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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Mutter fanden ihre Anwesenheit beruhigend. Die Natur war klug. Es war eine Kunst, im richtigen Augenblick einzugreifen und nicht zu stören, was von allein funktionierte. Man durfte aber auch nicht zu lange warten. Erfahrung, dachte sie. Sonst half nichts. Gustav Stjärnes Unsicherheit war ihr, so gesehen, begreiflich. Sie war berechtigt. Es dauerte lange, bis man die nötige Erfahrung besaß. Viele Stunden bei Frauen, die Qualen litten. Man musste Situationen beherrscht haben, die auf den ersten Blick gleich wirkten, aber in der Praxis einzigartig waren. Handgriffe mussten sitzen, und man musste das Normale vom Abweichenden unterscheiden können.
    Gustav Stjärne wurde doch nicht etwa ohnmächtig? Hinter ihr war es Besorgnis erregend still. Sie drehte sich zu ihm um. Er stand noch, immer noch hinter ihr. Sie nickte ihm zu, und er blinzelte zurück. Dann schaute sie aufs Bett und auf das CTG und las auf der Kurve das Befinden des Kindes ab. Merkwürdig, wie sehr man sich doch über bestimmte Leute ärgerte. Ihre Verärgerung nahm zu. Eigentlich sollte sie sich dafür zu schade sein, aber sie konnte sich nicht beherrschen.
    Warum musste er nur um jeden Preis Gynäkologe werden? Das war eine schwere Disziplin. Hatte er das überhaupt begriffen? Sie erforderte Verstand und Einfühlungsvermögen, Selbstkritik und Ausdauer. Außerdem stellten die Frauen von heute Ansprüche. Sie hatten auch keinen Grund, das nicht zu tun.
    Außerdem musste man rasch eingreifen können. Man durfte nicht tatenlos zusehen.
    Oder, was noch schlimmer war, einfach verschwinden.
    Er hätte sich beispielsweise zwecks besserer Übersicht näher ans Bett stellen können. Das hätte auch engagierter und wissensdurstiger gewirkt. Sie äußerte sich aber immer noch nicht darüber. Sie hatte keine Lust, wie ein Glucke zu wirken, die ihre schüchternen und ängstlichen Kinder nach vorne schiebt. Er brauchte einem nicht leidzutun, schließlich musste es ihm ja nicht schwerer fallen als allen anderen, etwas zu lernen. Außerdem erhielt er sowohl von oben als auch von unten Unterstützung. Schwestern und Hebammen umsorgten ihn. Er war blond und unsicher, und das stimmte alle Mutterherzen milder. Vielleicht nicht alle, aber ausreichend viele. So war es immer. Der rote Teppich war auch schon ausgerollt. Eine der Stationsärztinnen hatte Gustav Stjärne aus Eskil Nordins Zimmer kommen sehen, und er hatte überaus zufrieden gewirkt.
    Der Dozent hatte einen Platz vorbereitet, fragte sich nur, wie die Bedingungen aussahen.
    Bei ihr hatte von einem roten Teppich nicht die Rede sein können. So unterschiedlich konnte es sein. Gustav Stjärne war, so unwahrscheinlich das wirken mochte, auserwählt. Was jedoch nicht hieß, dass es eine gute Wahl war.
    Im Entbindungsraum war es wärmer geworden. Der Infrarotstrahler über dem Wickeltisch war eingeschaltet. Trockene Wärme. Ein weißes Frotteehandtuch wartete auf den winzigen neuen Menschen. Auf dem rostfreien Rolltischchen neben dem Entbindungsbett lag alles bereit. Grüne Tücher, die Schale für die Plazenta, die Nabelbinde, die Schere sowie Klemmen.
    Alles war hell und neu. Das Kind würde in eine blitzsaubere, unverschrammte Welt eintreten. In eine frisch renovierte Entbindungsstation.
    Der Vater befand sich immer noch in seiner eigenen Welt. Vorgebeugt saß er auf dem Sessel und betrachtete seine Schuhe. Vermutlich schlug ihm das Herz bis zum Hals. Vielleicht war er ja gar nicht der Vater des Kindes. Oder er war es, aber die Beziehung war bereits zu Ende.
    Was wusste sie schon? Abgesehen davon, dass es sehr unterschiedlich sein konnte.

    Licht wie auf einem Altarbild. Himmlisch und leuchtend.
    Aber jetzt nicht mehr so grell wie vorher. Nicht mehr so eisig weiß.
    Es schnitt ihr trotzdem direkt in den Kopf, sobald sie versuchte, die Augen zu öffnen. Aber es kam nur aus einer Richtung.
    Eine Lampe. Eine brennende Lampe. Eine brennende Lampe, die warm war.
    Weg damit, dachte sie und schloss die Augen, und da verschwand der Lichtschein, war nur noch ein rotes Glimmen.
    In weiter Ferne war eine Stimme zu hören. Schaukelnde, geflüsterte Worte. Hell und samtig weich.
    »Cecilia, wie geht es dir heute, meine Freundin?«
    Die Stimme war warm. Die Stimme mochte sie. Nicht Mamas. Nicht die der guten Fee. Aber Mama mochte sie auch.
    »Sie wollen vielleicht mit ihr allein sein«, sagte die Fee und strich ihr sanft über die Stirn.
    Jemand räusperte sich. Es klang wie ein Mann. Die Fee war also nicht allein. Sie wurde

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