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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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ich faltete und mitnahm. Ich fuhr mit der Bahn bis Mizue und nahm von dort ein Taxi zum Alten Edogawa.«
    »Mizue? Nicht nach Shinozaki?«
    »In Shinozaki hätte ich ja zufällig mit Togashi zusammentreffen können. Das wäre mir sehr ungelegen gewesen«, versetzte Ishigami.
    »Ich stieg in einiger Entfernung von der Kläranlage aus dem Taxi. Ich durfte ihm ja nicht zu früh begegnen.«
    »Was taten Sie, nachdem Sie das Taxi verlassen hatten?«
    »Vorsichtig machte ich mich auf den Weg zu der Stelle, die ich ihm angegeben hatte. Allzu sehr vorsehen musste ich mich nicht, es war wirklich kein Mensch mehr unterwegs«, sagte Ishigami und nahm noch einen Schluck Tee. »Kaum war ich am Ufer angelangt, klingelte auch schon mein Handy.Es war Togashi. Er sei jetzt bei der Adresse auf dem Zettel, könne aber kein Haus entdecken. Auf meine Frage erklärte er mir genau, wo er sich befand. Während wir sprachen, bewegte ich mich unbemerkt auf ihn zu. Ich sagte ihm, ich würde die Adresse noch einmal überprüfen und ihn dann zurückrufen. Als ich auflegte, wusste ich genau, wo er war. Er lümmelte auf der Böschung im Gras. Ich schlich mich langsam an ihn heran. Er bemerkte mich erst, als ich direkt hinter ihm stand. Aber da hatte ich ihm schon das Kabel über den Kopf geworfen. Er wehrte sich, aber ich zog mit aller Kraft zu, und er sackte gleich zusammen. Eigentlich ging alles sehr einfach.« Ishigami schaute auf seine leere Tasse. »Könnte ich noch etwas Tee haben?«
    Kishitani stand auf und schenkte ihm aus der Kanne nach. »Danke.« Ishigami nickte.
    »Das Opfer war ein kräftiger Mann in den Vierzigern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so leicht war, ihn zu erwürgen, wenn er sich mit aller Kraft widersetzt hat«, hakte Kusanagi nach.
    Ishigamis Gesicht blieb ausdruckslos, nur seine Augen wurden etwas schmaler. »Ich trainiere die Judo-AG an meiner Schule. Jemanden von hinten zu überwältigen ist nicht schwer, auch wenn er größer ist als man selbst.«
    Kusanagi nickte und musterte Ishigamis Ohren. Er hatte die typischen Blumenkohlohren eines Judoka. Es gab viele Polizisten mit ähnlichen Ohren.
    »Was taten Sie, nachdem Sie ihn getötet hatten?«
    »Ich musste die Identität der Leiche verschleiern. Andernfalls würde man Yasuko Hanaoka verdächtigen. Als Erstes zog ich den Mann aus, indem ich mit dem Teppichmesser seine Kleider zerschnitt. Dann zertrümmerte ich sein Gesicht.«Ishigami sprach in unbeteiligtem Tonfall. »Dazu legte ich ihn auf den Rücken, breitete die Plastikplane über sein Gesicht und schlug mehrmals mit einem Stein zu. Wie oft, weiß ich nicht mehr, ungefähr zehnmal vielleicht. Anschließend versengte ich ihm mit dem Einwegfeuerzeug die Fingerkuppen. Dann sammelte ich seine Kleider ein und verließ den Tatort. Da ich ein Stück von der Uferböschung entfernt eine alte Öltonne fand, beschloss ich, die Sachen darin zu verbrennen. Aber das Feuer flackerte stärker, als ich es erwartet hatte, so dass ich befürchtete, jemand könnte aufmerksam werden. Ich entschied mich, es einfach brennen zu lassen, und machte mich eilig davon. Ich ging zurück zur Straße, nahm ein Taxi und ließ mich zum Bahnhof Tokio bringen, von wo ich mit einem anderen Taxi nach Hause fuhr. Kurz nach zwölf war ich wieder in meiner Wohnung.« Nachdem Ishigami so weit gekommen war, stieß er einen tiefen Seufzer aus. »So hat sich alles abgespielt. Sie werden Kabel, Teppichmesser und Einwegfeuerzeug in meiner Wohnung finden.«
    Kusanagi zündete sich eine Zigarette an und warf dabei aus dem Augenwinkel einen Blick auf Kishitani, der eifrig mitschrieb. Während er an der Zigarette zog und den Rauch ausblies, musterte er Ishigami, dessen Blick völlig ausdruckslos erschien. Seine Geschichte wies keinerlei Lücken auf. Der Zustand der Leiche und die Beschaffenheit des Tatorts in seiner Schilderung stimmten mit den Ermittlungen überein. Die meisten dieser Informationen waren nicht veröffentlicht worden. Ishigami besaß also offensichtlich Täterwissen. Es gab keinen Grund, an seiner Version zu zweifeln.
    »Haben Sie Yasuko Hanaoka gesagt, dass Sie ihren Ex-Mann getötet haben?«, fragte Kusanagi.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Ishigami. »Sie hätte es womöglichjemandem erzählt. Frauen können nichts für sich behalten.«
    »Also haben Sie über das Geschehene nicht mit ihr geredet?«
    »Selbstverständlich nicht. Ich habe mich sehr bemüht, jeden Kontakt zu ihr zu vermeiden, denn es wäre sehr ungünstig gewesen, wenn

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