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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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ich damals gesagt habe, gilt weiterhin. Wenn du dich nicht an meine Vorschriften hältst, werde ich mit dem Film an die Öffentlichkeit gehen. Wenn du irgendwie mit mir Kontakt aufnimmst, ohne dass ich es will, werde ich den Film an die Öffentlichkeit geben. Wenn ich durch einen Unfall umkommen sollte, wird der Film an die Öffentlichkeit gelangen. Wenn du mich jemals wieder anfasst, werde ich dich umbringen.«
    Er glaubte ihr aufs Wort. Kein Raum für Zweifel oder Verhandlungen.
    »Und noch was. Ab dem Tag, an dem ich dich laufen lasse, kannst du tun und lassen, was du willst. Aber bis dahin wirst du keinen Fuß in diese Klinik in Marseille mehr setzen. Solltest du trotzdem hinfahren und eine Behandlung anfangen, werde ich dich einfach noch mal tätowieren. Aber das nächste Mal bekommst du dein Tattoo auf die Stirn.«
    Verdammt. Wie hat sie herausgefunden …
    In der nächsten Sekunde war sie verschwunden. Er hörte ein schwaches Klicken von der Wohnungstür, als sie den Schlüssel drehte. Als hätte ihn ein Gespenst heimgesucht.
    In diesem Moment hatte er begonnen, Lisbeth Salander mit einer Intensität zu hassen, die ihm wie rot glühender Stahl in der Seele saß und sein ganzes Dasein darauf ausrichtete, sie zu zerschmettern. Er fantasierte von ihrem Tod. Er fantasierte, wie er sie zwingen würde, vor ihm auf den Knien zu rutschen und um Gnade zu betteln. Schonungslos würde er mit ihr verfahren. Er träumte davon, ihr seine Hände um den Hals zu legen und sie zu würgen, bis sie nach Luft schnappte. Er würde ihr die Augen aus den Höhlen reißen und das Herz aus dem Leibe. Er würde sie vom Angesicht dieser Erde tilgen.
    Paradoxerweise merkte er in diesem Augenblick auch, wie er zum ersten Mal wieder handlungsfähig wurde und ein seltsames seelisches Gleichgewicht erreichte. Er war immer noch besessen von Lisbeth Salander, und seine Gedanken kreisten in jeder wachen Minute um ihre Existenz. Aber er entdeckte, dass er endlich wieder rational denken konnte. Wenn es ihm gelingen sollte, sie zu zerstören, dann musste er wieder die Kontrolle über seine geistigen Fähigkeiten erlangen. Sein Leben hatte einen neuen Sinn.
    An jenem Tag hörte er auf, von ihrem Tod zu fantasieren, und begann ihn stattdessen zu planen.
     
    Mikael Blomkvist ging weniger als zwei Meter hinter Nils Bjurmans Rücken vorbei, als er im »Café Hedon« zwei glühend heiße Gläser Caffè Latte an seinen Tisch zu Chefredakteurin Erika Berger balancierte. Weder er noch Erika hatten jemals von Nils Bjurman gehört, und sie bemerkten ihn auch jetzt nicht.
    Erika schob mit gerümpfter Nase einen Aschenbecher beiseite, um für die Gläser Platz zu machen. Mikael hängte seine Jacke über den Stuhlrücken, zog den Aschenbecher zu sich heran und betrachtete ihn mit gequältem Blick. Dann blies er entschuldigend den Rauch von ihr weg.
    »Ich dachte, du hast aufgehört.«
    »Vorübergehender Rückfall.«
    »Ich will keinen Sex mehr mit Typen, die nach Rauch riechen«, erklärte sie und lächelte anmutig.
    »Kein Problem. Es gibt genügend andere Frauen, die nicht so wählerisch sind«, erwiderte Mikael und lächelte zurück.
    Erika Berger drehte die Augen zum Himmel.
    »Worum geht’s denn? Ich bin in zwanzig Minuten mit Charlie verabredet. Wir wollen ins Theater.«
    Charlie war Charlotta Rosenberg, Erikas Kindheitsfreundin.
    »Unsere Praktikantin geht mir auf die Nerven. Sie ist die Tochter von einer deiner Freundinnen. Seit zwei Wochen ist sie bei uns in der Redaktion und soll noch acht Wochen bleiben. Ich halte es bald nicht mehr mit ihr aus.«
    »Ich habe schon gemerkt, was für lüsterne Blicke sie dir zuwirft. Natürlich erwarte ich, dass du dich wie ein Gentleman benimmst.«
    »Erika, das Mädchen ist siebzehn, und ihre geistige Reife entspricht der einer Zehnjährigen. Ich kann mich gerade noch beherrschen.«
    »Sie ist bloß beeindruckt, dich kennenzulernen. Wahrscheinlich bist du eines ihrer Idole.«
    »Gestern Abend um halb elf stand sie bei mir vor der Haustür und hat mir über die Sprechanlage mitgeteilt, dass sie gerne mit einer Flasche Wein hochkommen würde.«
    »Uuuups«, machte Erika.
    »Selber uuuups«, gab Mikael zurück. »Wenn ich 20 Jahre jünger wäre, würde ich höchstwahrscheinlich keine Sekunde lang zögern. Aber komm schon - sie ist 17. Ich werde demnächst 45.«
    »Erinner mich nicht daran. Wir sind gleichaltrig.«
    Mikael Blomkvist lehnte sich zurück und aschte ab.
     
    Es war Mikael Blomkvist nicht entgangen, dass

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