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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Richtungen zog, aber ohne zu reißen, damit sich die Nabelschnur nicht löste. Der Mutterkuchen saß jedoch fest. Die Frau musste betäubt werden.
    Vielleicht ist Annika Holt ja schon da, dachte sie. Vielleicht kann sie den Mutterkuchen ja im OP entfernen? Sie musste jetzt dringend zu ihrer Besprechung.
    Oder Gustav Stjärne? Eine manuelle Plazenta-Ablösung müsste er bereits beherrschen.
    Sie zog die Handschuhe aus.
    Gustav Stjärne wartete vor der Tür. Die Frau in Raum acht war jetzt glücklich entbunden.
    »Gut, dass ich Sie hier treffe«, sagte sie so munter wie immer, wenn sie ihn ansprach.
    So wie man zu einem Kind spricht. Oder einem Hund.
    »Können Sie eine manuelle Plazenta-Ablösung durchführen?«
    Er schien zurückzuweichen, aber sie entschied sich dafür, dies zu ignorieren. Sie deutete sein Schweigen als Ja.
    »Gut! Rufen Sie den Anästhesisten an und sprechen Sie dann mit der Patientin. Aber warten Sie nicht!«
    Er blieb trotz der klaren Anweisungen stehen und ließ die Arme hängen.
    »Machen Sie sich an die Arbeit!«

    Mit zunehmendem Unbehagen ging sie langsam die Treppe hoch. Sicherheitshalber rief sie noch einmal auf der Entbindungsstation an, als sie ihr Büro erreicht hatte. Ester war nicht zu erreichen, dafür aber eine andere Hebamme. Sie versprach, sich zu melden, falls Schwierigkeiten auftauchten. Diese Bemerkung war allerdings überflüssig. Natürlich würden sie sich, wenn nötig, melden.
    »Annika Holt ist gerade eingetroffen«, sagte die Hebamme.
    »Sehr gut.«
    Dann brauche ich mir ja über die Plazenta-Ablösung weiter keine Gedanken machen, dachte sie, raffte die Overheadfolien zusammen und eilte weiter zum Vorlesungssaal.
    Auf dem Tisch standen Camembert, Birnen und Wasser. Es war schon nach Viertel vor fünf. Die Kollegen würden alle unpünktlich sein, das war ihr klar. Ärzte waren nie pünktlich.
    Der Chef ließ durch seine Sekretärin mitteilen, dass er nicht kommen würde. Immerhin sagt er Bescheid, das ist gut, dachte sie. Es wäre ihr sehr lieb gewesen, wenn er gekommen wäre. Einer der Oberärzte kam, schnitt sich eilig ein Stück Käse ab, nahm sich eine Birne und entschuldigte sich dann dafür, dass er leider nicht bleiben und ihr zuhören könne. Irgendetwas musste dringend zu Hause erledigt werden. Sie nickte wortlos. Man sollte realistisch bleiben. Ein Stück Käse war interessanter als das, was sie zu sagen hatte.
    Aber als der vierte Kollege auf die Käseplatte zustürzte und mit einem verlegenen Lächeln sagte, dass er eigentlich hätte bleiben wollen, konnte sie sich einen Kommentar nicht verkneifen.»In diesem Fall hätte ich es vorgezogen, wenn du gar nicht erschienen wärst.«
    Er lachte über diesen Scherz, der kein Scherz war, blieb aber trotzdem nicht.
    »Dann bleiben nur wir übrig«, sagte sie schließlich zu den vier Personen, die noch um den Tisch herumstanden.
    In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und Gustav Stjärne trat ein.
    »Was wollen Sie hier?«
    Er hatte zumindest so viel Anstand zu erröten.
    »Ich wollte zuhören«, antwortete er.
    Sie fragte nicht weiter. Sie ging davon aus, dass er Annika die Plazenta-Ablösung aufs Auge gedrückt hatte. In diesem Fall hätte er jedoch dort bleiben müssen. Jede Gelegenheit, etwas Neues zu lernen, war wertvoll. Und so spannend war ihr Vortrag auch wieder nicht.
    Während sie die neuen Maßnahmen für Frauen mit Beischlafschmerzen referierte, stieg die Stimmung im Saal. Nach und nach trafen immer mehr Zuhörer ein, und zum Schluss war die Hälfte der Plätze im Saal besetzt. Das allgemeine Interesse war groß, und es gab viele Fragen. Damit hatte sie nicht gerechnet.
    Zufrieden eilte sie anschließend wieder auf die Entbindungsstation. Alles schien in Ordnung zu sein.
    »Wie ging es mit der Plazenta?«, fragte sie Annika.
    »Gut«, antwortete diese.
    »Und Gustav Stjärne?«
    »Zog es vor, dir zuzuhören«, sagte sie.
    Christina begriff, dass das großzügig klingen sollte, ihr entging nicht der kritische Unterton, der in ihrer Stimme mitschwang.
    »Du wolltest ihn also nicht dabeihaben?«
    Annika Holt errötete.

    Es war im Studentenheim Parentesen passiert und lag nun schon lange zurück. Sie hatte versucht, es zu vergessen.
    In einer Studenten-WG in einem der zwei halbrunden Häuser, die eine kümmerliche Wiese umgaben. Graue Gebäude, die bescheiden mitten im Zentrum lagen, halb verdeckt von hohen Kastanien und den beiden Häusern Dackegården und Korpamoen, den alten småländischen

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