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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Fünfhundert für den Anfang. Sätze, die Ulli zu Rene gesagt hatte. Aber fünfhundert Blechdosen waren kein Grund, einen Mann in seinem Auto zu verbrennen. Um mich abzulenken, nahm ich den Lieferschein für die Kulis aus dem Karton und steckte ihn in meine Handtasche. Ich nahm mir auch zwei von den Mäppchen. Ich hatte mir häufig Dinge aus Ullis Angebot genommen, wenn er Musterstücke mit heimbrachte, die mir gefielen. Manche hatte er mir auch gegeben, ohne daß ich fragen mußte, die Dosen zum Beispiel. Aber Kulis nie, und damit waren wir immer knapp. Ulli hatte die Dinger zu Zig-tausend verkauft, und bei uns war nie einer zu finden gewesen, wenn man einen brauchte. Kann sein, daß ich dachte: mal sehen, ob es einer merkt. Ulli hatte sich nicht über die Dosen aufgeregt, sondern über den Karton, der nicht angekommen war. In kleinen Mengen abgezweigt! Zwei Mäppchen von fünfzehnhundert! Da mußte einer sehr pedantisch sein und sehr gründlich nachzählen. Eins von den Mäppchen legte ich in ein Schubfach in der Küche, das andere steckte ich zu dem Lieferschein in meine Handtasche. Ich wollte mich am nächsten Tag von der Kanzlei aus um die Sache kümmern. Die Lieferfirma ausfindig machen und mich erkundigen, wohin ich den Rechnungsbetrag überweisen mußte. So etwas konnte ich nur während der üblichen Geschäftszeiten tun, und Doktor Farngräber hatte bestimmt nichts dagegen. Ich dachte zwar, daß die Firma sich ebenso melden würde wie die Partei. Aber ich wollte nicht darauf warten, daß die Rechnung angemahnt wurde. Ich wollte auch nicht darauf warten, daß der Kunde nachfragte, wo seine Lieferung blieb. Vielleicht wollte ich mich nur beschäftigen, damit ich nicht länger nachdenken mußte. Ich nahm mir noch einmal das Telefonbuch. Darin war die Partei unter einer Adresse am Heumarkt vermerkt. Ich notierte mir die Nummer und blätterte weiter. Da ich einmal dabei war, wollte ich auch die Firma Holrich heraussuchen. Nur fand ich sie nicht, weder unter dem Namen noch als Spedition. Das kam mir merkwürdig vor. Nein, das stimmt nicht. Ich glaube, ich hatte schon samstags geahnt, daß die Firma Holrich nicht existierte, als ich das Geld sah. Was soll eine Transportfirma mit einem schwarz eingekauften Posten Blechdosen anfangen? Und für ein paar Kugelschreiber oder Taschenkalender zahlte kein Mensch fünfzigtausend Mark. So einen Stempel kann sich jeder anfertigen lassen. Aber ich wollte nicht wissen, wer das Geld abgeschickt hatte. Ich wollte es nur behalten. Und ich hatte Angst, daß einer kam und es zurückverlangte, wenn bekannt wurde, daß Ulli tot war. Mir konnten sie erzählen, sie hätten etwas im voraus bezahlt, und jetzt würde ja nicht mehr geliefert. Für mich waren fünfzigtausend Mark wahnsinnig viel Geld. Damit konnte ich zurechtkommen, bis ich die Ausbildung abgeschlossen hatte, auch wenn ich zehntausend Mark für die Beerdigung bezahlen mußte. Nach der Abschlußprüfung verdiente ich genug, um die Wohnung halten zu können. Ich würde nie so viel verdienen wie Ulli, das war mir klar. Ich würde mich ein bißchen einschränken müssen. Aber für die Wohnung wollte ich das tun. Für die Wohnung wollte ich alles tun. Schon als Ulli mich zum erstenmal mitnahm, es war alles so perfekt und phantastisch eingerichtet. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Und jetzt gehörte es mir! Ich wollte nie mehr zurück in mein schäbiges Zimmer, nie mehr. Ich hatte vergessen, mit Doktor Farngräber über die Kontovollmacht zu reden. Das wollte ich dienstags tun. Vorerst reichte es, wenn ich mich vergewisserte, daß genug Geld auf Ullis Konto war, um die nächste Miete zu überweisen. Wenn es nicht reichte, konnte ich von den fünfzigtausend etwas auf mein Konto einzahlen und es auf Ullis Konto überweisen. Ich mußte nur die Nummer wissen. Ich weiß, wie das klingt, als wär's mir nur um’s Geld gegangen. Das stimmt nicht. Das Geld war dabei nur … Wie soll ich das ausdrücken? Ich konnte es sehen, ich konnte es anfassen, ich konnte es zählen, und ich konnte Angst haben, daß es mir einer wegnähme. Und das war eine normale Angst. Einer, das konnte ein Beamter vom Finanzamt sein. Niemand mag Finanzbeamte, viele Geschäftsleute haben Angst vor einer Buchprüfung. Aber wer muß Angst haben vor einem Mörder? Wer muß sich Sorgen machen um einen Mann, der Ulli zwang, einen Umweg zu fahren, den ich blöde Kuh mit einem Märchen aus der Reserve locken wollte. Es ist um vieles angenehmer, über fünfzigtausend

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