Verbrechen im Mädchenpensionat
sehen Sie, ob Sie irgend etwas Ungewöhnliches finden, etwas, das auf jemand anderen hier hinweist — Lehrer
oder Schüler. Und wenn Sie fertig sind, gehen Sie in das Zimmer der Craig und
tun dort dasselbe. Dann kommen Sie in Miss Bannisters Büro hinunter und
berichten mir.«
»Ja, Lieutenant«, sagte Slade .
Ich blickte Polnik an. »Sergeant — ich möchte, daß sich in einer Viertelstunde alle Insassen
dieses Gebäudes in der Aula befinden — das ist ein Befehl — , und lassen Sie
keine Entschuldigung gelten. Das betrifft sämtliche Lehrer, Schülerinnen,
Mephisto — und seinen Gehilfen.«
»Ja, Lieutenant«, sagte er.
»Ich werde in Miss Bannisters
Büro sein — berichten Sie mir, wenn alle beisammen sind. Und eine Viertelstunde
ist das Äußerste.«
»Jawohl, Lieutenant«, brummte Polnik und verließ den Raum. Ich warf einen kalten Blick
auf Slade , der die nächste Schublade aufzog und wie
ein Wahnsinniger darin zu wühlen begann.
Dann ging ich zu Miss
Bannisters Büro zurück, klopfte an die Tür und ging hinein.
»Ich habe mich schon gefragt,
was aus Ihnen geworden ist, Lieutenant!« sagte sie freundlich. »Sind Sie zu
einem weiteren Glas Whisky zurückgekommen?«
Ich überwand mich heldenhaft.
»Im Augenblick nicht«, sagte ich. »Wer ist das Mädchen mit dem dunklen Haar,
das in dichten Locken um ihren Kopf liegt — diejenige, die mich nach dem Mord
ohne äußere Gewaltanwendung gefragt hat?«
»Das ist Nancy Ritter«, sagte
sie, ohne zu zögern. »Sie hat Ihnen doch hoffentlich nicht noch weitere alberne
Fragen gestellt?«
»Nein«, sagte ich. »Sie ist
ermordet worden.«
Miss Bannister blickte mich an
und war sich nicht ganz sicher, ob sie lachen sollte oder nicht.
»Es ist wahr«, sagte ich.
»Aber das ist«, stammelte sie,
»das ist doch nicht zu glauben!«
»Sehen Sie selber nach«, sagte
ich. »Sergeant Polnik versammelt alles in der Aula.
Sobald es soweit ist, werde ich anfangen, die College-Insassen zu vernehmen — einzeln,
der Reihe nach. Ich würde gern Ihr Büro dazu benutzen, wenn Sie nichts dagegen
haben.«
»Nein«, sagte sie mit stumpfer Stimme.
»Ich habe nichts dagegen.«
»Danke«, sagte ich. »Woher
hatten Sie den >Großen Mephisto«
»Wie bitte?«
»Sie haben ihn doch für diesen
Abend engagiert«, sagte ich. »Kannten Sie ihn persönlich — haben Sie ihn durch
eine Agentur vermittelt bekommen – oder was sonst?«
»Oh, ich verstehe, was Sie
meinen«, sagte sie. »Nein, er ist mir durch jemanden aus dem Lehrkörper
vermittelt worden.«
»Durch wen?«
»Miss Tomlinson«, sagte sie.
Ihre Mundwinkel verzogen sich flüchtig nach oben. »Sie sagte, er sei einfach grandios!«
»Ich habe diese Frage schon
wegen der kleinen Craig gestellt«, sagte ich, »jetzt möchte ich dasselbe wegen
der Ritter wissen: Können Sie sich irgendeinen Grund denken, aus dem jemand
Nancy Ritter hätte umbringen wollen?«
»Nicht den geringsten«, sagte
sie, ohne zu zögern. »Ich glaube, das Ganze ist das Werk eines Irren,
Lieutenant.«
»Sind Sie denn so sicher, was
das Geschlecht anbetrifft?«
»Ich verstehe nicht ganz,
was...?«
»Ein >Irrer Warum nicht
eine >Irre«
»Ich bin davon überzeugt, daß
es ein Mann ist«, sagte sie mit Festigkeit.
»Warum?«
»Ich habe keinen triftigen
Grand — nur so ein Gefühl. Ich kann es nicht erklären, Lieutenant.«
»Das können Frauen nie«,
bestätigte ich. »Das wäre alles für jetzt, Miss Bannister. Würden Sie nun bitte
in die Aula gehen?«
»Wollen Sie mich auf dieselbe
Stufe stellen wie die Schülerinnen?« fragte sie kalt.
»Das habe ich damit nicht
gemeint«, erklärte ich. »Diese Ermittlungen können vielleicht eine lange Zeit
in Anspruch nehmen. Ich nehme an, die Schülerinnen werden sich, wenn Sie bei
ihnen sind, wesentlich besser benehmen als ohne Sie.«
»Ja.« Sie nickte. »Ich weiß,
was Sie meinen. Nun gut, Lieutenant.«
Sie verließ das Büro und schloß
die Tür hinter sich. Ich zündete mir eine Zigarette an und setzte mich auf Miss
Bannisters Stuhl hinter dem Schreibtisch, Ein paar Minuten später klopfte es,
und Slade trat ein.
»Im Zimmer der Ritter war
nichts, Lieutenant«, sagte er. »Aber sehen Sie einmal, was ich im Zimmer der
Craig gefunden habe!«
Er ließ einen altertümlichen
Gegenstand vor mir auf den Schreibtisch fallen. Es war ein Colt mit
Perlmuttgriff, und er mochte zumindest hundert Jahre alt sein. Die Sache
erregte mich nicht sonderlich.
»Um sie zu fragen, ob sie einen
Waffenschein
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