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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Finanzen und einen Bericht fürs Vormundschaftsgericht. Er tat, was sie ihm befohlen hatte, und verfasste frei erfundene Berichte, die dokumentierten, dass sie eigentlich überhaupt keinen Betreuer brauchte.
    Jeder dieser Berichte tat ihm weh und erinnerte ihn an ihre Existenz, aber er hatte keine andere Wahl.
     
    Bjurman verbrachte den Sommer und Herbst mit Grübeleien. Im Dezember riss er sich endlich zusammen und buchte eine Urlaubsreise nach Frankreich. Er besorgte sich einen Termin in einer Klinik für kosmetische Chirurgie in der Nähe von Marseille, wo er sich von einem Arzt beraten ließ, wie er seine Tätowierung am besten loswerden konnte.
    Der Arzt hatte seinen entstellten Bauch mit einiger Verwunderung untersucht und schließlich einen Behandlungsvorschlag gemacht. Die einfachste Methode bestand in wiederholten Laserbehandlungen, aber das Tattoo war so groß und die Nadel so tief eingedrungen, dass er befürchtete, eine Reihe von Hauttransplantationen vornehmen zu müssen. Das war teuer und langwierig.
    In den vergangenen zwei Jahren war Bjurman Lisbeth Salander nur ein einziges Mal begegnet.
    In der Nacht, als sie ihn überfallen und das Kommando über sein Leben an sich gerissen hatte, nahm sie auch seine Zweitschlüssel für Büro und Wohnung mit. Sie kündigte ihm an, ihn zu überwachen und ihn zu besuchen, wenn er am wenigsten damit rechnete. Im Laufe der vergangenen zehn Monate hatte er fast schon angefangen zu glauben, dass es nur eine leere Drohung gewesen war, aber er hatte es nicht gewagt, die Schlösser auszutauschen. Ihre Drohung war unmissverständlich gewesen - falls sie ihn jemals mit einer Frau im Bett antreffen sollte, würde sie den neunzig Minuten langen Film veröffentlichen, auf dem festgehalten war, wie er sie vergewaltigte.
    Eines Nachts im Januar vor fast einem Jahr war er plötzlich um drei Uhr aufgewacht, ohne recht zu wissen, was ihn geweckt hatte. Er schaltete die Nachttischlampe ein und schrie vor Schreck beinahe auf, als er sie am Fußende seines Bettes stehen sah. Wie ein Geist, der sich in seinem Schlafzimmer materialisiert hatte. Ihr Gesicht war bleich und ausdruckslos. Ihre verdammte Elektroschockpistole hielt sie in der Hand.
    »Guten Morgen, Anwalt Bjurman«, sagte sie schließlich. »Tut mir leid, dass ich dich diesmal geweckt habe.«
    Lieber Gott, ist sie etwa schon öfter hier gewesen? Während ich schlief?
    Er konnte nicht erkennen, ob sie nur bluffte. Nils Bjurman räusperte sich und machte den Mund auf, doch sie brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Ich habe dich nur aus einem einzigen Grund geweckt. Demnächst verreise ich für eine Weile. Du schreibst weiterhin jeden Monat schön deine Berichte über mein Wohlergehen, aber statt die Kopie zu mir nach Hause zu schicken, schickst du sie einfach an eine Hotmail-Adresse.«
    Sie nahm ein zusammengefaltetes Papier aus der Jackentasche und warf es auf sein Bett.
    »Wenn das Vormundschaftsgericht Kontakt mit mir aufnehmen will oder sonst irgendetwas vorfällt, was meine Gegenwart erfordert, schreibst du ebenfalls eine Mail an diese Adresse. Hast du das verstanden?«
    Er nickte.
    »Ich verstehe …«
    »Sei still. Ich will deine Stimme nicht hören.«
    Er biss die Zähne zusammen. Er hatte bisher nicht gewagt, Kontakt mir ihr aufzunehmen, da sie ihm gedroht hatte, den Film an die Behörden weiterzugeben. Stattdessen hatte er monatelang überlegt, was er zu ihr sagen wollte, wenn sie sich bei ihm meldete. Wohl wissend, dass er rein gar nichts zu seiner Verteidigung vorzubringen hatte, konnte er einzig und allein an ihre Großmut appellieren. Wenn sie ihm nur eine Chance gab, mit ihr zu reden, könnte er versuchen, sie zu überzeugen, dass er in vorübergehender geistiger Umnachtung gehandelt hatte - dass er es bereute und seine Tat sühnen wollte. Er war bereit, vor ihr zu Kreuze zu kriechen, um sie zu erweichen und damit die ständige Bedrohung abzuwenden, die sie für ihn darstellte.
    »Ich muss reden«, fuhr er mit zittriger Stimme fort. »Ich will dich um Verzeihung bitten …«
    Abwartend hörte sie sich seine überraschende Bitte an. Schließlich lehnte sie sich gegen das Bett und warf ihm einen bösartigen Blick zu.
    »Jetzt hör mal gut zu - du bist ein Kotzbrocken. Ich werde dir niemals verzeihen. Aber wenn du dich benimmst, dann lass ich dich an dem Tag laufen, an dem meine Entmündigung aufgehoben wird.«
    Sie wartete, bis er die Augen niederschlug. Sie zwingt mich, vor ihr zu kriechen.
    »Was

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