Verbrechen im Mädchenpensionat
bleiben!«
»Gut, Lieutenant!« Polnik nahm die Pistole aus seinem Schulterholster. »Also
los, ihr Burschen«, sagte er.
Spike schien noch um ein paar
Zentimeter eingeschrumpft zu sein, als er aus dem Zimmer schlich; und Mephisto
sah aus wie ein Magier, der soeben mit Erfolg einen Klumpen Gold in ein Ei
verwandelt hat.
Es dauerte nicht lange, bis Polnik zurückkam.
»Ich habe sie in die Heizung
gesperrt, Lieutenant«, sagte er und warf den Schlüssel auf den Schreibtisch.
»Verdammt, Sie haben ganze Arbeit geleistet, Lieutenant, das muß ich Ihnen
lassen! Ich gebe es ungern zu, aber ich habe das Diamantenhalsband nicht einmal
bemerkt!«
»Sie brauchen sich deshalb
nicht zu entschuldigen, Sergeant«, sagte ich. »Es gibt eine ganz einfache
Erklärung dafür.«
»Wirklich?« fragte er verdutzt.
»Klar«, sagte ich. »Es gab gar
kein Diamantenhalsband.«
SECHSTES KAPITEL
D ie
träge Blonde lächelte mir mit Wärme zu. »Tausend Dank, Lieutenant. Ich konnte
mir einfach nicht vorstellen, was aus ihnen geworden war. Man kann einen
Ohrring verlieren, ohne es zu merken — aber zwei! Haben Sie sie irgendwo
gefunden?«
»So könnte man es bezeichnen«,
sagte ich. »Sie sind wertvoll, nicht wahr?«
Sie zuckte die Schultern. »So
um fünfhundert herum, glaube ich. Daddy hat sie mir zum letzten Geburtstag
geschenkt.«
Sie saß mir gegenüber. Sie
hatte sich umgezogen, seit ich sie das letztemal gesehen hatte. Sie trug ein perlenfarbenes Kleid aus
Wolljersey, das sich ebenso um sie schmiegte, wie sich die Wolle ursprünglich
um das Schaf geschmiegt haben mußte — nur war das jetzt doppelt so interessant.
»Sie kannten Jean Craig und
Nancy Ritter?« fragte ich sie.
»Natürlich«, sagte sie. »Mit
Nancy war ich sehr gut befreundet.«
»Sie können sich wohl keinen
Grund vorstellen, aus dem heraus jemand die beiden hätte umbringen wollen?« Es
war wieder die alte Routinefrage, und diesmal erwartete ich wirklich nichts
anderes als eine negative Antwort.
»Ich könnte mir ein Dutzend
Gründe denken!« sagte Caroline Partington ruhig. »Es
gab Zeiten, da hätte ich selbst alle beide umbringen mögen.«
»Warum?«
»Lieutenant — «, Sie lächelte
mir träge zu, »Sie sind entzückend! Dies hier ist ein Hennen-College, und nur
vier Männer sind dauernd hier. Professor Coleman ist über Sechzig und senil, so
daß in Wirklichkeit nur drei übrigbleiben. Lane ist Fünfundvierzig und
verheiratet; bleiben zwei. Zwei annehmbare Männer für fünfzig weibliche Geier!
Und jedes einzelne dieser vitalen Täubchen sehnt sich nach Koedukation.«
»Von diesem Standpunkt aus habe
ich die Sache noch gar nicht betrachtet«, sagte ich. »Vermutlich ist Pierce der Märschienprinz ?«
»Er ist eine Wucht«, bestätigte
sie. »Und Dufay auch.«
»Machen Sie keine Witze«, sagte
ich.
»Lieutenant«, sagte sie und
schüttelte bedächtig den Kopf, »seien Sie nicht so schwer von Begriff. Alle
Katzen miauen nach Dufay! Vielleicht appelliert er an unsere mütterlichen
Instinkte — aber jedenfalls wirkt er anziehend!«
»Haben Sie das gemeint, als Sie
sagten, Sie hätten gelegentlich selbst alle beide umbringen mögen?«
»Jetzt ist der Groschen
gefallen«, sagte sie. »Die Konkurrenz ist heftig. Wenn eine von ihnen es
geschafft hat, einen an Land zu ziehen...«
» Was geschafft hat?«
»Sich zu verabreden.« Sie hob
die Brauen. »Verstehen Sie kein Englisch, Lieutenant?«
»Sie erschüttern mein
Selbstvertrauen«, sagte ich. »Weiter.«
»Jetzt wählen Sie mich aber auf
der Mattscheibe. Sie machen mir vielleicht Spaß!« sagte sie. »Sie sollten
wirklich aus der Eierschale kriechen und trocken hinter den Ohren werden!«
»Ich sollte zusehen, daß ich
aus diesem College wegkrieche — und in ein Irrenhaus komme«, sagte ich. »Und
bevor diese Nacht zu Ende ist, wird es auch soweit sein.«
»Sie werden aber schnell mürbe,
Lieutenant«, sagte sie mit Wärme. »Sie sind mein Schnuckiputzi .
Ich werde Ihnen helfen, wo ich kann.«
»Danke«, sagte ich mit
Anstrengung. »Vergessen Sie nicht, ich in meinem Altersschwachsinn...«
»Sie sehen alt genug aus, um
Dreißig sein zu können«, sagte sie offen. »Aber Sie sehen noch immer irgendwie
gut aus. Für Ihr Alter haben Sie sich gut gehalten, Lieutenant.«
»Ich habe mir Stützbalken
einziehen lassen«, sagte ich. »Das Toupet macht natürlich viel aus — . Wenn Sie
meine Zähne genauer betrachten wollen, nehme ich sie gern heraus.«
»Sie sind trotzdem mein
Wonnebrocken«,
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