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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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den Lichtern am Eingang des Parkplatzes zu laufen, wo er deutlich zu sehen gewesen wäre, sondern hielt auf den im Dunkel liegenden Zaun zu, und erst als er diesen erreicht hatte, ohne Schrotkugeln abgekriegt oder auch nur einen Schuss gehört zu haben, begann er zu glauben, dass er noch am Leben war. Es gab viel zu tun.
    Gebückt trottete Liss am Zaun entlang und verlangsamte sein Tempo, als er zur hellbeleuchteten Einfahrt kam. Er sah sich um, kam zu dem Schluss, dass niemand in der Nähe war, dass niemand die Einfahrt beobachtete und er sich keine Sorgen zu machen brauchte, jedenfalls nicht hier und jetzt, und so rannte er hinaus auf die Straße.
    Und nun? Er wollte noch immer das Geld, das war schließlich der Zweck der Aktion gewesen, doch jetzt waren Parkerund Mackey gewarnt, und das machte die Sache schwieriger. Und im Augenblick war es gefährlich, allein, unbewaffnet und ohne einleuchtenden Grund in dieser Stadt herumzuspazieren. Polizeistreifen würden diese Gegend die ganze Nacht unsicher machen. Er musste sich irgendwie verstecken.
    Was waren die Möglichkeiten? Er konnte nicht zum Motel, wo Brenda und der Kombi waren, denn Mackey würde sie anrufen und warnen. Und wenn er zu dem leeren Haus ging, wo sie die Beute verstecken wollten, sobald sie den Container verlassen hatten, würden irgendwann Parker und Mackey dort auftauchen, bewaffnet und auf alles gefasst.
    Aber wenn er sich jetzt in einer Gasse oder einem geparkten Wagen versteckte, würden Parker und Mackey einen anderen Ort finden, wo sie in Ruhe abwarten konnten, bis die Lage sich beruhigt hatte, und er würde nie an das Geld herankommen. Es musste eine Möglichkeit geben, nicht aufzufallen und dennoch ein Auge auf die Seesäcke und ihren Inhalt zu haben.
    Gegenüber dem Parkplatz standen alte, zweistöckige Reihenhäuser – unten kleine Läden, oben Wohnungen. Ein Schuster, ein Lebensmittelgeschäft, eine Reinigung. Türen und Schaufenster waren mit schweren Gittern verschlossen. Auch die Fenster der Wohnungen waren dunkel. Gab es da irgend etwas, was ihm von Nutzen sein könnte?
    Am Bordstein stand eine beinahe volle Abfalltonne. Liss zog eine Zeitung heraus, faltete sie zusammen und klemmte sie sich unter den linken Arm. Jetzt war er ein Arbeiter von der Nachtschicht auf dem Weg nach Hause.
    Scheinwerfer näherten sich. Liss drehte sich um und ging zielstrebig in die andere Richtung, weder verstohlen noch auffällig schnell. Zwei Wagen, Privatwagen, fuhren vorbei, ein weiterer kam ihm entgegen. An der nächsten Ecke bog ervon der Straße ab, die am Parkplatz entlangführte, und als er am letzten Haus in der Reihe vorbeiging, sah er, dass es auf der Rückseite einen Hof hatte – alle Häuser hatten einen Hof, der von der Gasse dahinter durch einen zweieinhalb Meter hohen Zaun aus senkrechten, oben spitz zugesägten Brettern getrennt war.
    Gab es auch eine Tür? Ja – eine schlichte, schmale Tür aus den gleichen Brettern, die auf der Innenseite vermutlich mit Querbrettern versehen waren. In das Holz war ein rundes Sicherheitsschloss eingelassen. Kein Griff.
    Liss blickte sich um: niemand zu sehen. Er ließ die Zeitung fallen, hob das rechte Bein und trat mit dem Absatz seines Schuhs kräftig gegen das Schloss. Die Tür flog mit einem lauten Krachen auf. Liss schlüpfte hindurch, schloss die Tür wieder und lehnte sich dagegen. Er sah sich um. Die Straßenlaterne an der Ecke beleuchtete einen unordentlichen, ungepflegten Hof, in dem jede Menge Schrott herumlag. Ein zweiter, nur einen Meter fünfzig hoher Zaun im selben Stil trennte ihn vom Hof des Nachbargrundstücks. An der Rückseite des Hauses führte eine Außentreppe aus Metall zu einer Tür im ersten Stock. Die Hintertür des Ladens im Erdgeschoss befand sich unter dieser Treppe.
    Liss bahnte sich einen Weg durch den Schrott hindurch zu diesem anderen Zaun und musterte die Reihe der Hinterhöfe. Einige wirkten gepflegter als dieser, andere ebenso verwahrlost. Ein paar hatte man in ordentliche kleine Gärten verwandelt, mit Gartenmöbeln, die in Sitzgruppen arrangiert waren, und fast alle waren mit einem Zaun abgetrennt. Jedes Haus verfügte über eine Außentreppe in den ersten Stock. Alle Fenster waren dunkel, und je weiter man zur Mitte des Blocks kam, desto mehr verdichtete sich die Dunkelheit.
    Liss stieg über vier Zäune – auf der Suche nach dem Hof,in dem am wenigsten auf irgendwelche Aktivitäten hindeutete, der weder Garten noch Schrottplatz war und eine leerstehende Wohnung

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