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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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erhöht, zuletzt im vergangenen November. Von da an hatte er horrende Prämien bezahlt. Es war typisch für Ulli: nicht kleckern, klotzen. Eine halbe Million Mark bei Unfalltod, so viel Geld auf einem Haufen. Ich konnte mir das nicht vorstellen. Und ich mußte nur einen amtlich beglaubigten Totenschein einreichen, um es zu bekommen. Eine halbe Million! Ich war reich, von einer Sekunde auf die andere, nur weil ich ein Blatt Papier in der Hand hielt. Ursprünglich war Ullis Tante die Begünstigte im Todesfall gewesen. Das hatte Ulli vor fünf Monaten ändern lassen, nur vier Wochen nachdem ich bei ihm eingezogen war. Da stand es schwarz auf weiß: Begünstigte im Todesfall: Andrea Kahneel. Als ich es las, flossen die Tränen. Sie flossen auch noch, als es eine Viertelstunde später an der Tür klingelte. Verfluchte Türklingel. Ich hatte immer noch Ullis Stimme im Kopf, aber jetzt sprach sie von einem, der nur feststellen will, ob jemand in der Wohnung ist. Das Telefonklingeln! Auch eine Methode. Es hob niemand ab, also kam er her. Um sicher zu gehen, klingelte er noch einmal an der Haustür. Und diesmal brannte kein Licht im Wohnzimmer, das man von der Straße aus sehen konnte. Es klingelte drei- oder viermal kurz hintereinander. Ich konnte mich nicht rühren, sah im Geist jemanden vor der Haustür stehen, der sein Werkzeug aus der Tasche holte, der hinaufkam. Ich hatte die Wohnungstür nicht abgeschlossen. Es klingelte noch einmal, etwas langgezogener, dann wurde es still. Da kam ich plötzlich vom Stuhl in die Höhe, sehr schnell sogar. Ich rannte in den Flur, griff im Vorbeilaufen mein Schlüsselbund, das noch neben meiner Handtasche auf dem Eßtisch lag. Dann riß ich den Hörer von der Gegensprechanlage, steckte mit der freien Hand den Schlüssel ein, drehte ihn um und fragte gleichzeitig:
    »Ja?«
    Das alles ging rasend schnell. Ich rechnete nicht damit, daß ich Antwort bekam. Aber die bekam ich. Sie klang locker und erfreut.
    »Frau Meuser?«
    Die Stimme war ein bißchen verzerrt. Ich erkannte sie trotzdem und war im ersten Augenblick erleichtert. Der harmlose Junge, der nur Jagd auf die schnelle Mark machte. Mein Wehrdienstverweigerer. Lutz Assenmacher!
    »Tut mir leid, daß ich Sie schon wieder belästige, Frau Meuser«, sagte er.
    »Ich dachte nur …«
    Was er dachte, erfuhr ich nicht, weil ich ihn unterbrach.
    »Schon gut, Sie belästigen mich nicht. Möchten Sie heraufkommen?«
    Dabei drückte ich den elektrischen Türöffner und hoffte nur, daß die Haustür noch nicht abgeschlossen war. Frau Ruland schloß sie abends immer sehr früh ab. Dann hätte ich hinuntergehen müssen, und mir zitterten die Beine. Aber ich hatte Glück, die Tür war noch nicht verschlossen. Zwei Minuten später stand der liebe Lutz in Lebensgröße vor mir, ein verlegenes Lächeln auf dem Gesicht und eine weitere Entschuldigung auf den Lippen, gefolgt von der Versicherung:
    »Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Ich dachte nur, daß Sie mir vielleicht ein paar Fragen ebenso beantworten können wie Ihr Mann.«
    Ich kann mir das selbst nicht erklären. In der einen Sekunde noch panische Angst vor einem Mann, den ich nicht kannte, der Ulli auf dem Gewissen hatte, der vielleicht auch mich umbringen wollte. Dann kam einer, den ich erst zweimal gesehen hatte. Und ich war froh, ihn zu sehen. Die Angst mit einem Schlag fortgespült. Was ein sympathisches Gesicht und eine gebrochene Nase doch alles bewirken. Meine Stimme klang ebenfalls leicht.
    »Welche Fragen?«
    Ich hatte kein Licht gemacht in der Diele. Mein Gesicht mußte für ihn im Halbschatten liegen. Daß ich geweint hatte, sah er nicht sofort.
    »Ich würde das gerne machen«, sagte er und fügte hinzu, weil ich nicht auf Anhieb verstand, was er meinte:
    »Für Ihren Mann arbeiten. Es stört mich auch nicht, wenn ich noch ein paar Tage warten muß, bis ich mit ihm persönlich reden kann. Link hat mir ja bereits eine Menge erzählt, richtig geschwärmt hat er, toller Job, viel unterwegs, gutes Einkommen. Die Vorstellung gefällt mir, aber was soll ich mir unter Geschenkartikeln vorstellen? Ich dachte immer, so was kauft und verkauft man im Laden.«
    Wieder hatte er nur den Nachnamen benutzt. Flüchtig dachte ich, na warte, Freundchen, dir werde ich mal auf den Zahn fühlen. Aber ich dachte es wie einen Scherz. Ich gab die Tür frei, forderte gleichzeitig:
    »Kommen Sie herein, dann zeige ich es Ihnen.«
    Ich war immer noch erleichtert und dankbar, daß er gekommen war. Nicht

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