Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
Vom Netzwerk:
würde in ihr aufsteigen – höchstens Wut.
    Wie gebannt hing sie über der Fensterbank und sah, wie seine langen Finger beharrlich hin- und herfuhren.
    Ich besitze dich, wollte er der Dunkelhaarigen damit sagen.
    Aber mich besitzt du jedenfalls nicht, dachte Cecilia trotzig und stellte gleichzeitig fest, dass den anderen beiden am Tisch unbehaglich zumute wurde. Sie vermutete, dass es sich um die Eltern der Langhaarigen handelte. Denn seine waren es keinesfalls. Und mit einem Mal war es auch Jonathan nicht mehr wohl in seiner Haut. Wahrscheinlich fühlte er sich beobachtet. Abrupt hörte er auf, der Langhaarigen über den Arm zu streichen, und schaute suchend nach oben.
    Aber da hatte Cecilia bereits ihren Kopf zurückgezogen, und zwar so schnell, als hätte sie sich an einer heißen Kochplatte verbrannt. Wo Karl nur blieb?
    Das Beste an ihm war also sein Auto. Jedenfalls wenn ein Umzug bevorstand. Außerdem war er ein guter Kumpel. Er packte an, ohne zu murren.
    Zum Glück gab es immer Leute wie Karl.
    Vieles andere war auch noch gut an ihm. Im Grunde genommen das meiste. Sein einziger Makel war eigentlich, dass er der Freund von Ylva war.
    Trotz des geöffneten Fensters war es im Zimmer stickig. Ihre Kopfhaut juckte vor Feuchtigkeit, und aus ihren Achselhöhlen rann der Schweiß. Sie trug nur ein schwarzes Top und Khakishorts und war trotzdem fast in Auflösung begriffen. Die ausgeleierten Träger ihres BHs waren ihr von den Schultern gerutscht, obwohl diese relativ breit waren. Sie merkte es kaum, dachte an anderes, dachte daran, was sie soeben gesehen hatte. Versuchte, es zu verarbeiten, und war verdammt dankbar dafür, nicht die Dunkelhaarige dort unten auf dem Gartenstuhl zu sein.
    Trotzdem tat es weh. Jedenfalls ein wenig. Vielleicht vor allem deswegen, weil es sie daran erinnerte, wie gutgläubig sie gewesen war. Sie hatte ihm abgenommen, dass sie ihm etwas bedeutete. Sie hatte geglaubt, was er gesagt hatte, sie hatte seine Verlogenheit nicht durchschaut. Sie hatte nicht begriffen, wozu er fähig war, zu Dingen, die überhaupt nichts mit Liebe zu tun hatten. Sie hatte gehört und gesehen, was sie hatte hören und sehen wollen. Sie war vor Liebe blind gewesen.
    Nie wieder!
    Sie schüttelte heftig den Kopf, als könnte sie damit ihr Unbehagen loswerden, und trotzdem wurde sie von einer widersprüchlichen Sehnsucht erfasst. Ihr fehlte das berauschende Gefühl der Leidenschaft. Nicht er. Neidisch betrachtete sie die Langhaarige, ihr selbstgefälliges, falsches Lächeln. Sie beneidete die da unten um die Wolke, auf der sie schwebte …
    Noch schwebte …
    Der Bund klebte an ihrer Taille. Sie stellte ihren Gürtel ein Loch weiter, aber das machte auch keinen Unterschied. Sie war eins siebenundsechzig groß und besaß die Figur eines Stundenglases, war aber von der Seite aus gesehen vollkommen platt. Breite Schultern, deutliche Taille, aber sozusagen kein Busen. Da konnte sie noch so sehr ihren Bauch einziehen und die Brust rausdrücken, er wurde nicht größer. Jeden Tag versuchte sie, sich damit abzufinden, oder nahm von den Reichen und gab den Armen, wie die Verkäuferin im Wäscheladen gemeint hatte, und schob die kleinen Brüste in die Mitte ihres Push-up-BHs und erlangte so immerhin ein sichtbares, wenn auch nicht abgrundtiefes Dekolleté.
    Irgendwo musste noch eine Flasche Mineralwasser sein. Sie lief lustlos herum und suchte. Sie stand in der Diele neben der Tür und einem Abfallberg. Sechs zugeknotete Plastiktüten aus dem Söderlivs Supermarkt. Sie betrachtete sie müde. Was hatten sich Emmy und Trissan dabei gedacht? Natürlich, dass sie sich dieser Stinkbomben annehmen würde. Sie hatten ihren Müll einfach dagelassen. Verdammte Egoistinnen! Sie konnte die Tüten nicht bis zum nächsten Tag weiterstinken lassen. Fliegen, Würmer und eine Menge anderen Ungeziefers würden sicher in der feuchten Luft bis zum nächsten Morgen schlüpfen. Und sie hatte nicht einmal ihre eigenen Sachen weggeschafft, vom Putzen ihres Zimmers ganz zu schweigen. Abends war sie eingeladen. Sie befand sich also einen Schritt im Rückstand. Mindestens. Wenn nicht gar mehrere.
    Wütend kniff Cecilia die Lippen zusammen und riss die Mülltüten an sich, während sie ihre Gedanken erzürnt in die Vergangenheit schweifen ließ, obwohl das nichts brachte, aber das war ihr egal. Die Gedanken kreisten wie von selbst. Sie erinnerte sich plötzlich an Dinge, die sie ein für alle Mal aus ihrem Gedächtnis hätte tilgen sollen.
    Wie die

Weitere Kostenlose Bücher