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Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Kerze an und nahm sie mit in mein Zimmer. Dann legte ich mich auf das Bett, positionierte meinen Comic direkt neben der Kerze und tat so, als ob ich erst las und dann einnickte. Schließlich drehte ich mich so schwungvoll um, dass ich die Kerze streifte. Mit einem unauffälligen Plopp fiel sie um und das Papier begann zu knistern.
    Der Hund blieb sitzen und gab keinen Ton von sich. Nein, er winselte nicht, knurrte nicht, kläffte nicht. Er saß nur steif da und schnaufte ab und zu gekränkt durch.
    »Verdammt, was bist du für ein bescheuerter Hund?«, schrie ich und haute mein Kissen auf das brennende Comicheft. Ich hatte Erfahrung im Zündeln und es dauerte nur einen kurzen Moment, bis der kleine Brand gelöscht war. Hustend wedelte ich die Qualmwolken von mir weg. Der Hund sah mich an, als sei ich geisteskrank.
    »Kein Schutzengel hier, oder?«, fragte ich ihn.
    »Wuff«, antwortete er würdevoll und begann, sich in aller Seelenruhe den Hintern zu lecken.
    »Du bist kein Hund. Du bist ein Monster. Dich darf man bestimmt nicht nach Mitternacht füttern, oder?«, versuchte ich, einen Scherz zu machen. Doch der Hund hatte definitiv keinen Humor. Sein Hintern war ihm wichtiger.
    »Okay«, seufzte ich. »Dann nenne ich dich eben Mogwai.« Er sah wirklich aus wie ein Mogwai, eines dieser Fellknäuel, die sich in Die Gremlins in bösartige Ungeheuer verwandelten. Die Gremlins war Papas Lieblingsfilm. Ich hatte ihn mir schon x-mal mit ihm angesehen. Ja, Mogwai passte zu dem Hund. Und es wunderte mich nicht mehr, dass ihn niemand haben wollte. Er interessierte sich kein bisschen für Menschen. Und ich interessierte mich nicht für Hunde.
    Ich hatte also keinen Körperwächter mehr. Ganz große Klasse.
    »Idioten«, zischte ich, als ich an Leanders Familie dachte. Macht einen gigantischen Aufstand, weil euer Sohn seinen Job hingeschmissen hat, und holt ihn dann weg, um seine Klientin alleinzulassen. Das war also in Ordnung. Aber Kündigen war ein Frevel.
    Was hatte Leanders Vater gesagt? Sie würden versuchen, Leander den Körper abzulösen, und es würde unangenehm werden. Ich erschauerte, als ich daran dachte. Nathan hatte sich angehört, als sei es ihm völlig egal, dass sein Sohn Schmerzen erleiden würde.
    Zum weiteren Nachdenken kam ich jedoch nicht mehr, da zwei Minuten später erst Mama und dann, von ihr dröhnend herbeigerufen, Papa ins Zimmer stürzte und beide Mogwai anstarrten, als sei er eine hässliche Kakerlake.
    »Er muss weg«, beschloss Mama, nachdem sie mich wegen der Kerze ausgeschimpft hatte, und steckte ihre Hände tief in die Taschen ihres pinkfarbenen Frotteeplüschkimonos.
    »Luzie, wie kommt dieses Wesen überhaupt in dein Zimmer?«, fragte Papa ratlos und kratzte sich am Hinterkopf.
    »Ich, äh …« Nun kratzte ich mich am Kopf.
    »Schatz, hast du geweint?« Mama fasste mich am Kinn und sofort hatte ich eine Idee.
    »Jaaa, das habe ich … ja. Wegen ihm. Er ist mir im Park zugelaufen, ich hab ihn die ganze Zeit versteckt, daher auch das viele Essen, verstehst du, ich wusste doch, dass ihr Hunde nicht mögt, und ich hab auch beim Tierheim nachgefragt, die können aber keine mehr aufnehmen, weil wieder so viele arme Hunde ausgesetzt wurden an Weihnachten …« Ich ließ meine Stimme zittern – nur ein wenig, damit es glaubwürdig blieb. »Und er ist sicher auch so ein Weihnachtsgeschenk, das niemand mehr haben wollte. Er darf nicht weg. Er braucht ein Zuhause.«
    »Aber Luzie, das geht doch nicht!«, rief Papa. Mogwai schaute nur gelassen von einem zum anderen. Ob er überhaupt aufstehen und laufen konnte?
    »Warum denn nicht?« Oje, das durfte nicht wahr sein. Ich kämpfte darum, diesen schrecklichen Hund behalten zu dürfen. Aber ich hatte es Leander versprochen. Und Versprechen hielt ich immer.
    »Hunde und – ähm. Hunde und Bestatter, das passt nicht, Luzie. Sie riechen die …. Hm. Sie wittern die Leichen und bellen ohne Unterlass …«
    »Er bellt nicht«, behauptete ich selbstsicher. »Kein bisschen. Habt ihr ihn denn in den letzten Tagen irgendwann bellen gehört?«
    »Ach Gott, Luzie, Kind …«, stotterte Mama selig und griff sich an die Stirn. »Jetzt weiß ich endlich, mit wem du da immer geredet hast. Und ich hatte schon befürchtet …«
    »Dass ich nicht ganz sauber bin, oder?«
    »Nun ja.« Mama errötete und mied meinen Blick. »Ich hatte mir überlegt, einen Termin beim Kinderpsychologen auszumachen.«
    »Was hast du?« Papa schaute sie entgeistert an.
    »Ist ja jetzt auch

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