Verdammnis
Gesicht sah aus wie ein knallroter Ballon. Die beiden gingen in Svenssons Zimmer, wo gerade eine gemütliche Kaffeepause abgehalten wurde. Bublanski trat zu Eriksson, packte ihn am Schopf und drehte ihn zu Ekström.
»Au! Sind Sie verrückt geworden?«
»Bublanski!«, rief Ekström erschrocken aus.
Er wirkte nervös, Svensson und Bohman stand der Mund offen.
»Ist das Ihres?«, fragte Bublanski und hielt Erikssons Handy hoch.
»Lassen Sie mich los!«
»IST DAS HIER IHR HANDY?«
»Ja, verdammt noch mal. Lassen Sie mich los.«
»Nein. Sie sind soeben verhaftet worden.«
»Was?«
»Sie sind verhaftet wegen Verstoß gegen die Schweigepflicht und Behinderung polizeilicher Ermittlungen.«
Er wandte sich an Eriksson. »Oder können Sie uns eine einleuchtende Erklärung dafür liefern, warum Sie heute Morgen um 9 Uhr 57 einen Journalisten namens Tony Scala angerufen haben? Und zwar unmittelbar nach unserer morgendlichen Besprechung und kurz bevor Scala die Informationen raustrompetete, deren Geheimhaltung wir kurz zuvor beschlossen hatten.«
Magge Lundin traute seinen Augen nicht, als er Lisbeth Salander vor Bjurmans Sommerhäuschen stehen sah. Er hatte sich die Karte angeschaut und eine ausführliche Wegbeschreibung vom blonden Riesen bekommen. Nachdem er die Anweisung erhalten hatte, nach Stallarholmen zu fahren und ein Feuer zu legen, war er ins Klubhaus in der stillgelegten Druckerei am Ortsrand von Svavelsjö gegangen und hatte Sonny Nieminen mitgenommen. Die Luft war warm - das perfekte Wetter, um zum ersten Mal nach der Winterpause die Maschinen rauszuholen. Sie hatten ihre Lederkluft angezogen und dann in gemütlichem Tempo die Strecke von Svavelsjö nach Stallarholmen zurückgelegt.
Und nun stand da plötzlich Lisbeth Salander und wartete auf sie.
Sie fuhren rechts und links neben sie und stellten in zwei Metern Entfernung ihre Motorräder ab. Nachdem die Motoren ausgeschaltet waren, herrschte völlige Ruhe im Wald. Magge Lundin wusste nicht recht, was er sagen sollte. Schließlich fand er seine Sprache wieder.
»Sieh mal einer an. Wir suchen dich schon’ne ganze Weile, Salander.«
Plötzlich lächelte er. Lisbeth Salander musterte ihn mit ausdrucksloser Miene. Sie bemerkte die rote, frisch verheilte Wunde am Kiefer, dort, wo sie ihm mit ihrem Schlüsselbund die Haut aufgeschlitzt hatte. Sie hob den Blick und betrachtete die Baumwipfel hinter ihm, dann senkte sie ihn wieder. Ihre Augen hatten eine beunruhigend pechschwarze Farbe.
»Ich hatte eine echte Scheißwoche und bin verdammt schlecht drauf. Aber weißt du, was das Schlimmste ist? Jedes Mal wenn ich mich umdrehe, steht mir so ein verdammter Haufen Scheiße mit Hängebauch im Weg und macht Ärger. Ich will jetzt weg. Geh mir aus dem Weg.«
Magge Lundin blieb die Spucke weg. Zuerst glaubte er, sich verhört zu haben. Die Situation war ja auch urkomisch. Da stand ein schmächtiges Mädchen, das problemlos in seine Brusttasche gepasst hätte, und machte Zicken. Und zwar gegenüber zwei ausgewachsenen Männern in Lederwesten, auf denen zu lesen war, dass sie zu Svavelsjö MC gehörten, also zu den Gefährlichsten der Gefährlichsten, demnächst vollwertige Mitglieder der Hells Angels! Wenn sie wollten, konnten sie sie in der Luft zerreißen und in eine Keksdose stecken. Und sie wurde hier tatsächlich frech.
Selbst wenn dieses Mädchen völlig verrückt war - woran sie nicht zweifelten, dann musste sie doch zumindest Respekt vor ihren Westen haben. So ein Benehmen konnte man nicht einfach hinnehmen, wie komisch die Situation auch sein mochte. Er warf Sonny Nieminen einen Blick zu.
»Ich glaub, die Lesbe hier muss mal richtig durchgefickt werden«, sagte er, klappte die Stützen aus und stieg von seiner Harley. Dann machte er zwei langsame Schritte auf Lisbeth zu und blickte auf sie herab. Sie rührte sich nicht von der Stelle. Magge Lundin schüttelte den Kopf und seufzte düster. Dann holte er zu einem Schlag mit dem Handrücken aus - einem mit derselben beachtlichen Kraft, die schon Mikael Blomkvist bei dem Vorfall in der Lundagatan hatte erleben dürfen.
Doch er schlug in die Luft. Ehe seine Hand ihr Gesicht traf, trat sie einen Schritt zurück und blieb unmittelbar außerhalb seiner Reichweite wieder stehen.
Sonny Nieminen stützte sich auf den Lenker seiner Harley und beobachtete seinen Klubkameraden amüsiert. Lundin lief rot an und trat noch zwei schnelle Schritte vor. Sie wich abermals aus.
Lundin legte an Tempo zu, aber da blieb
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