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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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aus.
    »Losmachen müssen Sie sich selbst.«
    Sie warf ihm ein Küchenmesser auf den Boden.
    Dann hörte er sie eine ganze Weile auf dem Flur rascheln. Es klang so, als würde sie sich umziehen. Schließlich hörte er, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Erst nach einer halben Stunde gelang es ihm, das Klebeband durchzuschneiden. Als er sich auf sein Wohnzimmersofa setzte, entdeckte er, dass sie seinen Colt 1911 Government mitgenommen hatte.
     
    Erst um fünf Uhr morgens kam Lisbeth Salander nach Hause. Sie nahm Irene Nessers Perücke ab und ging sofort ins Bett, ohne den Computer hochzufahren und nachzusehen, ob Mikael Blomkvist das Rätsel mit dem verschwundenen Ermittlungsbericht gelöst hatte.
    Sie wachte schon um neun Uhr morgens auf und verbrachte den ganzen Dienstag damit, sich Informationen über die Brüder Atho und Harry Ranta zu beschaffen.
    Atho Rantas düsterer Lebenslauf ließ sich dem Strafregister entnehmen. Er war finnischer Staatsbürger, stammte aber aus einer estnischen Familie und war 1971 nach Schweden gekommen. Von 1972 bis 1978 arbeitete er als Bautischler für eine Zementgießerei in Skåne. Nachdem man ihn auf einer Baustelle beim Stehlen ertappt hatte, wurde er hinausgeworfen und zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Zwischen 1980 und 1982 arbeitete er dann für ein wesentlich kleineres Bauunternehmen. Auch dort flog er hinaus, nachdem er mehrmals betrunken am Arbeitsplatz aufgetaucht war. Den Rest der 80er schlug er sich als Türsteher durch, als Techniker in einem Unternehmen, das Heizkessel herstellte, als Tellerwäscher und als Hausmeister in einer Schule. Er verlor all diese Anstellungen, weil er entweder schwer betrunken zur Arbeit erschienen war oder es anderweitige Scherereien gegeben hatte. Die Anstellung als Hausmeister verlor er schon nach ein paar Monaten, weil ihn eine Lehrerin wegen grober sexueller Belästigung angezeigt hatte.
    1987 wurde er wegen Autodiebstahls zu einer Geldstrafe und einem Monat Gefängnis verurteilt. Ein Jahr später zu einer Geldbuße wegen illegalen Waffenbesitzes. 1990 verurteilte man ihn für ein Sittlichkeitsverbrechen, das im Strafregister nicht genauer beschrieben war. 1991 wurde er wegen Bedrohungen angezeigt, jedoch freigesprochen. Noch im selben Jahr wurde er allerdings wegen Branntweinschmuggels zu einer Geldbuße und einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. 1992 saß er drei Monate für die Misshandlung seiner Freundin sowie die Bedrohung ihrer Schwester ab. Danach riss er sich zusammen, wurde aber 1997 wegen Hehlerei und schwerer Körperverletzung verurteilt. Diesmal bekam er zehn Monate Gefängnis.
    Sein jüngerer Bruder Harry Ranta folgte ihm 1982 nach Schweden und war in den 80ern längere Zeit als Lagerarbeiter angestellt. Sein Auszug aus dem Strafregister zeigte, dass er dreimal verurteilt worden war. 1990 wegen Versicherungsbetrugs. 1992 wurde er wegen schwerer Körperverletzung, Hehlerei, Diebstahls und Vergewaltigung zu zwei Jahren verurteilt. Er wurde nach Finnland abgeschoben, war aber schon 1996 wieder in Schweden, wo man ihn wegen schwerer Körperverletzung und Vergewaltigung erneut zu zehn Monaten Gefängnis verurteilte. Gegen das Urteil legte er Berufung ein. Das Berufungsgericht gab ihm recht und sprach ihn vom Anklagepunkt der Vergewaltigung frei. Das Urteil wegen Körperverletzung blieb jedoch bestehen, und er musste sechs Monate absitzen. Im Jahr 2000 wurde Harry Ranta erneut wegen Vergewaltigung und Bedrohung angezeigt, doch die Anzeige wurde zurückgezogen und die Sache zu den Akten gelegt.
    Lisbeth suchte nach ihren aktuellen Adressen und fand heraus, dass Atho Ranta in Norsborg und Harry Ranta in Alby wohnte.
    Paolo Roberto war frustriert, als er zum fünfzigsten Mal Miriam Wus Telefonnummer wählte und nur die Mitteilung vom Band zu hören bekam, dass der Teilnehmer vorübergehend nicht erreichbar sei. Er hatte auch schon mehrmals die Adresse in der Lundagatan aufgesucht. Doch ihre Wohnungstür blieb geschlossen.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. Kurz nach acht am Dienstagabend. Verdammt, irgendwann musste sie doch mal nach Hause kommen. Er hatte vollstes Verständnis dafür, dass Miriam Wu sich versteckt hielt, aber der schlimmste Ansturm der Medien hatte sich mittlerweile eigentlich wieder gelegt. Er beschloss, dass er, statt hier pausenlos hin und her zu flitzen , eigentlich auch vor ihrer Tür warten konnte. Er füllte eine Thermoskanne mit Kaffee und machte sich ein paar belegte Brote.

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