Verdammnis
Miriam Wus Tritt in den Schritt. Da ging er tatsächlich für ein paar Sekunden in die Knie … wahrscheinlich eine Art Reflex, denn Schmerzen kann er ja nicht gefühlt haben. Und glaub mir eins - wenn sie mich so getroffen hätte, ich wäre gestorben.«
»Aber wie konntest du überhaupt gegen ihn gewinnen?«
»Leute, die an dieser Krankheit leiden, werden genauso verletzt wie andere Menschen. Niedermann mag aus Beton sein, aber als ich ihm ein Brett über den Hinterkopf zog, ging er zu Boden. Wahrscheinlich hat er eine Gehirnerschütterung davongetragen.«
Erika sah Malin an.
»Ich rufe gleich mal Mikael an«, schlug Malin vor.
Mikael hörte sein Handy klingeln, war aber noch so benommen, dass er sich erst beim fünften Klingeln meldete.
»Hier ist Malin. Paolo Roberto glaubt, dass er den blonden Riesen identifiziert hat.«
»Gut«, sagte Mikael geistesabwesend.
»Wo bist du?«
»Schwer zu erklären.«
»Du hörst dich komisch an.«
»Entschuldigung. Was hast du gesagt?«
Malin fasste Paolos Bericht zusammen.
»Okay«, sagte Mikael. »Sieh zu, dass du ihn in irgendeinem Melderegister findest. Ich glaube, es eilt sehr. Ruf mich dann auf dem Handy an.«
Zu Malins Verblüffung beendete Mikael das Gespräch, ohne sich zu verabschieden.
In diesem Moment stand er gerade an einem Fenster und genoss die grandiose Aussicht von Gamla Stan bis weit hinaus Richtung Saltsjö. Er war wie betäubt, fast schon schockiert. Er hatte einen Rundgang durch Lisbeths Wohnung gemacht. Das Gästezimmer war anscheinend nie benutzt worden. Die Matratze war noch eingeschweißt, und nirgendwo war Bettwäsche zu sehen. Alle Möbel waren neu, direkt von IKEA.
Aber darum ging es nicht.
Was Mikael wirklich elektrisierte, war der Umstand, dass Lisbeth das alte Übernachtungsquartier des Topmanagers Percy Barnevik gekauft hatte, für schlappe 25 Millionen Kronen. Die gesamte Wohnung hatte 350 Quadratmeter.
Mikael wanderte durch verlassene, fast gespenstisch leere Korridore und Säle mit gemusterten Parkettböden aus verschiedenen Hölzern sowie Tricia-Guild-Tapeten, die Erika Berger stets in Verzückung versetzten. In der Mitte der Wohnung lag ein wunderbar heller Salon mit offenem Kamin, in dem Lisbeth anscheinend nie Feuer gemacht hatte. Dazu gehörte ein riesiger Balkon mit fantastischer Aussicht. Außerdem gab es einen Waschraum, eine Sauna, einen Fitnessraum, Abstellkammern und ein Badezimmer mit einer Wanne im Kingsize-Format. Es gab sogar einen Weinkeller, der leer war bis auf eine ungeöffnete Flasche Portwein Quinta do Noval - Nacional! - von 1976. Mikael konnte sich Lisbeth schwerlich mit einem Glas Portwein in der Hand vorstellen. Eine Karte klärte ihn jedoch auf, dass es sich bei diesem Wein um das standesgemäße Einstandspräsent des Maklers handelte.
In der Küche fand sich jedes nur denkbare Gerät. In der Mitte stand ein blitzend sauberer französischer Gourmetherd mit Gasofen, ein Corradi Chateau 120, von dem Mikael noch nie etwas gehört hatte. Vermutlich hatte Lisbeth hier ihr Teewasser gekocht.
Hingegen betrachtete er ihre Espressomaschine auf einem Extratisch mit größtem Respekt. Sie hatte eine Jura Impressa X7 mit integriertem Milchkühler. Die Maschine sah ebenfalls unbenutzt aus und war wahrscheinlich schon in der Wohnung gewesen, als Lisbeth sie gekauft hatte. Mikael wusste, dass die Jura in der Welt des Espresso den Rolls Royce darstellte - ein Profigerät für den Heimgebrauch, das knapp 70 000 Kronen kostete. Er selbst hatte eine weitaus bescheidenere Espressomaschine bei sich zu Hause.
Der Kühlschrank enthielt eine offene Milchtüte, Käse, Butter, Kaviar und ein angebrochenes Glas Salzgurken. In der Speisekammer standen vier halb leere Behälter mit Vitamintabletten, Teebeuteln, Kaffee für eine ganz gewöhnliche Kaffeemaschine, die auf der Spüle stand, zwei Brote und eine Tüte Zwieback. Auf dem Küchentisch stand noch ein Korb mit Äpfeln. In der Gefriertruhe lagen ein Fischgratin und drei Quiche mit Speck. Mehr Lebensmittel waren in der Wohnung nicht zu finden. Im Abfalleimer unter der Spüle entdeckte er jedoch drei leere Kartons Billys Pan Pizza.
Das ganze Arrangement war völlig überproportioniert. Lisbeth hatte ein paar Milliarden gestohlen und sich eine Wohnung gekauft, in der ein ganzer Hofstaat Platz gefunden hätte. Aber sie hatte nur die drei Zimmer möbliert, die sie wirklich brauchte. Die restlichen achtzehn standen leer.
Mikael beendete seinen Rundgang in ihrem
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