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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Plötzlich wirkte es aber, als betrachte er Bodén mit neuen Augen. Irgendetwas schien in seinen Augen aufzublitzen. Bodén beobachtete dies alles. Wohlwollen, dachte er. Er fühlte sich in guten Händen. Ein Arzt lässt nie jemanden im Stich, der in Not ist.
    »Ich zeige Ihnen den Weg. Ich kenne eine Abkürzung«, sagte der Mann und deutete ans andere Ende der Eingangshalle.
    Fast im Dauerlauf bewegten sie sich am Kiosk und an der Cafeteria vorbei. Bodén auf unsicheren Beinen, immer einen halben Schritt vor dem jungen Mann. Er wünschte sich jetzt nur noch eine Liege. Wollte sich nur noch hinlegen und die Augen schließen, hielt den Blick aber krampfhaft auf den Steinboden gerichtet. Die Brust schmerzte unentwegt. Er konnte nicht sprechen.
    Würde er es rechtzeitig zur Notaufnahme schaffen?
    Er musste sich beruhigen. Schließlich hatte er ja den richtigen Mann an seiner Seite. Aber wo hatte er ihn schon einmal gesehen? Fieberhaft suchte er in seiner Erinnerung. Es war wirklich sehr nett, dass er sich die Zeit nahm, ihm den Weg zu zeigen. Das würde er ihm nie vergessen. Niemals! Der junge Arzt war vermutlich sehr beschäftigt. Eigentlich hatte er gar keine Zeit, mit einem Patienten, der sich verlaufen hatte, herumzurennen. Aber das war eben die Berufung. Die verdammte Pflicht des Arztes.
    Sie näherten sich dem Fahrstuhlfoyer A. Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und Leute strömten ihnen entgegen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte eine Frau, die in dem Gedränge mit Bodén zusammengestoßen war.
    Die Stimme kam ihm irgendwie bekannt vor. Er konnte sich gerade noch umdrehen, aber sie war bereits verschwunden, und er selbst stand vor einem Treppenhaus.
    Unangenehm, all diese Menschen, die er nicht einordnen konnte. Wie in einem Albtraum. Der Arzt schob ihn vor sich her, ging immer noch einen halben Schritt hinter ihm. Bodén spürte seine beruhigende Nähe. Sie passierten die Fahrstühle für den Bettentransport. Keine Menschenseele war zu sehen. Dann ging es auf einen unendlich langen Korridor zu, der trostlos widerhallte und ebenfalls vollkommen ausgestorben war. Merkwürdig, in so einem großen Krankenhaus. Er glaubte, dass sie sich hinter der großen Eingangshalle befanden, hatte aber die Orientierung verloren. Er fühlte sich immer schwächer. Keuchte. Der Schweiß lief ihm über den Körper. Er wischte sich die Stirn ab.
    »Erkennen Sie mich denn nicht?«
    Er blieb stehen, hörte die Atemzüge des Mannes hinter seinem Rücken. Eine trockene Stimme, keinesfalls verständnisvoll oder freundlich. Die Umlaute klangen irgendwie bekannt. Wie zu Hause. Die Vokale waren gedehnt. Das »r« gerollt, im Rachen gesprochen.
    Bodén schwankte, als er versuchte, sich umzudrehen. Gleichzeitig sah er sich nach Wegweisern um. Wo befand er sich? Wie sollte er hier je wieder herausfinden? Er sah nur glatte Wände und einen spiegelnden Fußboden wie den eines Ballsaals, der das Licht des Nachmittags reflektierte. Helligkeit kam schräg von oben von einem trostlosen Innenhof herein.
    Geschlossene Türen. Vorlesungssäle natürlich, dachte Bodén. Er trottete weiter, wagte nicht, stehen zu bleiben. Hatte Angst davor zusammenzusacken. Wollte nach draußen. Aber wie? Sein Blick irrte herum. Er hatte vollkommen die Orientierung verloren. Er schielte vorsichtig auf seinen Begleiter, und dieser lächelte zurück. Blieb stumm. Er bekam Angst. Das Lächeln wirkte ungemütlich. Kalt und gezwungen.
    Kannte ihn der Mann im Ärztekittel?
    Kannten sie sich?
    Er sah sich um. Immer noch keine Menschenseele, so weit das Auge reichte. Eine Uhr an einem Pfeiler zeigte halb fünf. Um Gottes willen! In fünf Minuten musste er bei Doktor Ljungberg in der HNO-Klinik sein. Musste hier raus. Hier weg. Weg.
    Strauchelte weiter. Kam sich vor wie ein herumirrender Idiot. Es war totenstill. Er musste pinkeln. Entdeckte in ein paar Metern Entfernung eine Toilette. Sogar zwei. Ging auf die beiden Türen zu, aber eine Hand auf der Schulter hielt ihn auf. Die Hand des Mannes war hart wie Stahl. Er verlor das Gleichgewicht und strauchelte auf die nächste Tür zu. Schlug so fest dagegen, dass sein Brustkorb schmerzte und er fast keine Luft mehr bekam. Beim Sturz verfing sich seine Jacke in der Türklinke. Die Tür öffnete sich. Vom Bodén aus erblickte er einen roten Putzeimer.
    Schwankend und mit schmerzendem Knie erhob er sich mühselig.
    »Ist das der richtige Weg?«, fragte er den Arzt in bittendem Ton. Vielleicht war er ja der Teufel in eigener Person?
    Er

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