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Verbrechen im Mädchenpensionat

Verbrechen im Mädchenpensionat

Titel: Verbrechen im Mädchenpensionat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Namen, oder ist er nur eine Nummer?«
    »Er hat einen Namen: Spike.«
    »Spike, und wie weiter?«
    »Einfach Spike. Ich hole ihn«,
sagte Polnik hastig und schloß die Tür.
    Spike war etwa ein Meter
fünfundfünfzig groß und machte den sauberen, ehrlichen Eindruck etwa eines
kleinen Rauschgifthändlers oder einer untergeordneten Nummer aus der Erpressergilde.
Er stand da, blickte verlegen in jede andere Richtung, nur nicht in meine, und
ein Tic auf seiner Wange pulsierte zu dem lautlosen Rhythmus eines unsichtbaren
Tamburins.
    »Sie sind Spike?«
    »Ja, der bin ich.« Seine Stimme
klang heiser, als ob seine Stimmbänder bis zur Unkenntlichkeit zerquetscht
worden wären.
    »Sie sind ein ehemaliger
Zuchthäusler.«
    »Wollen Sie daraus eine
Staatsaffäre machen?«
    »Ich werde es vielleicht
versuchen«, sagte ich. »Seit wann sind Sie Gehilfe bei Mephisto?«
    »Seit etwa einem halben Jahr,
Lieutenant«, sagte er. »Das heißt, wenn er arbeitet.«
    »Er arbeitet nicht regelmäßig?«
    »Vielleicht zwei Abende pro
Woche: bei Privatparties — in Shows, an Orten wie
diesem hier, Lieutenant.«
    »Und kommt ihr beide immer auf
euer Kontingent von zwei Morden pro Abend?«
    Spikes graues Gesicht wurde
noch um eine Schattierung grauer. »Darüber weiß ich nichts«, sagte er.
    »Was haben Sie als Mephistos
Gehilfe zu tun?«
    »In der Hauptsache muß ich die
Strahler bedienen«, sagte er. »Sie wissen schon — die Farben der unteren
Rampenlichter wechseln, ausleuchten, abschalten — «
    »Etwa die Hausbeleuchtung?«
sagte ich. »Vielleicht zufällig die Hauptsicherung herausdrehen?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie
reden«, sagte er mürrisch.
    Ich stand auf, verließ das Büro
und schloß die Tür hinter mir. Polnik blickte mich
fragend an.
    »Gehen Sie in die Aula zurück
und finden Sie heraus, ob heute abend eine der Damen
irgendwelchen wertvollen Schmuck verloren hat, während der Magier seine
Vorstellung gab«, sagte ich. »Stellen Sie, wenn dem so ist, eine Liste der
verschwundenen Dinge zusammen und bringen Sie sie mir einfach. Wenn nichts abhanden gekommen ist, geben Sie mir trotzdem eine Liste.«
    »He?«
    »Ein Blatt weißes Papier«,
sagte ich müde. »Und ein bißchen dalli.«
    Ich ging ins Büro zurück,
setzte mich wieder hinter den Schreibtisch und starrte Spike an. Es gehört zu
den lausigsten Tricks aus dem Arsenal eines Polizeibeamten: Wenn du nichts zu
sagen hast, weil dir nichts einfällt, so laß es dem Burschen eiskalt über den
Rücken hinunterrieseln. Wenn er dann nach zwei Minuten wirklich nervös geworden
ist, ist er bereit, alles zu gestehen, woran dir liegt.
    Spike schätzte das nicht
besonders. Er sah mich nicht an, aber hin und wieder warf er einen schnellen
Blick in meine Richtung, um festzustellen, ob ich ihn noch immer meiner
taktischen Behandlung unterzog. Und außerdem konnte er seine Hände nicht still
halten. Sie zupften an seiner Krawatte, rieben die Aufschläge seiner Jacke, und
die Finger fuhren die Innenseite seines Kragens entlang.
    Polnik kam mit einem Blatt Papier in
der Hand zurück und legte es vor mich auf den Schreibtisch. »Das ist die Liste,
die Sie angefordert haben, Lieutenant«, sagte er und warf Spike beim
Hinausgehen einen bedeutungsvollen Blick zu.
    Ich blickte auf die Liste. Es
stand nur ein Name darauf: Caroline Partington — die
träge Blonde, erinnerte ich mich. Sie vermißte ein
Paar Diamantohrringe. Um nichts auf der Welt konnte ich mich erinnern, ob sie
die Ohrringe getragen hatte, als sie sich nach Mephistos Vorführung — und ihrer
eigenen — mir in die Arme geworfen hatte. Aber ich konnte mir die Sache
zusammenreimen.
    Spike begann, freizügig zu
schwitzen. Ich blickte ihn an.
    »Sagen Sie dem Sergeanten
draußen, er soll Mephisto holen und ihn hierherbringen«, befahl ich. »Und dann
kommen Sie hierher zurück.«
    »Ja, Lieutenant«, krächzte er
und schlurfte auf die Tür zu.
    Polnik brauchte nicht länger als zwei
Minuten dazu, Mephisto herbeizubringen. Er ließ den Magier zuerst eintreten, schloß
dann die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen.
    »Was soll das nun wieder
bedeuten, Lieutenant?« sagte Mephisto ärgerlich. »Für einen Abend habe ich mehr
als genug.«
    »Wer hat sie?« fragte ich ihn.
    »Ich habe es aufgegeben, aus
Ihnen klug zu werden«, brummte er. »Das habe ich Ihnen schon einmal gesagt.«
    »Diamantene Hängeohrringe«,
sagte ich. »Wer hat sie: Sie — oder Spike?«
    »Ohrringe?« fragte Mephisto
verdutzt. »Was für

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