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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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neugierig. Wollte sehen. Versuchte, die Augen zu öffnen, aber da war wieder das grelle Licht, wie eine spitze Nadel. Also kniff sie die Augen wieder zu.
    »Meine Güte, wie du die Stirn runzelst«, sagte die gute Fee. »Du magst die Lampe wohl nicht. Warte, ich drehe sie in die andere Richtung.«
    Die Fee verstand sie! Die Fee verstand alles. Sie musste sich jetzt nicht mehr mit Händen und Füßen gegen das Böse wehren, ihr blieb der Krampf in den Gliedern erspart.
    »Ich setze mich hier drüben hin, falls etwas sein sollte«, sagte die Fee zu der Person, die sie noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
    Sie hörte das Rascheln von Stoff, als die Fee verschwand. Sie war aber hauptsächlich damit beschäftigt, auf diesen anderen zu lauschen. Ein Stuhl schrammte über den Boden, und ein Tisch auf Rollen quietschte. Oder umgekehrt, sie konnte die Geräusche nicht so genau unterscheiden.
    Etwas Dunkles fiel auf sie. Ein Schatten. Jetzt würde es ihr vielleicht nicht mehr so wehtun, wenn sie hochschaute.
    Also versuchte sie mit aller Kraft, ihre Lider zu öffnen. Das war schwer, aber es gelang.
    Erst sah sie nur Dunst und Nebel und blinzelte, um klarer zu sehen. Wimpern hoch und runter. Die Augen im Kreis wie rollende Kugeln.
    Sie hatte gelernt, wie man’s macht.
    Dann blieb ihr Blick auf einer Gestalt in weißen Kleidern haften, aber diese Gestalt war größer. Und breiter. Sie suchte nach dem Kopf. Der müsste ganz oben sein. Immer weiter öffnete sie die Augen, zum oberen Ende dieser weißen Gestalt.
    Von dort kam die Stimme. Vorsichtig, leise murmelnd.
    »Cissi!«
    Cissi? Wer war das?
    »Cissi«, flüsterte die Stimme wieder, fast weinerlich.
    Was sollte das mit Cissi?
    Sie erinnerte sich und war beleidigt.
    Es war lange her, dass sie Cissi geheißen hatte.
    Inzwischen hieß sie Cecilia.
    Oder?
    Doch!
    Das müsste er wissen. Das müssten alle wissen.
    Sie musste versuchen, dieses Gesicht festzuhalten, um ihn sehen zu können. Er war jedenfalls keine Fee.
    Aber vielleicht ein Drache?
    Das war jetzt wirklich lustig!
    Sie nahm noch einmal Anlauf, und es gelang ihr, die Augen ganz zu öffnen. Dann fielen ihre Lider aber wieder wie schwere Vorhänge herab.
    Sie sammelte nochmals Kraft und riss die Augen auf. Sah geradeaus. Und dann nach oben.
    Er war es.
    Lass mich, lass mich, lass mich! Die Worte hallten in ihrem Kopf wider, ohne zu verklingen.
    Sie erinnerte sich nicht an den Namen, denn ihr Blut war in Wallung geraten und ihr vor allem in den Kopf gestiegen. Sammelte sich dort und wurde dickflüssig und träge. Hämmerte und klopfte unheimlich.
    Sie wollte weglaufen. Nach draußen. Entkommen.
    Aber sie war gefangen. An Händen und Füßen festgekettet. Stumm und schwer.
    »Sie wirkt etwas unruhig.«
    Das war die Stimme der Fee. Sie war gekommen, um sie zu retten. Sie zu holen.
    »Setzen Sie sich hierher und warten Sie einen Augenblick. Sie wird sicher gleich ruhiger«, sagte die Fee.
    Aber nein! Das ist falsch, falsch, falsch! Sag ihm, er soll verschwinden.
    Bitte …

    Jetzt hört sie ihn nicht. Vielleicht ist er gegangen.
    Sie atmet ruhiger. Schön. In ihrem Kopf plätscherte es. Wie Wasser. Es rauscht, statt klebrig und träge zu pumpen. Und dann kommen Bilder wie aus einem Film.
    Ein Räuspern ist von der Seite zu hören. Er ist noch da!
    Sie versucht, den Film trotzdem zu sehen, aber die Bilder kommen nicht hoch. Jedenfalls nicht die von einem blauen, schönen Himmel und einem funkelnden Meer.
    Etwas anderes erscheint auf der Leinwand. Kein guter Film.
    Ein schlechter.
    Grausig.
    Den will sie nicht sehen. Nicht schon wieder. Den will sie vergessen. Für immer.

    Sie würde also über das schwierige Thema der Vorgänge unter der Oberfläche sprechen. Vorgänge, die nicht zu sehen waren und sich weder operieren noch medizinisch beseitigen ließen. Über Schmerzen in einem vollständig normalen Unterleib. Sengende Schmerzen, die jungen Frauen den Glauben an sich selbst raubten, zumindest den Glauben daran, jemals im Liebesrausch ein männliches Glied in sich aufnehmen zu können.
    Christina Löfgren wehrte sich bereits jetzt gegen die fast nicht wahrnehmbaren, aber trotzdem vernichtenden Mienen ihrer Kollegen. Sie, zumindest einige von ihnen, würden ihr mit höflichem Desinteresse begegnen. Wahrscheinlich wehrten sie sich so gegen die eigenen inneren Tabus. Und gegen die Ohnmacht. Aber vielleicht irrte sie sich.
    Allen waren diese jungen Patientinnen bereits begegnet, und man hatte versucht, sie so gut wie möglich

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