Verdammnis
und zutiefst enttäuscht. Erst forderte man sie auf, zu sagen, dass sie gern im Führungskreis bleiben würde, und dann feuerte man sie ungerührt. Das Ganze war so verdammt unnötig gewesen .
»Gleichzeitig möchte ich dir einen anderen Vertrag anbieten«, fuhr Erika Berger fort.
»Vielleicht hättest du ja Lust, Teilhaberin bei Millennium zu werden. Der Preis dafür wäre genau die Summe, die du gerade bekommen hast. Der Unterschied besteht bloß darin, dass der Vertrag zeitlich unbegrenzt ist. Du würdest vollwertige Teilhaberin des Unternehmens werden, mit denselben Rechten und Pflichten wie alle anderen.«
Harriet zog die Augenbrauen hoch.
»Warum denn so umständlich?«
»Weil wir deinen Vertrag ohnehin hätten umwandeln müssen«, erklärte Christer Malm.
Harriet stützte sich auf ihre Armlehne und sah ihn forschend an. Dann blickte sie zu Mikael und schließlich zu Erika hinüber.
»Den Vertrag mit Henrik haben wir ja unter wirtschaftlichen Zwängen geschlossen«, sagte Erika. »Den Vertrag mit dir schließen wir hingegen, weil wir das so wollen. Und im Unterschied zu vorher wird es mit dem neuen Vertrag nicht so leicht sein, dich rauszuwerfen.«
»Das macht einen Riesenunterschied für uns«, fügte Mikael leise hinzu.
Das war sein einziger Beitrag zu dieser Diskussion.
»Wir finden einfach, dass du einen Beitrag zu Millennium leistest, der nichts mit den wirtschaftlichen Garantien zu tun hat, die der Name Vanger mit sich bringt«, erläuterte Erika Berger. »Du bist klug und findest oft konstruktive Lösungen. Bis jetzt hast du dich immer sehr bedeckt gehalten, als wärst du bei uns nur zu Besuch. Aber du verleihst diesem Führungskreis eine Stabilität und Festigkeit, wie wir sie zuvor nie gekannt haben. Ich mag dich, und ich vertraue dir - wie wir alle. Wir wollen dich als Partnerin und vollwertige Teilhaberin.«
Harriet zog den neuen Vertrag zu sich herüber und ging ihn fünf Minuten lang Zeile für Zeile durch. Schließlich blickte sie auf.
»Und ihr seid euch alle drei darüber einig?«, vergewisserte sie sich.
Drei Köpfe nickten. Harriet nahm den Stift und unterschrieb. Dann schob sie den Scheck wieder über den Tisch, und Mikael riss ihn in kleine Fetzen.
Die Teilhaber von Millennium aßen in »Samirs Kochtopf« in der Tavastgatan. Mit gutem Wein, Couscous und Lamm feierten sie die neue Gesellschafterin. Die Konversation war entspannt, doch Harriet Vanger sichtlich benommen. Es fühlte sich ein bisschen so an wie die Befangenheit beim ersten Rendezvous.
Um halb acht brach Harriet Vanger bereits wieder auf. Sie entschuldigte sich damit, dass sie ins Hotel gehen und sich schlafen legen wolle. Erika Berger begleitete sie noch ein Stückchen. Am Slussen trennten sie sich.
Harriet nahm ein Taxi zum Hotel Sheraton und ging auf ihr Zimmer im siebten Stock. Sie zog sich aus, nahm ein Bad und schlüpfte in den Hotelbademantel. Dann setzte sie sich ans Fenster, blickte auf den Riddarholmen hinunter und zündete sich eine Zigarette an. Täglich rauchte sie ungefähr drei bis vier Zigaretten, was ihrer Ansicht nach so wenig war, dass sie als Nichtraucherin durchgehen konnte. So konnte sie das kleine Laster ohne jedes schlechte Gewissen genießen.
Um neun Uhr klopfte es an der Tür. Harriet machte auf, um Mikael Blomkvist hereinzulassen.
»Schuft!«, sagte sie.
Mikael grinste und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
»Einen Moment lang dachte ich, ihr wollt mich tatsächlich rauswerfen.«
»Das hätten wir nie so gemacht. Verstehst du, warum wir den Vertrag umformulieren wollten?«
»Ja. Das hat schon Hand und Fuß.«
Mikael öffnete ihren Bademantel, legte ihr eine Hand auf die Brust und drückte sie vorsichtig.
»Schuft«, sagte sie nochmals.
Lisbeth Salander blieb vor der Tür mit dem Namensschild »Wu« stehen. Von der Straße aus hatte sie Licht im Fenster gesehen, und jetzt hörte sie auch Musik von drinnen. Der Name war korrekt. Also konnte Lisbeth die Schlussfolgerung ziehen, dass Miriam Wu immer noch in der Tomtebogatan am St. Eriksplan im ersten Stock wohnte. Es war Freitagabend, und Lisbeth hatte halbwegs gehofft, dass Mimmi unterwegs war und sich irgendwo amüsierte, sodass sie ihre Wohnung dunkel vorfinden würde. Das Einzige, was jetzt noch geklärt werden musste, war die Frage, ob Mimmi immer noch etwas von ihr wissen wollte und ob sie gerade allein war.
Lisbeth drückte auf die Klingel.
Als Mimmi die Tür öffnete, hob sie verblüfft die Augenbrauen. Dann lehnte sie
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