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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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wie ein Mann - ein blondes, höllisch groß gewachsenes Vieh - aus der Schiebetür sprang und Miriam Wu packte. Sie wich zurück und versuchte sich loszureißen, aber der blonde Riese hielt ihr Handgelenk eisern fest.
    Paolo Roberto blieb der Mund offen stehen, als er Miriam Wus rechtes Bein in hohem Bogen nach oben sausen sah. Natürlich, sie ist ja Kickboxerin. Sie traf den Kopf des blonden Riesen, doch der Tritt schien ihn nicht im Geringsten zu beeindrucken. Stattdessen hob er die Hand und verpasste Miriam Wu eine Ohrfeige, die Paolo Roberto aus sechzig Metern Entfernung noch hören konnte. Miriam Wu sackte zusammen wie vom Blitz getroffen. Der blonde Riese bückte sich, hob sie mit einer Hand vom Boden auf und schleuderte sie geradezu ins Auto. Erst in diesem Moment schloss Paolo Roberto den Mund wieder und kam zu sich. Er sprang aus seinem Wagen und rannte auf den Lieferwagen zu.
    Schon nach wenigen Schritten sah er ein, dass es zwecklos war. Das Auto, in das man Miriam Wu wie einen Sack Kartoffeln geworfen hatte, fuhr langsam an, wendete mitten auf der Straße und verschwand in Richtung Högalidskirche. Paolo Roberto machte auf dem Absatz kehrt, lief zu seinem Auto zurück, warf sich hinters Steuer und legte einen Kavalierstart hin. Er wendete ebenfalls mitten auf der Straße. Als er die nächste Kreuzung erreichte, war der Lieferwagen schon verschwunden. Er bremste, schaute die Högalidsgatan hinunter und entschied sich dann, links Richtung Hornsgatan abzubiegen.
    Als er die Hornsgatan erreichte, stand die Ampel auf Rot. Da kein Verkehr war, fuhr er auf die Kreuzung und hielt nach allen Seiten Ausschau. Die einzigen Rücklichter, die er erkennen konnte, verschwanden gerade nach links in Richtung Liljeholmsbron. Paolo Roberto trat das Gaspedal durch und fuhr ihm hinterher. An der Långholmsgatan hatte er wieder Rot und musste den Verkehr aus Kungsholmen vorbeilassen, während ihm die Sekunden davonliefen. Als die Kreuzung frei war, gab er wieder Gas und fuhr über die rote Ampel. Inständig hoffte er, dass ihn jetzt kein Polizeiauto aufhalten würde.
    Er wusste immer noch nicht, ob das Auto, das er flüchtig von hinten gesehen hatte, das richtige gewesen war. Er setzte alles auf eine Karte und trat das Gaspedal bis zum Boden durch. Mit knapp 150 Stundenkilometern zischte er am spärlichen gesetzestreuen Verkehr vorbei und nahm an, dass der eine oder andere Fahrer sich sein Kennzeichen notierte.
    Als er auf der Höhe von Bredäng war, sah er das Auto wieder. Er fuhr bis auf fünfzig Meter heran, um sich zu vergewissern, dass es das richtige Fahrzeug war. Dann bremste er auf knapp 90 Stundenkilometer herunter und folgte dem Lieferwagen in einem Abstand von ungefähr zweihundert Metern. Erst jetzt fing er wieder an zu atmen.
     
    In dem Augenblick, als Miriam Wu auf dem Boden des Laderaums aufschlug, spürte sie, wie ihr das Blut am Hals herunterlief. Sie blutete aus der Nase. Von seinem Schlag war ihr die Unterlippe aufgeplatzt, und wahrscheinlich hatte er ihr auch das Nasenbein gebrochen. Die Attacke war aus heiterem Himmel gekommen, und ihr Widerstand war in weniger als einer Sekunde gebrochen gewesen. Sie merkte, wie das Auto startete, bevor der Angreifer die Schiebetür ganz hatte schließen können. Einen Moment lang, während das Auto wendete, geriet der blonde Riese aus dem Gleichgewicht.
    Miriam Wu drehte sich um und stützte sich mit der Hüfte auf dem Boden ab. Als der blonde Riese sich zu ihr umwandte, trat sie zu und traf ihn seitlich am Kopf. Man konnte sogar sehen, wo ihr Absatz ihn getroffen hatte. Dieser Tritt hätte ihn eigentlich verletzen müssen.
    Er sah sie jedoch nur erstaunt an und grinste dann.
    O Gott, was ist das bloß für ein verdammtes Monster!
    Sie trat noch einmal zu, aber er bekam ihr Bein zu fassen und drehte ihr den Fuß so kräftig um, dass sie gellend aufschrie und sich auf den Bauch drehen musste.
    Dann beugte er sich über sie und schlug sie mit der flachen Hand seitlich auf den Kopf. Miriam Wu sah Sternchen. Es fühlte sich an, als hätte sie ein Vorschlaghammer getroffen. Er setzte sich auf ihren Rücken. Sie versuchte, ihn hochzustemmen, aber er war zu schwer, als dass sie ihn auch nur einen Millimeter hätte bewegen können. Nachdem er ihr die Hände auf den Rücken gedreht hatte, fesselte er sie mit Handschellen.
    Sie war völlig hilflos. Miriam Wu spürte auf einmal, dass ihr der Schock alle Glieder lähmte.
     
    Mikael Blomkvist fuhr auf dem Heimweg von Tyresö am

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