Verdammnis
gekriegt. Der lag k. o. auf dem Boden, als ich kam, aber es sah so aus, als wäre er nicht verletzt. Nach einer Weile hat er sich davon erholt und wollte nicht mehr bleiben.«
Jerker Holmberg traf mit der Polizei aus Södertälje ein, als auch der Krankenwagen gerade den Tatort verließ. Die Polizei aus Strängnäs setzte ihn ins Bild. Weder Lundin noch Nieminen waren bereit zu erklären, warum sie hier waren. Lundin konnte überhaupt nicht sprechen.
»Also, zwei Biker in Lederkluft, eine Harley Davidson, eine Schussverletzung und keine Waffe. Hab ich das so richtig verstanden?«, wollte Holmberg wissen.
Nils-Henrik Johansson nickte. Holmberg überlegte kurz.
»Ich denke, wir können davon ausgehen, dass keiner von den beiden Kerlen auf dem Soziussitz hierhergekommen ist.«
»Ich würde mal annehmen, das würde man in ihren Kreisen als unmännlich betrachten«, stimmte Johansson zu.
»Wenn das so ist, dann fehlt hier ein Motorrad. Da die Waffe auch fehlt, können wir folgern, dass sich ein Dritter bereits vom Tatort entfernt hat.«
»Das klingt einleuchtend.«
»Wirft aber ein logisches Problem auf. Wenn diese zwei Herren aus Svavelsjö jeweils mit ihrem eigenen Motorrad gekommen sind, dann fehlt das Fahrzeug, das der Dritte benutzt hat. Dieser Dritte kann ja wohl schlecht mit seinem eigenen Fahrzeug und auf dem Motorrad weggefahren sein. Und von der Straße nach Strängnäs bis hierher ist es ganz schön weit zu Fuß.«
»Es sei denn, dieser Dritte hätte in der Hütte gewohnt.«
»Hmm«, machte Jerker Holmberg. »Aber die Hütte gehörte dem verstorbenen Rechtsanwalt Bjurman, der hier definitiv nicht mehr wohnt.«
»Es könnte ja auch noch eine vierte Person gegeben haben, die mit dem Auto weggefahren ist.«
»Aber warum sind sie dann nicht zusammen gefahren? So begehrenswert eine Harley Davidson auch ist, aber ich nehme nicht an, dass es bei dieser Geschichte um Motorraddiebstahl geht.«
Er überlegte ein Weilchen und bat Johansson dann, zwei Polizisten abzustellen, um nach einem verlassenen Fahrzeug zu suchen. Außerdem sollten sie in der Nachbarschaft von Tür zu Tür gehen und nachfragen, ob irgendjemandem etwas Ungewöhnliches aufgefallen war.
»Sind nicht viel Leute hier um diese Jahreszeit«, gab Johansson zu bedenken, aber er versprach, sein Bestes zu tun.
Danach öffnete Holmberg die unverschlossene Tür des Sommerhäuschens. Auf dem Küchentisch fand er sofort die zurückgelassenen Ordner mit Bjurmans Recherchen zu Lisbeth Salander. Er setzte sich hin und begann verblüfft darin zu blättern.
Jerker Holmberg hatte Glück. Schon dreißig Minuten nachdem man angefangen hatte, in der dünn besiedelten Nachbarschaft herumzufragen, sagte die 72-jährige Anna Viktoria Hansson aus, sie habe noch gute Augen. Aber ja, sie hatte gegen Mittag ein junges Mädchen in dunkler Jacke vorbeilaufen sehen. Gegen drei seien dann zwei Personen auf Motorrädern vorbeigekommen. Und wenig später sei das Mädchen auf einem der Motorräder in die andere Richtung davongefahren.
Als man Jerker Holmberg diese Beobachtungen übermittelte, traf gerade Curt Svensson ein.
»Was ist hier los?«, fragte er.
Jerker Holmberg betrachtete seinen Kollegen düster.
»Ich weiß nicht richtig, wie ich dir das Ganze erklären soll«, begann Holmberg.
»Willst du mir etwa weismachen, Jerker, dass Lisbeth Salander bei Bjurmans Ferienhäuschen aufgetaucht ist und ganz alleine die Oberhäuptlinge von Svavelsjö MC verdroschen hat?«, erkundigte sich Bublanski. Seine Stimme am Telefon klang etwas angestrengt.
»Tja, sie ist ja auch von Paolo Roberto trainiert worden …«
»Jerker. Halt die Klappe.«
»Folgendes: Magnus Lundin hat eine Schussverletzung am Fuß. Kann sein, dass er für immer hinken wird. Die Kugel ist hinten an der Ferse wieder ausgetreten.«
»Auf jeden Fall hat sie ihn schon mal nicht in den Kopf geschossen.«
»Das war wahrscheinlich gar nicht nötig. Die Einsatztruppe aus Strängnäs hat festgestellt, dass er schwere Verletzungen im Gesicht davongetragen hat, gebrochener Kiefer und zwei ausgeschlagene Zähne. Der Notarzt vermutet eine Gehirnerschütterung. Abgesehen von der Schussverletzung im Fuß klagt er auch noch über starke Schmerzen im Unterleib.«
»Und was ist mit Nieminen?«
»Der scheint unverletzt zu sein. Aber nach den Angaben des Alten, der die Polizei alarmiert hat, lag Nieminen bewusstlos am Boden, als er kam.«
Bublanski war zum ersten Mal seit langer Zeit völlig
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