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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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er …«
    »Erwürgte ihn?«, schlug Lisbeth vor.
    »Ja … nein … er zerdrückte ihn. Ich glaube, er hat ihm mit bloßen Händen das Genick gebrochen. Ich hörte, wie das Genick brach, und er starb vor meinen Augen.«
    Per-Åke Sandström schwankte an seinem Seil. Die Tränen flossen ihm unkontrolliert übers Gesicht. Lisbeth gab ihm eine Minute, um sich wieder zu sammeln.
    »Und dann?«
    »Der andere Mann - der mit dem Pferdeschwanz - warf eine Motorsäge an und sägte ihm den Kopf und die Hände ab. Als er fertig war, kam der Riese zu mir und legte mir die Hände um den Hals. Ich versuchte, sie wegzuziehen, aber so sehr ich auch zerrte, ich konnte sie nicht einen Millimeter vom Fleck bewegen. Aber er drückte nicht zu … er ließ einfach nur eine Weile seine Hände dort liegen. Und in der Zwischenzeit holte Atho sein Handy hervor und rief jemand an. Er sprach Russisch. Dann sagte er auf einmal, Zala wolle mit mir sprechen, und hielt mir den Hörer ans Ohr.«
    »Was hat Zala gesagt?«
    »Er sagte nur, er erwarte von mir, dass ich ihm den Dienst erwies, um den Atho mich gebeten hatte. Er fragte, ob ich immer noch aussteigen wolle. Ich versprach, nach Tallinn zu fahren und das Auto mit den Amphetaminen zu holen. Was blieb mir anderes übrig?«
    Lisbeth schwieg eine geraume Weile. Nachdenklich musterte sie den schniefenden Journalisten am Seil. Sie schien nachzudenken.
    »Beschreiben Sie seine Stimme.«
    »Sie … ich weiß nicht. Sie klang ganz normal.«
    »Tiefe Stimme, hohe Stimme?«
    »Tief. Alltäglich. Rau.«
    »In welcher Sprache haben Sie sich unterhalten?«
    »Auf Schwedisch.«
    »Akzent?«
    »Ja … vielleicht ein kleines bisschen. Aber er sprach gut Schwedisch. Atho und er haben Russisch gesprochen.«
    »Verstehen Sie Russisch?«
    »Ein bisschen. Nur ein bisschen.«
    »Was hat Atho zu ihm gesagt?«
    »Er hat nur gesagt, die Demonstration sei vorbei. Sonst nichts.«
    »Haben Sie das jemals irgendjemand erzählt?«
    »Nein.«
    »Dag Svensson?«
    »Nein … nein.«
    »Dag Svensson hat Sie aufgesucht.«
    Sandström nickte.
    »Ich kann Sie nicht hören.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Er wusste, dass ich diese … Nutten gehabt hatte.«
    »Wonach hat er gefragt?«
    »Er wollte wissen …«
    »Ja?«
    »Zala. Er fragte nach Zala. Das war bei seinem zweiten Besuch.«
    »Seinem zweiten Besuch?«
    »Er hat zwei Wochen vor seinem Tod Kontakt mit mir aufgenommen. Das war der erste Besuch. Dann kam er, zwei Tage bevor Sie … er …«
    »Bevor ich ihn erschossen habe?«
    »Genau.«
    »Und da hat er nach Zala gefragt.«
    »Ja.«
    »Was haben Sie ihm erzählt?«
    »Nichts. Ich konnte nichts erzählen. Ich gab zu, dass ich mal am Telefon mit ihm gesprochen hatte. Das war alles. Ich habe nichts von dem blonden Teufel erzählt oder was sie mit Gustafsson gemacht hatten.«
    »Okay. Was genau hat Dag Svensson gefragt?«
    »Ich … er hat nur nach Zala gefragt. Das war alles.«
    »Und Sie haben ihm nichts erzählt?«
    »Nichts, was ihm wirklich etwas gebracht hätte. Ich weiß ja auch nichts.«
    Lisbeth Salander schwieg einen Moment. Irgendetwas verschweigt er mir. Sie biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Natürlich.
    »Wem haben Sie sonst noch von Dag Svenssons Besuch erzählt?«
    Sandström wurde blass.
    Lisbeth ließ die Elektroschockpistole auf und ab wippen.
    »Ich habe Harry Ranta angerufen.«
    »Wann?«
    Er schluckte. »Am Abend nachdem Dag Svensson zum ersten Mal bei mir gewesen war.«
    Sie befragte ihn noch eine halbe Stunde, stellte aber fest, dass er sich langsam wiederholte und nur noch vereinzelte Details hinzuzufügen hatte. Schließlich stand sie auf und legte die Hand auf das Seil.
    »Sie sind wahrscheinlich der jämmerlichste Kotzbrocken, der mir jemals begegnet ist«, sagte Lisbeth Salander. »Für das, was Sie Ines angetan haben, würden Sie die Todesstrafe verdienen. Aber ich habe versprochen, dass Sie überleben, wenn Sie meine Fragen beantworten. Ich halte meine Versprechen immer.«
    Sie bückte sich und löste den Knoten. Per-Åke Sandström fiel auf den Boden, wo er wie ein Häufchen Elend liegen blieb. Seine Erleichterung grenzte an Euphorie. Vom Boden beobachtete er, wie sie einen Hocker auf den Tisch stellte, hinaufkletterte und die Winde abnahm. Dann wickelte sie das Seil auf und verstaute es in einem Rucksack. Sie verschwand im Badezimmer und blieb zehn Minuten weg. Er hörte das Wasser laufen. Als sie zurückkam, hatte sie sich die Schminke abgewaschen.
    Ihr Gesicht sah nackt und geschrubbt

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