Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
Vom Netzwerk:
sie kurz ohnmächtig werden, und morgen denkt sie, sie hat nur geträumt. Und wenn sie es nicht merkt, dann wissen wir zumindest, dass wir dir glauben können. Los!«
    Ich spannte alle meine Muskeln an und ballte die Fäuste.
    »Leander, worauf wartest du?«
    »Aber ich – sie … ich kann doch nicht … ich …«
    »Das hat er von Onkel Gunnar. Er muss es von ihm haben. Von mir hat er es jedenfalls nicht!«, gellte seine Mutter. »Diese Unentschlossenheit, dieses Zögern – dieses Menschein!«
    Clothilde gluckste vergnügt.
    »Wisst ihr noch, wie Onkel Gunnar sich auf der Leinwand seines Klienten verewigt hat? Das sah vielleicht lustig aus.«
    »Schweig, Colthilde!«, rief Nathan streng. »Ich möchte davon nichts hören. Keine Menschelei und keine Geschichten von Gunnar! Wäre er nicht gewesen, wäre ich schon längst in die Zentrale aufgestiegen! Und du, Leander, wirst mir jetzt gehorchen. Wir können uns keine Fehler leisten, deiner war schlimm genug. Wir brauchen einen Beweis!«
    Ja, Leander, mach endlich, länger kann ich mich nicht anspannen, und nur wenn ich mich anspanne, verletze ich mich nicht, dachte ich verzweifelt. Ein Luftzug streifte mein Gesicht und Leanders volles Gewicht krachte auf meinen Rücken. Ich schlug mir bei seinem Aufprall die Zähne in die Lippen und schmeckte Blut, doch ich gab kein Geräusch von mir und regte mich nicht.
    Rasch erhob Leander sich wieder. »Jetzt zufrieden?«
    »Nicht ganz. Vielleicht hat sie einen tiefen Schlaf. Kneif ihr in die Fußsohlen.«
    Oh nein, nicht die Fußsohlen … Ich war schrecklich kitzelig an meinen Füßen. Doch Leander zwickte mich so brutal, dass mir nicht zum Lachen zumute war. Eher zum Heulen. Trotzdem war ich ihm dankbar. Heulen konnte ich besser unterdrücken als Lachen.
    »Gut. In Ordnung«, sagte Leanders Vater nach einer unerträglich langen Pause. »Dann beraten wir uns jetzt.«
    Leanders Familie steckte die Köpfe zusammen, und wieder erhob sich das grässliche Sirren und Klirren, als würde ein Orchester wild und in den höchsten Tönen durcheinanderspielen. Es zog in meinem Magen und ließ mein Trommelfell erzittern. Mit zusammengebissenen Zähnen wartete ich, bis es vorüber war.
    »Nicht er«, rief Leander aufgebracht, nachdem sein Vater in einer dramatischen Klangfolge seinen Beschluss verkündet hatte. »Jeder, aber nicht er!«
    »Ich bin mir auch nicht sicher, Nathan«, warf seine Mutter ein, ganz offensichtlich glücklich, wieder menschisch reden zu können. »Meinst du denn wirklich, er …?«
    »Ja, das meine ich. Er ist einer der Besten.«
    »Aber er ist ein …«
    »Ich weiß, was er ist, Clarissa. Eben drum. Seine Methoden sind umstritten, doch in diesem besonderen Fall könnten sie nützlich sein. Und du, Leander, kommst sofort mit. Deine Untersuchungen müssen umgehend beginnen. Wir sollten den Körper so rasch wie möglich entfernen lassen.«
    Ich erstarrte. Mitkommen? Untersuchungen? Körper entfernen? Nein, das durfte nicht wahr sein. Sie nahmen Leander mit, einfach so? Hatte er denn gar nichts dazu zu sagen?
    »Ist das ein Befehl oder …?«, fragte er vorsichtig.
    »Selbstverständlich ist das ein Befehl, mein Sohn. Unser Leben besteht aus Pflichten und Befehlen, hast du das etwa vergessen in diesem hässlichen, unnützen Menschenkörper?«
    »Oh Vater, du denkst natürlich nie daran, einen Körper zu haben, wie man unschwer erkennen kann – und Kennedy war nicht mal besonders gut aussehend!«
    »Es macht einen Unterschied, ob man sich einen Körper vorstellt oder einen hat, und jetzt möchte ich kein Wort mehr darüber hören. Ab dieser Sekunde redest du wieder in unserer Sprache!«, polterte Leanders Vater. Ja, es klang wie Paukenschläge und kaum mehr gläsern. Es war ein Signal, dem man nicht widerstehen konnte, machtvoll und deutlich.
    »Na gut«, sagte Leander kleinlaut. »Sobald wir draußen sind, rede ich wieder in Sky Patrol. Fliegt schon mal vor, ich muss die Treppe nehmen. In ihrer Nähe kann ich ja nicht fliegen.«
    Ein schrilles Sirren war die Antwort – wahrscheinlich seine Mutter. Nach und nach entschwebte Leanders Familie aus meinem Fenster. Sobald sich ihr Licht entfernt hatte und die Schwärze der Nacht zurückkehrte, stürzte Leander an mein Kopfende.
    »Das kannst du nicht machen«, rief ich, als er die Decke von meinem Gesicht zog und mich entschuldigend anschaute. Er würde ihnen also wirklich folgen. Meine Stimme bebte. »Geh nicht mit, bitte, die wollen dich umbringen!«
    »Die wollen mich

Weitere Kostenlose Bücher