Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
Kinokarten auf? Ich hätte es auch seltsam gefunden, wenn Yasuko Hanaoka sie aus dem Schrank geholt hätte.«
»Das heißt, sie hat sie nicht aus dem Schrank geholt?«
»Zuerst dachte sie, sie hätte sie fortgeworfen, aber als sie in dem Programmheft nachsah, fand sie sie darin.«
»Aha, im Programmheft. Das ist nicht außergewöhnlich.« Yukawa verschränkte die Arme. »Und das Datum der Tickets stimmt auch mit dem des Mordes überein?«
»Natürlich, aber das heißt ja nichts. Sie hätten die Eintrittskarten ja kaufen können und wieder weggehen. Vielleicht haben sie sie auch aus dem Mülleimer geklaubt.«
»Aber in jedem Fall müssen die Verdächtigen zumindest in oder vor diesem Kino gewesen sein.«
»Das haben wir uns auch gedacht. Deshalb haben wir seit heute morgen in der ganzen Gegend nach Zeugen gesucht. Leider hatte das Mädchen, das an dem Abend die Karten abgerissen hat, heute frei, und wir mussten zu ihr nach Hause, um sie zu befragen. Sie wohnt hier in der Nähe. Und auf dem Rückweg habe ich mir erlaubt, bei dir hereinzuschauen.«
»Es macht nicht den Eindruck, als hätte die Kartenabreißerin euch verwertbare Informationen geben können.« Yukawa verzog den Mund zu einem Grinsen.
»Man kann nicht erwarten, dass sie sich an die Gesichter der Besucher erinnert, die vor mehreren Tagen im Kino waren. Ich hatte es mir von Anfang an gedacht, also war ich nicht sonderlich enttäuscht. Dann wollen wir mal unseren lieben Professor nicht länger stören und uns empfehlen.« Kusanagi gab Kishitani, der noch an seinem Instantkaffee nippte, einen Klaps auf die Schulter.
»Immer mit der Ruhe, Herr Kommissar. Wenn deine Verdächtige wirklich die Mörderin ist, wird es ganz schön hart für dich«, sagte Yukawa.
Kusanagi wandte sich um. »Was soll das nun wieder heißen?«
»Kein gewöhnlicher Täter würde daran denken, die Kinokarten, die er für ein Alibi braucht, an einer so glaubwürdigen Stelle aufzubewahren. Wenn sie Karten in das Heft gelegt hat, um sie der Polizei eventuell als Alibi zu präsentieren, ist sie eine ernst zu nehmende Gegnerin.« Das Lächeln war aus Yukawas Augen verschwunden.
Kusanagi nickte, nachdem er kurz über die Worte seines Freundes nachgedacht hatte. »Ich werde es im Kopf behalten.«
Die beiden Kommissare verabschiedeten sich und wollten gerade das Labor verlassen, als Kusanagi noch etwas einfiel. Er machte kehrt.
»Ein Nachbar der Verdächtigen ist übrigens ein älterer Kommilitone von dir.«
»Von mir?«, fragte Yukawa erstaunt.
»Er heißt Ishigami und ist Mathematiklehrer. Er hat an der Kaiserlichen Universität studiert, Naturwissenschaften wahrscheinlich.«
»Ishigami …«, murmelte Yukawa nachdenklich. Dann weiteten sich seine Augen hinter den Brillengläsern. »Ishigami! Wir haben ihn immer Bodhidharma genannt.«
»Bodhidharma? Wieso das denn?«
»Ja, du weißt schon, der neun Jahre vor der Felswand meditiert hat.« Yukawa bat sie, einen Moment zu warten, und verschwand im Nebenzimmer. Kusanagi und Kishitani wechselten einen Blick.
Gleich darauf kehrte Yukawa mit einem schwarzen Hefter in der Hand zurück und schlug ihn auf. Auf der Seite befanden sich Fotografien. »Absolventen des Master of Science im 38. Jahrgang« stand da.
»Ist er das?«, fragte Yukawa und deutete auf das Bild eines pausbäckigen Studenten, der die schmalen Augen geradeaus gerichtet, ausdruckslos vor sich hin sah. Darunter stand der Name: Tetsuya Ishigami.
»Ja, das ist Ishigami«, sagte Kishitani. »Viel jünger, aber kein Zweifel.«
Kusanagi verdeckte mit dem Finger die Haare des Mannes und nickte. »Ja, das ist er. Ich habe ihn wegen der vielen Haare nicht sofort erkannt. Kennst du ihn?«
»Ja, aber er war nicht über mir. Wir waren im gleichen Jahrgang. Der Fachbereich hat damals die Studenten nach zwei Jahren ihren Hauptfächern entsprechend aufgeteilt. Bei mir war es Physik, und Ishigami war Mathematiker.« Yukawa klappte den Hefter zu.
»Dann ist er also in unserem Alter. Hm.«
»Er hat schon immer älter ausgesehen.« Yukawa lachte. Plötzlich sah er erstaunt auf. »Er ist Lehrer? Mathematiklehrer an einer Oberschule?«
»Die Schule liegt in der Nähe seiner Wohnung. Er unterrichtet auch Judo.«
»Ja, stimmt, es hieß, er habe schon sehr früh mit Judo angefangen. Ich glaube, sein Großvater oder so hatte ein Dojo.Seit ihr sicher, dass dieser Ishigami an einer Schule unterrichtet?«
»Ja, ganz sicher.«
»Na, dann wird es wohl stimmen. Ich hatte nie wieder etwas
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