Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
finde, dass wir momentan nicht in die richtige Richtung ermitteln«, schaltete Kishitani sich ein.
»Ach?« Yukawa sah ihn an. »Sie haben also Einwände gegen den Kurs der Ermittlungen?«
»Einwände würde ich nicht direkt sagen …«
»Am besten, du sagst überhaupt nichts Überflüssiges«, erwiderte Kusanagi.
»Entschuldigung.«
»Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen«, sagte Yukawa zu Kishitani. »Sie folgen Ihren Anweisungen, aber zugleich haben Sie auch eine eigene Meinung. Das erscheint mir doch eine sehr vernünftige Einstellung. Das ist rational gedacht«, sagte Yukawa.
»Seine Rationalität ist nicht der Grund, aus dem ihm die Ermittlungen nicht behagen«, sagte Kusanagi resigniert. »Er möchte für die Person, die wir im Auge haben, den Beschützer spielen.«
»Aber das stimmt doch gar nicht«, wehrte sich Kishitani.
»Du kannst es ruhig zugeben. Ihm tut die alleinstehende Frau mit ihrer Tochter leid. Ehrlich gesagt, mir wäre es auch lieber, wenn wir die beiden nicht verdächtigen müssten.«
»Klingt kompliziert.« Grinsend ließ Yukawa seinen Blick von einem zum anderen wandern.
»Ist es eigentlich gar nicht. Das Opfer war der geschiedene Mann der Frau. Anscheinend hat er, kurz bevor er getötet wurde, nach ihr gesucht. Also müssen wir ihr Alibi überprüfen.«
»Aha, sie hat ein Alibi?«
»Tja, wenn es das nur wäre.« Kusanagi kratzte sich am Kopf.
»Das klingt aber sehr vage.« Yukawa lachte. Der Kessel dampfte. »Hättet ihr Lust auf einen Kaffee?«
»Ja, ich trinke gern einen«, sagte Kishitani.
»Für mich nicht, danke«, sagte Kusanagi. »Aber mit dem Alibi stimmt etwas nicht.«
»Ich glaube jedenfalls nicht, dass sie lügt«, sagte Kishitani.
»Auf welcher Grundlage denn? Ihr Alibi hat sich ja noch nicht bestätigt.«
»Aber Sie haben dem Chef doch gerade selbst gesagt, dass ein Alibi im Kino oder einem Nudellokal unmöglich zu überprüfen ist.«
»Unmöglich habe ich nicht gesagt. Nur fast unmöglich.«
»Die beiden verdächtigen Frauen behaupten also, sie hätten sich zur Tatzeit einen Film angeschaut?« Yukawa reichte Kishitani einen der beiden Becher mit Kaffee.
»Danke«, sagte Kishitani und riss die Augen auf. Wie schmutzig der Becher war! Kusanagi unterdrückte ein Grinsen.
»Wenn sie nur im Kino waren, wird es schwer, einen Beweis zu erbringen.« Yukawa setzte sich auf einen Stuhl.
»Aber sie waren danach noch in einer Karaoke-Bar. Das haben die Angestellten dort eindeutig bestätigt«, betonte Kishitani nachdrücklich.
»Das heißt aber nicht, dass wir das Kino außer Acht lassen dürfen. Sie könnten den Mord begangen haben und anschließend zum Karaoke gegangen sein«, sagte Kusanagi.
»Die Hanaokas waren um sieben oder acht Uhr im Kino. Sie hatten nie und nimmer genug Zeit, an einen einsamen Ort zu gehen und einen Mord zu begehen. Und er wurde ja nicht nur ermordet, sondern auch komplett ausgezogen.«
»Ich finde das ja auch, aber wir müssen alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen, bevor wir ihre Unschuld als erwiesen ansehen«, sagte Kusanagi. Außerdem müssen wir diesen sturen Erbsenzähler Mamiya überzeugen, dachte er bei sich.
»Aus dem, was ihr sagt, schließe ich, dass ihr den Zeitpunkt des Todes bestimmen konntet?«, fragte Yukawa.
»Die Autopsie hat ergeben, dass der Tod am 10. März nach 18 Uhr eingetreten sein muss«, sagte Kishitani.
»Du brauchst nicht alle Einzelheiten über den Fall öffentlich auszuplaudern«, ermahnte ihn Kusanagi.
»Aber der Professor hat uns doch schon früher bei Ermittlungen geholfen.«
»Nur in wirklich mysteriösen Ausnahmefällen. Hier hat es keinen Sinn, einen Laien zurate zu ziehen.«
»Ich bin wirklich nur ein Laie. Aber ich bitte euch, nicht zu vergessen, dass ich vielleicht einige Anregungen beizutragen habe«, sagte Yukawa, der in aller Ruhe seinen Kaffee schlürfte.
»Ich verstehe schon. Du findest, wir sollten uns lieber auf den Weg machen.« Kusanagi erhob sich.
»Konnten die Verdächtigen denn beweisen, dass sie im Kino waren?«, fragte Yukawa unbeeindruckt.
»Sie schienen den Inhalt des Films zu kennen. Natürlich können sie ihn jederzeit gesehen haben.«
»Hatten sie noch ihre Karten?«
Bei dieser Frage sah Kusanagi seinen Freund unwillkürlich an. Ihre Blicke trafen sich. »Ja«, sagte er.
»Und wo hatten sie die?« Yukawas Augen blitzten hinter seinen Brillengläsern auf.
Auf einmal lachte Kusanagi. »Ich weiß, worauf du hinauswillst. Wer hebt schon seine abgerissenen
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