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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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»Nicht schlecht, was?«
    »Ja«, sagte Woody.

FÜNF
    Bei Footballspielen war dies die Videokabine, wo die Kommentatoren die Entscheidungen der Schiedsrichter anhand der aufgezeichneten Bilder überprüfen konnten. Da die Kabine relativ weit vom Geschehen entfernt lag, war sie kein idealer Befehlsstand für Dwayne, aber der Überblick über das Stadion hätte nicht besser sein können, und die Kommunikation mit den anderen Bereichen des Komplexes klappte reibungslos. Dwayne, nicht der Typ, der auf seinem Hintern herumsaß, ging an dem langen, mit elektronischen Geräten bedeckten Sperrholztisch auf und ab und blickte durch die Reihe großer Fenster hinunter in die Arena, wo der Kreuzzug ablief wie ein gutgeöltes Uhrwerk.
    Der Hauptteil – die Beratungen und andere Aktivitäten waren für später angesetzt – sollte nur zweieinhalb Stunden dauern. Als der Anruf kam, war die zweite Stunde noch nicht ganz verstrichen. Auf dem Tisch standen vier Telefone, und das gedämpfte Läuten wurde vom Blinken eines weißen Lämpchens im entsprechenden Apparat begleitet. Dwayne nahm den Hörer ab und sagte: »Thorsen.« Er hörte die ängstliche Stimme eines jungen Mannes, der hastig und stotternd einen Satz von sich gab, von dem Dwayne nur ein einziges Wort deutlich mitbekam.
    »Ausgeraubt.«
     
    Dwayne war schneller im Geldraum als die Polizei, wenn auch nicht viel schneller. Die normalerweise verschlossene Tür stand weit offen, und drinnen lag Tom Carmody bewusstlos auf einem Sofa. Die weiße Engelsschminke war mit dunklem, getrocknetem Blut verschmiert. Dwayne warf einen Blick auf sein missmutiges Gesicht und wusste Bescheid. »Das also war’s, du dämlicher Arsch«, sagte er und drehte sich um, als die ersten Polizisten eintrafen.
    In jeder Organisation gibt es einen, der die Dinge in die Hand nimmt. Es ist nicht der Boss, sondern jemand aus dem mittleren Bereich, das zivile Gegenstück zu einem Stabsfeldwebel. Bei William Archibalds Kreuzzug für Jesus war das Dwayne, und jedesmal, wenn er mit irgendeiner anderen Organisation zu tun hatte, verhandelte er nur mit dem entsprechenden Mann von der Gegenseite und akzeptierte keinen Subalternen. In diesem Fall handelte es sich um einen Mann namens Calavecci, Detective Calavecci.
    Tom Carmody war, noch immer bewusstlos, mit einem Krankenwagen abtransportiert worden, die sechs Leute im Geldraum waren befragt und anschließend an die Sanitäter weitergereicht worden, die ihnen Beruhigungsmittel verabreichten, und nun füllte sich der Raum mit den Technikern von der Spurensicherung. Dwayne stand abseits, beobachtete und wartete, und als er jemanden sagen hörte: »Wer ist hier der Chef des Sicherheitsdienstes?« lächelte er und drehte sich um. Er war sicher, dass sein Gegenpart ebenso begierig war, ihn kennenzulernen.
    »Ich«, sagte er und verspürte sofort eine kühle Distanz zu dem Mann, der in der Tür stand. Er war groß, aber nicht massig und trug eine reizbare, doch zugleich geduldig-amüsierte Miene zur Schau – bei den Marines wäre er einer von denen gewesen, die den Krieg zu sehr liebten. Tja, man konnte siesich nicht aussuchen. »Dwayne Thorsen«, sagte er und ging mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
    Der Mann sah ihn an, sah die Hand an und ergriff sie. »Calavecci, Detective. Was war hier los?«
    »Drei Männer mit Schrotflinten.«
    »Hilfe von drinnen?«
    »Ja.«
    Calavecci machte ein überraschtes Gesicht. »Normalerweise wird das anfangs erst mal bestritten«, sagte er.
    »Jetzt ist aber nicht anfangs«, sagte Dwayne. »Die sind mit dem Geld auf und davon, und ich habe keine Zeit, um irgendwas zu bestreiten.«
    »Gut. Haben Sie auch einen Kandidaten?«
    »Tom Carmody. Der jetzt mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus liegt.«
    Calavecci dachte nach. »Hat er schon mal Schwierigkeiten gemacht?«
    »Es hat sich da was angestaut«, sagte Dwayne. »Ich hatte ihn im Auge. Hatte allerdings eher etwas anderes erwartet.«
    Calavecci sah sich in dem Raum um. »Sie haben ihm eins verpasst, um ihn zu decken«, sagte er. »Und zwar ziemlich heftig, aber das war’s dann auch.«
    »Stimmt.«
    »Wäre schön«, sagte Calavecci, »wenn er wüsste, wohin sie mit dem Geld wollten, denn wir wissen es nicht.«
    Das hörte Dwayne nicht gern. »Sie meinen, die sind über alle Berge?«
    »Ich meine, sie sind Profis«, sagte Calavecci. »Wie Sie und ich. Also sind sie uns einen Schritt voraus. Vielleicht ist die Beute im Kofferraum von irgendeinem Wagen da draußen, und die

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