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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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Moment, als sie Togashi begegneten, bereits beschlossen, ihn umzubringen?« Er sah Ishigami entgeistert an.
    »Natürlich«, erwiderte dieser ungerührt. »Wie gesagt, ich muss Frau Hanaoka beschützen. Sobald ein Mann auftaucht,der eine Bedrohung für sie darstellt, ist es meine Aufgabe, ihn schnellstmöglich zu eliminieren.«
    »Und Sie glaubten, dass Herr Togashi eine Bedrohung für Frau Hanaoka darstellte?«
    »Ich glaubte es nicht, ich wusste es. Yasuko Hanaoka wurde von diesem Mann verfolgt. Um ihm zu entkommen, ist sie in die Wohnung neben meiner eingezogen.«
    »Hat sie das so zu Ihnen gesagt? Direkt?«
    »Ja, über unsere besonderen Kommunikationsmittel.«
    Ishigami sprach, ohne zu stocken. Offenbar hatte er sich seine Geschichte genau zurechtgelegt, bevor er aufs Revier gekommen war. Dennoch hatte sie viele Ungereimtheiten. Zumindest passte sie nicht zu dem Bild, das sich Kusanagi bisher von Ishigami gemacht hatte. Dennoch beschloss er, Ishigami erst einmal zu Ende anzuhören.
    »Was passierte, nachdem Sie ihm die Adresse gegeben hatten?«
    »Er fragte, ob ich wisse, wo Yasuko Hanaoka jetzt arbeite. Ich antwortete, ich wisse nicht, wo, hätte aber gehört, dass sie in einem Restaurant beschäftigt sei. Ich sagte ihm auch, dass sie bis elf Uhr arbeite und ihre Tochter bis dahin im Lokal auf sie warte. Natürlich war das alles erfunden.«
    »Aus welchem Grund erfanden Sie diese Dinge?«
    »Um seine Bewegungen einzugrenzen. Ich wollte nicht, dass er vor der Zeit auftauchte. Selbst an einem unbelebten Ort ist so etwas ungünstig. Wenn er aber wusste, dass Frau Hanaoka bis 23 Uhr arbeitete und sie und ihre Tochter bis dahin nicht zu Hause wären, hätte er keine Veranlassung, sich früher an die genannte Adresse zu begeben.«
    »Entschuldigen Sie.« Kusanagi hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. »Heißt das, Sie hätten sich das alles in den wenigen Minuten überlegt?«
    »Ja. Stimmt etwas nicht?«
    »Doch, doch, ich bin nur beeindruckt, dass Sie in der kurzen Zeit einen so perfekten Plan aufstellen konnten.«
    »Das ist doch nichts Besonderes.« Ishigami wurde wieder ernst. »Ich wusste, Togashi wollte Frau Hanaoka unbedingt sehen. Und diesen Wunsch machte ich mir zunutze. Das war nicht weiter schwer.«
    »Für Sie vielleicht nicht.« Kusanagi befeuchtete sich die Lippen. »Und was geschah dann?«
    »Am Ende gab ich ihm meine Mobilnummer. Falls er die Wohnung nicht fände, könne er mich anrufen. Ein normaler Mensch würde bei so viel Zuvorkommenheit misstrauisch, aber der Mann hegte nicht den geringsten Argwohn. Im Grunde war er nicht der Hellste.«
    »Wer käme auch auf die Idee, dass jemand, dem er gerade erst begegnet ist, ihn ermorden will!«
    »Ich finde, er hätte etwas merken müssen, gerade weil er mir zum ersten Mal begegnete. Jedenfalls nahm er die erfundene Anschrift an sich, verstaute sie in seiner Tasche und hüpfte fast die Treppe hinunter, so freute er sich. Als nichts mehr von ihm zu sehen war, ging ich in meine Wohnung und begann mit den Vorbereitungen.« An dieser Stelle unterbrach sich Ishigami und griff nach der Tasse, die vor ihm stand. Genüsslich trank er den Tee, der inzwischen lauwarm sein musste.
    »Welche Vorbereitungen waren das?«, drängte Kusanagi.
    »Keine großen. Ich zog eigentlich nur bequemere Kleidung an und wartete, dass die Zeit verging. Währenddessen überlegte ich, wie ich ihn am besten umbringen sollte. Nachdem ich mehrere Möglichkeiten in Betracht gezogen hatte, entschied ich mich, ihn zu erdrosseln, da ich dies für die sichersteMethode hielt. Hätte ich ihn erstochen oder erschlagen, hätte ich mit einer unkalkulierbaren Menge Blut rechnen müssen. Außerdem war ich nicht überzeugt, dass ich ihn auf einen Schlag erledigen würde. Auch die Wahl der Mordwaffe ist einfacher, wenn man jemanden erwürgen will. Also entschied ich mich für das Kabel meines Kotatsu.«
    »Warum das Kabel? Es wären doch auch eine ganze Menge anderer stabiler Schnüre in Frage gekommen.«
    »Ja, ich zog auch eine Krawatte oder eine Paketschnur aus Kunststoff in Betracht. Doch beides schien mir weniger leicht zu handhaben. Außerdem fürchtete ich, sie wären zu schwach. Das Kotatsu-Kabel schien mir am geeignetsten.«
    »Und das haben Sie dann auch zum Tatort mitgenommen?«
    Ishigami nickte. »Gegen zehn verließ ich das Haus. Außer dem Kabel hatte ich noch ein Teppichmesser und ein Einwegfeuerzeug bei mir. Auf dem Weg zur Haltestelle fand ich eine weggeworfene blaue Plastikplane, die

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