Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
Sie etwas davon mitbekommen hätte.«
»Sie haben vorhin gesagt, Sie hätten eine Methode, unbemerkt mit Yasuko Hanaoka zu kommunizieren? Was ist das für eine Methode?«
»Es sind mehrere Methoden. Zum Beispiel spricht sie mit mir.«
»Das heißt, Sie haben sich irgendwo getroffen?«
»Nein. Das wäre doch viel zu auffällig gewesen. Sie hat in ihrer Wohnung gesprochen. Und ich habe über eine spezielle Vorrichtung zugehört.«
»Was für eine Vorrichtung?«
»Ich habe an der Wand zu ihrer Wohnung einen Parabolreflektor installiert. Den haben wir benutzt.«
Kishitani hielt inne und sah auf. Kusanagi verstand, was in ihm vorging.
»Sie haben Sie belauscht, nicht wahr?«
Ishigami runzelte unwillig die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht gelauscht. Sie hat mit mir gesprochen.«
»Das heißt, Frau Hanaoka hat von dieser Vorrichtung gewusst?«
»Vielleicht hat sie nichts davon gewusst, aber sie hat in Richtung der Wand gesprochen.«
»Sie sagen also, sie hat zu Ihnen gesprochen?«
»Genau. Wenn ihre Tochter dabei war, konnte sie nicht offen sprechen, dann tat sie so, als würde sie mit Misato sprechen, obwohl sie in Wirklichkeit mir Botschaften zukommen ließ.«
Die Zigarette in Kusanagis Hand war zur Hälfte abgebrannt. Er ließ die Kippe in den Aschenbecher fallen und wechselte einen Blick mit Kishitani. Sein jüngerer Kollege kratzte sich entgeistert im Nacken.
»Hat Yasuko Hanaoka Ihnen das gesagt? Dass sie so tut, als würde sie mit ihrer Tochter sprechen, wenn sie in Wirklichkeit mit Ihnen spricht?«
»Das musste sie mir nicht sagen, ich wusste es auch so. Ich weiß alles über sie.« Ishigami nickte nachdrücklich.
»Also hat sie es Ihnen nicht gesagt. Vielleicht haben Sie sich das alles nur eingebildet?«
»Auf keinen Fall!« Ishigamis ausdrucksloses Gesicht rötete sich ein wenig. »Ich wusste von den Schwierigkeiten, die ihr Ex-Mann ihr bereitete, weil sie sich darüber beklagt hat. Es wäre doch sinnlos, sich bei ihrer Tochter darüber zu beklagen. Sie hat dafür gesorgt, dass ich es höre. Und mich gebeten, etwas dagegen zu unternehmen.«
Kusanagi machte eine besänftigende Geste, während er mit der anderen Hand die Zigarette ausdrückte.
»Sie sprachen von anderen Methoden der Kommunikation. Welche waren das?«
»Das Telefon. Ich habe sie jeden Abend angerufen.«
»Zu Hause?«
»Auf ihrem Mobiltelefon. Aber wir haben nicht gesprochen. Ich ließ es nur mehrmals klingeln. Wenn sie etwas Dringendes auf dem Herzen hatte, nahm sie ab. Wenn nicht, dann nicht. Nachdem ich es fünfmal hatte klingeln lassen, legte ich auf. So hatten wir es vereinbart.«
»Sie hatten es so vereinbart, bedeutet, dass Frau Hanaoka sich dessen bewusst war?«
»Ja, wir haben das vor einiger Zeit so verabredet.«
»Wir können also Frau Hanaoka dazu befragen?«
»Ja, das ist sicherer«, sagte Ishigami in selbstbewusstem Ton und nickte bekräftigend.
»Wir werden Sie Ihre Geschichte mehrmals wiederholen lassen müssen, da wir ein offizielles Protokoll anzufertigen haben.«
»So oft Sie wollen. Sie machen ja nur Ihre Arbeit.«
»Eine letzte Frage habe ich noch.« Kusanagi verschränkte die Finger auf dem Tisch. »Warum haben Sie sich gestellt?«
Ishigami holte tief Luft. »Wäre es besser gewesen, mich nicht zu stellen?«
»Das beantwortet meine Frage nicht. Ich würde gern den Grund für Ihre Entscheidung kennen.«
Ishigami schnaubte. »Das spielt doch für Ihre Ermittlungen keine Rolle. Der Mörder hat sich überwältigt von Schuldgefühlen gestellt – das müsste doch genügen? Oder brauchen Sie noch einen anderen Grund?«
»Wenn ich Sie mir so ansehe, kann ich mir kaum vorstellen, dass Sie von Schuldgefühlen überwältigt sind.«
»Wenn Sie mich fragen, ob ich mich schuldig fühle, muss ich verneinen. Auch wenn ich eine gewisse Reue empfinde. Ich wäre froh, ich hätte es nicht getan. Hätte ich gewusst, dass ich derart hintergangen werde, hätte ich den Mann nicht getötet.«
»Sie wurden hintergangen?«
»Von dieser Frau … Yasuko Hanaoka.« Ishigami ruckte kurz mit dem Kinn. »Sie hat mich verraten. Sie trifft sich mit einem anderen Mann. Obwohl ich für sie ihren Ex-Mann beseitigt habe. Hätte sie mir nicht von ihrem Kummer berichtet, hätte ich das nie getan. Am liebsten würde ich ihn umbringen, hat sie gesagt. Also habe ich ihn für sie getötet. Man könnte sogarsagen, sie war meine Komplizin. Die Polizei sollte sie ebenfalls verhaften.«
Um Ishigamis Geschichte zu
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