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Verbrechen im Mädchenpensionat

Verbrechen im Mädchenpensionat

Titel: Verbrechen im Mädchenpensionat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Zeichenlehrer, sein.«
    Er grinste und zeigte dabei
hübsche, gleichmäßige Zähne. »Sie sind hinter der Zeit zurück, Lieutenant.
Heutzutage tragen die schöpferisch veranlagten Leute graue Flanellanzüge. Die
Langhaarigen in Kamelhaarmänteln und Blue jeans sind
Angestellte, die während ihrer Freizeit versuchen, ihrer Persönlichkeit zum
Durchbruch zu verhelfen.«
    »Daran mag etwas Wahres sein«,
sagte ich. »Ich trage in meiner Freizeit meistens Blue jeans .«
    Er grinste erneut zuvorkommend.
    »Sie wissen, daß Jean Craig am
frühen Abend ermordet worden ist«, sagte ich. »Aber vielleicht wissen Sie
nicht, daß anschließend auch Nancy Ritter umgebracht worden ist.«
    Sein Gesicht wurde nüchtern.
»Nein!« sagte er leise. »Das habe ich nicht gewußt.«
    »Sie kannten beide?«
    »Natürlich«, sagte er. »Sie
hatten beide bei mir Unterricht. Jean hatte eine ausgesprochene Begabung für
Gebrauchsgraphik — Nancy hatte überhaupt keine Begabung.«
    »Haben Sie ihr das gesagt?«
    »Natürlich«, sagte er.
    »Dann frage ich mich, warum sie
weiterhin Unterricht bei Ihnen genommen hat«, sagte ich.
    »Frauen kann kein Mensch begreifen«,
sagte er.
    »Soviel ich gehört habe, gaben
Sie sich in diesem Punkt die größte Mühe«, sagte ich.
    »Was meinen Sie damit,
Lieutenant?«
    Ich blickte ihn zwei Sekunden
lang an, bevor ich antwortete. »Ich habe gehört, Ihre Beziehungen zu Jean Craig
seien viel enger gewesen, als das zwischen Lehrer und Schülerin üblich ist.«
    Er nahm ein Päckchen Zigaretten
aus der Tasche, wählte sorgfältig eine aus und zündete sie mit derselben
Sorgfalt an.
    »Sie wissen, wie es so geht,
Lieutenant«, sagte er leichthin. »Hier sind fünfzig junge und zumeist äußerst
attraktive Mädchen — und nur vier Männer. In Wirklichkeit drei — man kann Dufay
nicht mitzählen, und außerdem ist er mit diesem englischen Gesundheitspfropfen
verlobt.«
    »Ich weiß nicht, wie es so
geht«, sagte ich. »Aber ich will gern zuhören.«
    »Ich stand mit Jean auf
freundschaftlichem Fuß«, sagte er. »Wir hatten viele gemeinsame Interessen.«
    »Das begreife ich«, sagte ich
ermutigend.
    »Nun — mehr war an der Sache
nicht. Es steckte nichts Ernsthaftes dahinter.«
    »Aber Sie kannten sie
wahrscheinlich besser als die meisten anderen?«
    »Das kann ich nicht
beurteilen.«
    »Hatte sie irgendwelche
Probleme? Irgend etwas , das sie bedrückte, etwas, vor
dem sie sich fürchtete? Hat sie Ihnen gegenüber etwas Derartiges erwähnt?
Lassen Sie sich Zeit, überlegen Sie. Irgend etwas , so
geringfügig es auch sein mag.«
    Er dachte etwa fünf Sekunden
lang nach. »Eine Sache gab es«, sagte er langsam. »Vielleicht ist es verrückt,
aber trotzdem... Es war heute nachmittag gegen fünf
Uhr. Ich traf sie auf dem Collegegelände, und sie fragte mich, ob ich heute abend bei dem Vortrag des Sheriffs sei. Ich sagte,
ja, ich sei zusammen mit den Schülerinnen und den übrigen Lehrern dorthin
beordert worden.
    Danach erzählte sie, sie würde
dem Sheriff eine Frage stellen, und wenn ich jemanden sehen wollte, der
wirklich ängstlich dreinblicken würde, dann sollte ich die Zuhörer beobachten,
wenn sie, Jean, diese Frage stelle. Ich würde auf einem ganz bestimmten Gesicht
eine erhebliche Reaktion feststellen können.«
    »Sie sagte nicht, auf wessen
Gesicht?«
    »Nein — obwohl sie vermutlich
erwartete, daß ich sie danach fragen würde. Man kann schließlich kaum
gleichzeitig auf fünfzig Gesichter blicken und irgendwo eine Reaktion
feststellen. Aber die Sache schien mir ohnehin albern, und so biß ich nicht an.
Und dann stellte sie tatsächlich diese verrückte Frage nach Lizzie Borden.«
    »Ja«, sagte ich. »Dadurch wird
das Bild nicht eben klarer. Oder? Sie kennen niemanden, der Grund gehabt haben
könnte, sie umzubringen?«
    »Nein, Lieutenant«, sagte er
sachlich. »Sie war ein nettes Geschöpf — gelegentlich ein bißchen wild, aber
das hätte sich mit der Zeit gegeben.«
    »Was ist mit Nancy Ritter?«
    »Sie war eben eine Schülerin.«
    »Die kein Talent hatte, sich
aber weiterhin in der Kunst versuchte, selbst nachdem Sie ihr gesagt hatten,
sie hätte keinerlei Talent.«
    »Stimmt, Lieutenant.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Ist das alles?«
    »Es ist Ihre Story, und ich
werde sie Ihnen glauben — vor allem wenn sie Nachprüfungen standhält.«
    Er verließ das Büro, und Polnik steckte den Kopf zur Tür herein, »Wer soll als
nächster kommen?«
    »Mephistos Gehilfe«, sagte ich.
»Hat er einen

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