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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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Arzt?«
    »Nein, so schlimm war es nicht. Deshalb bin ich ja auch am Nachmittag in die Schule gegangen.«
    »Ich habe mich gerade im Sekretariat erkundigt, und man hat mir gesagt, dass Sie nur sehr selten freinehmen. Höchstens einmal im Monat einen Vormittag.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Es hieß, Sie würden häufig bis spät in die Nacht an wissenschaftlichen Aufgaben arbeiten und nähmen dann den nächsten Morgen frei.«
    »Ja, das ist meine übliche Begründung für das Sekretariat.«
    »Also durchschnittlich einmal im Monat«, sagte Kusanagi und sah wieder auf den Plan. »Aber Sie hatten sich am Morgen des 10. März ebenfalls freigenommen. Das hat im Sekretariat keine besondere Überraschung ausgelöst, aber als Sie sich auch den nächsten Vormittag freigenommen haben, war man doch etwas erstaunt. Weil Sie sich bisher noch nie zwei Tage nacheinander haben beurlauben lassen.«
    »Das kann schon sein«, sagte Ishigami und legte sich die Hand auf die Stirn. Er musste jetzt sehr umsichtig vorgehen. »Das hatte keinen tieferen Grund. Wie Sie sagten, bin ich am Abend zuvor spät zu Bett gegangen und habe am nächsten Tag erst am Nachmittag angefangen. An dem Abend hatte ich dann etwas erhöhte Temperatur und habe mir am folgenden Morgen eine Ruhepause gegönnt.«
    »Aber am Nachmittag sind Sie dann zur Arbeit gegangen?«
    »Richtig.« Ishigami nickte.
    »Soso.« Kusanagi warf ihm einen argwöhnischen Blick zu.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, ich dachte nur, dass Sie sich wohl nicht allzu schlecht gefühlt haben, wenn Sie am Nachmittag wieder zur Schule gehen konnten. Andererseits wäre es doch normal gewesen, schon am Morgen zur Arbeit zu gehen, wo Sie doch gar nicht richtig krank waren. Vor allem, wo Sie doch schon am Tag zuvor freihatten.« Kusanagi äußerte sein Misstrauen jetzt ganz unverblümt. Anscheinend wollte er den Mathematiklehrer reizen, um ihn aus der Reserve zu locken.
    Aber Ishigami biss nicht an. Er lachte nur trocken. »Wenn Sie meinen. Ich hatte eben an dem Tag Schwierigkeiten aufzustehen. Gegen Mittag ging es mir plötzlich viel besser, und ich habe mich aufgerafft. Vor allem, weil ich, wie Sie gerade sagten, schon den Vormittag davor freigenommen hatte.«
    Kusanagi sah ihm direkt in die Augen. Sein scharfer, grimmiger Blick besagte, dass er es einem Verdächtigen ansehen konnte, wenn er log.
    »Gut. Sie trainieren regelmäßig Judo und erholen sich vielleicht deshalb in so kurzer Zeit. Der Angestellte im Sekretariat sagte, er habe noch nie gehört, dass Sie sich krank gemeldet hätten.«
    »Du liebe Zeit! Sogar ich bekomme mal eine Erkältung.«
    »Und das ist ausgerechnet am Abend des 10. März geschehen.«
    »Wieso ausgerechnet? Für mich war das ein Tag wie jeder andere.«
    »Gewiss.« Ishigami klappte sein Notizbuch zu und stand auf. »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte.«
    »Macht gar nichts.«
    Die beiden verließen gemeinsam das Sprechzimmer, und Ishigami begleitete den Kommissar zum Ausgang.
    »Haben Sie Yukawa in letzter Zeit mal wieder gesehen?«, fragte Kusanagi, während sie gingen.
    »Nein«, sagte Ishigami. »Und Sie? Treffen Sie sich öfter mit ihm?«
    »Nein, ich war in der letzten Zeit zu beschäftigt. Vielleicht sollten wir mal zu dritt zusammenkommen. Yukawa meint, Sie genehmigen sich auch gern einen guten Tropfen.« Kusanagi machte eine Geste, als würde er ein Glas leeren.
    »Ja, gern, aber lieber erst, nachdem Sie den Fall gelöst haben.«
    »Da haben Sie recht, aber auch wir Polizisten müssen uns ab und zu mal entspannen. Ich melde mich bei Ihnen.«
    »Gut. Es würde mich freuen, von Ihnen zu hören.«
    »Abgemacht«, sagte Kusanagi und verließ das Gebäude.
    Ishigami kehrte in den Flur zurück und sah ihm durch einFenster nach. Kusanagi sprach in sein Handy. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu erkennen.
    Ishigami überlegte. Was bedeutete es, dass Kusanagi sein Alibi anzweifelte? Es musste einen Grund dafür geben, dass er ihn auf einmal in Verdacht hatte. Welchen nur? Bei ihrer letzten Begegnung hatte er überhaupt nicht diesen Eindruck gemacht.
    Natürlich war der Kommissar mit seinen Fragen noch weit von der Wahrheit entfernt. Vielleicht gab es ihm auch nur zu denken, dass Ishigami kein Alibi hatte. Da konnte man nichts machen. Aber auch für diesen Fall hatte Ishigami vorgesorgt. Das Problem war – Manabu Yukawa erschien vor seinem inneren Auge. Wie viel hatte er herausbekommen? Und wie viel davon

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