals ohne Grund gefahren wäre. Er war wirklich sehr nett, der Polizist, schon etwas älter, er hatte Erfahrung im Umgang mit aufgeregten Angehörigen. Hörte mir geduldig zu, holte eine Karte, zeigte mir die Stelle, an der es passiert war, und ließ mich zeigen, wie Ulli normalerweise gefahren war. Dann zuckte er mit den
Weitere Kostenlose Bücher